Knapp zehn Monate nach dem Tod der Schülerin Susanna hat in Wiesbaden der Mordprozess begonnen. Das Interesse an dem aufsehenerregenden Fall ist groß, die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Nun will sich der Angeklagte Ali B. äußern.

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Im Mordprozess um den gewaltsamen Tod der Schülerin Susanna hat der Angeklagte Ali B. vor dem Wiesbadener Landgericht angekündigt, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Das erklärte sein Verteidiger kurz nach Beginn der Hauptverhandlung am Dienstag. Der 22-jährige Ali B. soll die Mainzer Schülerin im Mai 2018 in Wiesbaden vergewaltigt und anschließend heimtückisch getötet haben.

In Vernehmungen hatte der irakische Flüchtling gestanden, Susanna umgebracht zu haben. Die Vergewaltigung bestritt er.

Großes Interesse an der Verhandlung

Der Auftakt der Verhandlung wurde von zahlreichen Kamerateams und Journalisten begleitet. Vor dem Zuschauereingang bildete sich eine lange Schlange.

Das Gericht hatte die Sicherheitsvorkehrungen zum Prozess verschärft, die Polizei war mit mehreren Einsatzwagen vor Ort. Vor dem Gebäude versammelten sich rund ein Dutzend Menschen zu einer Mahnwache.

Laut Anklage hat Ali B. in der Nacht vom 22. zum 23. Mai 2018 die Susanna in einem Feld zum Sex gezwungen. Als die 14-Jährige danach drohte, zur Polizei zu gehen, habe er sie von hinten angegriffen und erwürgt.

Anschließend habe er mit einer weiteren, bislang unbekannten Person ein Erdloch ausgehoben und die Tote vergraben. Von dem Handy des Opfers aus soll er eine Nachricht an die Mutter von Susanna geschrieben haben, um sie glauben zu lassen, die Tochter sei in Paris.

Ali B. flüchtete nach Tat in den Nordirak

Die Leiche von Susanna war nach einer großen Suche am 6. Juni 2018 in einem kleinen Wald in Wiesbaden-Erbenheim gefunden worden. Wenige Tage später wurde Ali B. im kurdisch kontrollierten Nordirak gefasst und von der Bundespolizei nach Deutschland zurückgebracht. Er hatte sich kurz nach der Tat mit seiner Familie in seine Heimat abgesetzt.

Am Dienstag berichtete Ali B. vor dem Landgericht von seiner Kindheit im Irak, wo er fünf Jahre die Schule besucht habe. 2015 sei die Familie nach Deutschland geflüchtet.

Zum Auftakt des Prozesses appellierte die Opferschutzorganisation Weißer Ring an die Justiz, die Opfer nicht aus dem Blick zu verlieren. Oft stehe in der Verhandlung ausschließlich der mutmaßliche Täter im Fokus, die Opfer würden nur als Zeugen wahrgenommen, sagte ein Sprecher des Weißen Rings in Mainz.

Auch im Fall Susanna werde die Familie der getöteten 14-Jährigen bereits seit längerem eng begleitet, sagte der Sprecher. Ehrenamtliche des Weißen Rings begleiteten die Angehörigen auch an den Prozesstagen. Die Mutter und die Halbschwester der getöteten Susanna sind als Nebenkläger vor Gericht vertreten.


  © dpa

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