Über Wochen gab es wegen der Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie wesentlich weniger Verkehr in Deutschland. Dennoch ist die Zahl der tödlichen Unfälle im Straßenverkehr deutlich höher als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres.

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Auf Deutschlands Straßen ist trotz geringerem Verkehrsaufkommen im Corona-Lockdown das Risiko tödlicher Unfälle gestiegen. Im April lag nach Berechnungen der Allianz-Versicherung das "relative Getötetenrisiko" um fast die Hälfte höher als in den Vergleichsmonaten der Vorjahre.

Demnach starben im April im statistischen Schnitt 11,1 von 1.000 Verunglückten. Im April 2019 dagegen waren rechnerisch von 1.000 Verunglückten nur 7,5 gestorben.

Währen Corona-Lockdown: Weniger Unfälle - mehr Tote

In absoluten Zahlen: Im April verunglückten in Deutschland laut amtlichen Zahlen 21.236 Menschen im Verkehr, davon starben 236. Ein Jahr zuvor waren insgesamt 31.592 Menschen verunglückt, fast 10.000 mehr also. Doch gleichzeitig war die Zahl der Verkehrstoten im Vorjahr mit 239 fast genauso hoch wie 2020. "Die Gesamtzahl der Verunglückten ist niedriger, aber der Anteil der Getöteten signifikant höher", sagte Jörg Kubitzki, Verkehrssicherheitsforscher im Allianz Zentrum für Technik.

Verkehrsregeln wegen Lockdown missachtet

"Es wird zwar weniger gefahren, aber der Verkehr ist nicht sicherer geworden." Viele Fahrer hätten sich "wenig angepasst" an die Situation verhalten. "So hatten wir im Frühjahr schwere Motorradunfälle, obwohl es ein bundesweites Verbot von Spritztouren gab", sagte Kubitzki.

"Die geringere Verkehrsdichte führt dazu, dass Verkehrsregeln weniger beachtet werden. Man darf aber nicht nur die Autofahrer kritisieren, das gilt für alle Verkehrsteilnehmer."

Manche Fußgänger hätten die Ausgangsbeschränkungen - von vielen Menschen als Lockdown bezeichnet - als Einladung verstanden, in der Mitte der Straße zu spazieren.

"Unfallforscher kennen diesen Effekt aus der Nacht", sagte Kubitzki. "Nachts wird weniger gefahren, aber die Regeln werden häufiger missachtet." (dpa/thp)

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