Vor der Küste Griechenlands ist ein Flüchtlingsboot gekentert. Dabei sind zahlreiche Geflüchtete ertrunken. Helfer versuchen, so viele Überlebende wie möglich zu retten.

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Bei einem schweren Bootsunglück vor der griechischen Küste sind am Mittwoch nach Angaben der griechischen Behörden mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Die griechischen Behörden gingen jedoch von weitaus mehr Opfern aus. Medien berichteten von 500 bis 700 Passagieren. Gerettet wurden 104 Menschen.

Flüchtlinge erhalten erste Hilfe bei ihrer Ankunft im Hafen nach einer Rettungsaktion. Bei einem Bootsunglück vor der griechischen Küste sollen zahlreiche Geflüchtete ums Leben gekommen sein. © picture alliance/dpa/www.argolikeseidhseis.gr/Uncredited

Staatspräsidentin reist auf Halbinsel Peleponnes

Laut Behördenangaben dauert eine großangelegte Suchaktion an. Patrouillenboote der Küstenwache, die Luftwaffe, eine Fregatte der Kriegsmarine sowie sechs Frachter und andere Schiffe in der Region sind im Einsatz. Die griechische Staatspräsidentin Ekaterini Sakellaropoulou flog am Mittag auf die Halbinsel Peloponnes, um sich ein Bild der Lage zu machen. Vier Krankenhäuser seien in Alarmbereitschaft, um die Verletzten unter den Geretteten zu versorgen.

"Bereits seit Mittwochmorgen läuft vor Pylos eine umfangreiche Rettungsaktion, nachdem ein Fischerboot mit einer großen Zahl von Migranten an Bord gekentert ist", teilte die griechische Küstenwache mit. Die Rettungsaktion sei durch starken Wind erschwert worden. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) erklärte im Onlinedienst Twitter, nach ersten Berichten könnten sich "bis zu 400 Menschen" an Bord befunden haben.

An der Rettungsaktion nahmen Marineboote sowie ein Flugzeug und ein Hubschrauber des Militärs teil. Die Aktion habe nach dem Kentern des Bootes "sehr früh" am Mittwoch begonnen, erklärte die Küstenwache. Den Angaben zufolge hatte die europäische Grenzbehörde Frontex das Boot am Dienstagnachmittag bemerkt. Niemand an Bord habe Rettungswesten getragen.

"Wir hören Zahlen, bei denen wir Angst haben, sie überhaupt laut auszusprechen", sagte ein Reporter des Staatssenders ERT. Die Hafenstadt Kalamata auf der Halbinsel Peloponnes wurde zum Krisenzentrum: Ins dortige Krankenhaus und in andere Kliniken in der Region wurden Überlebende gebracht, die zum Teil wegen Unterkühlung behandelt werden mussten.

Flüchtlingsboot hatte als Ziel Italien

Schon am Dienstag hätten italienische Behörden die griechischen Nachbarn über ein voll besetztes Fischerboot im griechischen Such- und Rettungsbereich informiert, hieß es in einer Mitteilung der Küstenwache. Ein Frontex-Flugzeug habe das Boot daraufhin 47 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes lokalisiert. Sowohl die griechische Küstenwache als auch vorbeifahrende Frachter hätten den Passagieren per Funk wiederholt Hilfe angeboten, diese sei aber abgelehnt worden.

In den frühen Morgenstunden sei das Boot dann gekentert und schließlich gesunken, hieß es. Nach Angaben Überlebender war es vom libyschen Tobruk aus in See gestochen und auf dem Weg nach Italien. Über die Nationalitäten der Menschen war zunächst nichts bekannt.

Die Unglücksstelle liegt nahe der tiefsten Stelle im Mittelmeer, dem sogenannten Calypsotief, das rund fünf Kilometer bis zum Meeresboden reicht. Eine Bergung des Wracks könnte damit so gut wie ausgeschlossen sein.

Seit 2014 sind nach UN-Angaben mehr als 20.000 Migranten auf dem Mittelmeer gestorben. Erst Ende Februar 2023 kam in Italien vor der Küste Kalabriens zu einem Bootsunglück mit mindestens 90 Toten.

Bei der wohl bisher schlimmsten Katastrophe auf dem Mittelmeer verloren im April 2015 mehr als 1.000 Menschen vor der libyschen Küste ihr Leben. Im April 2016 starben bis zu 500 Menschen bei einem Schiffbruch auf dem Weg von Libyen nach Italien. Nur einen Monat später kamen bei mehreren Unglücken binnen einer Woche mehr als 1.000 Menschen ums Leben: unter anderem starben vor Kreta 300 Migranten. (dpa/afp/the)

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