Tübingen (dpa) - Sie studiert in Tübingen, hat keine eigene Wohnung und verbringt einen großen Teil ihrer Zeit auf Schienen: Leonie Müller spart sich die Miete und lebt in Zügen der Deutschen Bahn.

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Die 23 Jahre alte Leonie Müller zahlt eine Bahncard 100 mit freier Fahrt auf allen Strecken statt Miete und pendelt seit Mai zwischen Universität und verschiedenen Übernachtungsorten hin und her. Ein beachtlicher Teil von Leben und Arbeiten spielt sich für sie seitdem im Abteil ab. Ihr ungewöhnliches Projekt, über das zunächst der Jugendsender des Südwestrundfunks "Das Ding" und "Spiegel Online" berichteten, sei auch Teil des Studiums der Medienwissenschaften, teilte sie der Deutschen Presse-Agentur mit.

Gemeldet ist Müller bei ihrem Freund in Köln. Und wo schläft sie? "Tagsüber dösen geht gut im Zug, wirkliches schlafen nicht! Zu ungemütlich, und man kann auf seinen Rucksack nicht aufpassen, wenn man schläft", sagte sie der dpa. Sie übernachte daher bei Freunden und Familie an verschiedenen Orten.

Leonie Müller erzählt, dass die Idee ganz spontan entstanden sei. Sie habe Ärger mit ihrer Vermieterin in Stuttgart gehabt und wollte dort nicht mehr wohnen. "Gleichzeitig fing meine Beziehung in Köln an und die Feststellung kam, eigentlich gar nicht mehr selber irgendwo wohnen zu wollen." Probleme mit der Körperpflege habe sie in Zügen nicht: "Ich finde es dort weder eklig noch eng."

Die Aufmerksamkeit seit der ersten Medienveröffentlichung seien krass und ungewohnt. Sie merke, dass ihr Thema polarisiere, weil sie indirekt provoziere. Jeder habe eine Wohnung, sie eben mal keine.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn findet Müllers Art des Reisens gut. "Wir freuen uns über so begeisterte Bahnfahrer und dass jemand zeigt, wie vielfältig man die Zeit in einem Zug nutzen kann." Wenn jemand die Bahncard 100 so heftig nutze, sei das völlig in Ordnung. "Es gibt viele Menschen, die viel Zeit in Zügen verbringen, das ist jetzt nicht so ungewöhnlich."

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