Eine große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland glaubt einer Studie zufolge, dass sie keinen Einfluss auf die Regierung hat. 78 der Befragten zwischen zwölf und 16 Jahren gaben dies in einer repräsentativen Studie der Universität Bielefeld an, wie die Autoren am Dienstag in Berlin mitteilten. Beauftragt wurde die sogenannte Sozialstudie 2023/2024 von der Bepanthen-Kinderstiftung des Pharmakonzerns Bayer.
72 Prozent der Jugendlichen zeigten sich überzeugt, dass sich Politikerinnen und Politiker nicht viel darum kümmern, was Jugendliche denken. Mit 57 Prozent sprach ihnen sogar mehr als die Hälfte der Befragten das Bemühen ab, die wichtigsten Probleme der Gesellschaft lösen zu wollen.
Obwohl sich viele Jugendliche von Gesellschaft und Politik nicht genug gesehen fühlten, machten sie sich trotzdem auch Sorgen um andere Gesellschaftsgruppen wie zum Beispiel Rentnerinnen und Rentner, erklärte Studienleiter Holger Ziegler von der Universität Bielefeld. So finden laut Studie 65 Prozent der Jugendlichen, dass zu wenig für diese Gruppe getan wird. "Die Vorurteile gegenüber der jungen Generation, diese würde 'sich nur für sich selbst interessieren', können in unserer Studie keinesfalls bestätigt werden", erklärte Ziegler.
Die anderen Bereiche, für die aus Sicht der Jugendlichen zu wenig getan wird, sind gleiche Lebensbedingungen (62 Prozent), Bildung (62 Prozent) und Arme (61 Prozent). Befragt nach dem Erleben eigener Ungerechtigkeit, zeigt die Studie teils große Unterschiede bezüglich des sozioökonomischen Status. Ist dieser niedrig, geben 37 Prozent der Jugendlichen an, Ungerechtigkeit als Norm in ihrem Leben zu erfahren. Bei hohem Status geben dies nur 18 Prozent an.
Auch Kinder zwischen sechs und elf Jahren wurden für die Studie befragt. 59 Prozent der Kinder mit niedrigem Status gaben an, dass sie Deutschland als ungerecht empfinden. Unter den Kindern mit hohem Status waren dies 14 Prozent.
Für die Sozialstudie wurden 1230 Kinder und Jugendliche befragt. Die Betpanthen-Stiftung beauftragt die Universität Bielefeld alle zwei Jahre mit einer solchen Studie, "um aktuelle Problemfelder in der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen zu identifizieren". Die Erkenntnisse fließen in die Kinderförderung des Kinderhilfswerks Die Arche ein. © AFP
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