Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den epochalen Bedeutungsverlust der Kirchen beklagt und eine selbstkritische Debatte darüber angeregt.

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Zur Eröffnung des Katholikentags in Erfurt würdigte das Staatsoberhaupt am Mittwoch den Einsatz von Christen für die Demokratie und für Arme, Ausgegrenzte und Verzweifelte. "Umso mehr kann ich nur zutiefst bedauern, dass die Kirchen einen so großen Zustimmungs- und Vertrauensverlust erleben", erklärte Steinmeier. "Man muss wohl von einer epochalen Veränderung sprechen."

In seinem vorab veröffentlichten Redetext zur Eröffnungsveranstaltung heißt es: "Dafür muss man die selbstgemachten Ursachen nennen, wie die fürchterliche Tatsache des massenhaften Missbrauchs und besonders der langen Geschichte seiner Vertuschung." Dazu komme in weiten Teilen der Gesellschaft eine wachsende Entfremdung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Religiösen und dem, was über unser Leben hinausweise. "Geben die Kirchen hier zu wenig Anstoß?", fragte der Bundespräsident. "Ist ihre Botschaft zu leise, zu blass, zu wenig profiliert?"

Viele Menschen suchten in ihrem Leben nach Sinn und Richtung, fügte er hinzu. "Unsere kritische Frage an uns selbst, als Christen und als Kirche muss sein: Finden diese ernsthaft Suchenden überzeugende Antworten, finden sie geistliche Kompetenz, finden sie empathische Begleitung in unseren Gruppen, Gemeinden und Initiativen?" Nächstenliebe, Caritas und Diakonie blieben wichtige Dienste an der Gesellschaft, doch bräuchten sie Kraftquellen und innere Stärkung.

"Ich weiß und ich bin mir sicher, dass immer noch sehr viel Gutes von den Christen unseres Landes ausgeht", meinte Steinmeier. Hoffnungsvolle Schritte für die Zukunft würden bereits getan, "und das macht auch mir selber Hoffnung".  © dpa

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