Erst kommt der Regen, dann plötzlich die Flut: In Frankreich sterben bei Überschwemmungen elf Menschen. Manche Bewohner der Region machen den lokalen Behörden schwere Vorwürfe.
Das Wasser kam schnell und überraschte viele Menschen im Schlaf: Heftiger Regen hat im Süden Frankreichs am Montag verheerende Überschwemmungen angerichtet. Elf Menschen starben im Département Aude, 8 wurden schwer verletzt, wie die zuständigen Behörden mitteilten. Fernsehbilder zeigen Szenen der Verwüstung: Bäche verwandelten sich in reißende Flüsse, Autos wurden fortgerissen.
Per Hubschrauber holten Retter manche Einwohner der besonders stark überfluteten Gemeinde Villegailhenc aus ihren Häusern. Braune Wassermassen umspülten am Vormittag ihre Häuser. Eine Brücke in dem Dorf nördlich der Stadt Carcassonne hielt der Flut nicht stand, sie wurde fortgerissen. Normalerweise fließt dort nur ein ruhiges Bächlein. Straßen bleiben ohne Belag zurück, Auto stapelten sich oder wurden von der Flut umgeworfen.
Hochwasser von über sieben Meter
Grund für die Überschwemmungen waren ungewöhnlich starke Regenfälle in der Nacht zu Montag. Innerhalb weniger Stunden fiel im Département Aude mancherorts so viel Regen wie normalerweise in mehreren Monaten. Zahlreiche Bäche und Flüsse traten meterhoch über die Ufer.
In der Gemeinde Trèbes erreichte das Hochwasser einen Stand von mehr als sieben Metern. Seit dem Jahr 1891 hat es hier Behördenangaben zufolge nichts Vergleichbares gegeben.
Eine Anwohnerin aus Trèbes erzählte dem Sender BFMTV, wenn sie aus dem Fenster schaue, sehe sie nichts als Wasser. Sie habe am frühen Morgen beobachtet, wie Menschen durch die Fluten auf der Straße vor ihrem Haus geschwommen seien. Ein anderes Todesopfer ist Berichten zufolge eine Nonne, die im Kloster von Villardonennel ums Leben kam.
Die Gemeinde Pezens wurde vorsorglich evakuiert. Dort drohte das Wasser, einen Damm zu überspülen. Die Bewohner wurden laut Behörden in Sicherheit gebracht. Die Schulen im Département Aude blieben geschlossen, viele Straßen waren gesperrt, der Zugverkehr war mancherorts unterbrochen, wie die Präfektur auf Twitter mitteilte.
Psychologischer Notdienst für Menschen unter Schock
Der Strom in rund 6000 Haushalten fiel laut Netzbetreiber aus. Die Menschen waren zwischenzeitlich aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Mehrere Hundertschaften der Feuerwehr waren im Einsatz. Im Krankenhaus von Carcassonne wurde ein psychologischer Notdienst für Menschen unter Schock ins Leben gerufen.
"Ich hätte niemals so etwas erwartet", sagte eine Frau aus dem Dörfchen Couffoulens dem Fernsehsender BFMTV. Um sechs Uhr morgens sei sie aufgewacht und habe die Tür ihres Hauses geöffnet. Sofort seien Unmengen an Wasser hereingeströmt. Sie habe gerade noch ihre schlafenden Kinder in ein höheres Stockwerk bringen können. Am Ende habe das Wasser im Erdgeschoss rund zwei Meter hoch gestanden. Sie habe zwar gewusst, dass starker Regen drohe. Aber die Warnungen der Behörden hätten sie nicht auf die Wassermassen vorbereitet.
Erst am vergangenen Donnerstag hatte starker Regen in Südfrankreich zwei Todesopfer gefordert. Damals waren bei der Gemeinde Sainte-Maxime an der Côte d'Azur mehrere Autos ins Mittelmeer gespült worden, zwei Menschen wurden tot in einem Wagen entdeckt. (kad/dpa)
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