In der Region Valencia wird der Straßenverkehr für 48 Stunden zwangsweise eingeschränkt, um den Rettungskräften die Arbeit zu ermöglichen. Hunderte Menschen werden noch vermisst. Die Zahl der Toten stieg auf 207.
Nach den verheerenden Unwettern in Spanien klettert die Zahl der Toten weiter nach oben. Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska sagte im Sender Cadena Ser, sie liege jetzt bei 207. Alleine 204 Menschen starben demnach in der am härtesten getroffenen Mittelmeerregion Valencia sowie zwei in der Region Kastilien-La Mancha und einer in Andalusien. Zuvor hatte die vorläufige Zahl der Toten in Spanien bei 205 gelegen.
Diese vorläufige Bilanz könne sich in den kommenden Stunden weiter verschlimmern, da viele Menschen noch vermisst würden, sagte Grande-Marlaska am Freitagabend weiter. Eine offizielle Zahl, wie viele Menschen noch in steckengebliebenen Autos oder an anderen Orten vermutet werden, gibt es nicht.
Viele Menschen noch in Autos vermutet
Die Zeitung "El Diaro" berichtete unter Berufung auf den Zivilschutz von Valencia, es seien ursprünglich etwa 1.900 Menschen telefonisch als vermisst gemeldet worden. Dazu sagte Grande-Marlaska laut der Nachrichtenagentur Europapress: "Diese Daten wurden nicht berücksichtigt, weil sie keinen vernünftigen Kriterien entsprechen." Es wäre nicht klug, eine Zahl zu nennen.
600 dieser 1.900 als vermisst Gemeldeten seien wieder aufgefunden worden, berichtete die Zeitung weiter. Zudem könne sich die Zahl weiter reduzieren, etwa durch doppelt als vermisst gemeldete Personen. Allerdings sagte auch Verteidigungsministerin Margarita Robles, es würden noch viele Menschen in verschütteten oder von den Fluten mitgerissenen Autos vermutet.
Mehr als 1.700 Soldaten helfen mittlerweile in den Katastrophengebieten im Raum Valencia mit, auch tausende freiwillige Helfer haben sich gemeldet.
Retter haben Vorrang: Verkehrsbeschränkungen in Valencia
Um den Einsatz der Rettungsdienste nach den Unwettern zu erleichtern, hat die Regierung der spanischen Mittelmeerregion Valencia Verkehrsbeschränkungen angeordnet. Ab Samstag und für zunächst 48 Stunden werde nur noch in besonders begründeten Fällen der Verkehr auf den wichtigen Verbindungsstraßen um die betroffenen Orten erlaubt, kündigte der für Infrastruktur zuständige Beamte, Vicente Martínez Mus, an.
In der Notsituation können die Menschen auch nicht angemessen trauern. Vielen Anwohnern war es bislang nicht möglich, von ihren verstorbenen Angehörigen Abschied zu nehmen. Nach der Obduktion werden die identifizierten und nicht identifizierten Todesopfer in die Feria de Valencia gebracht. In der großen Messehalle der Regionalhauptstadt wurde eine 1.300 Quadratmeter große provisorische Leichenhalle eingerichtet.
Familienmitgliedern sei der Zugang zu der Leichenhalle nicht gestattet, sagte Nuria Montes, Mitglied der Regionalregierung. "Der beste Ort für die Familien, um auf Nachrichten von ihren Angehörigen zu warten, ist zu Hause", sagte die Beamtin mit Nachdruck. Wegen ihrer Tonart wurde ihr indes mangelnde Empathie vorgeworfen und sie musste um Entschuldigung bitten. Nach der Unwetterkatastrophe werden zahlreiche Menschen noch vermisst.
Einige Züge fahren wieder
Nach den schweren Regenfällen und verheerenden Fluten vom Dienstag im Osten und Süden Spaniens ist die Lage weiterhin schwierig. Die Bergungsarbeiten dauern an. Ganze Orte sind mit Schlamm überzogen. Viele Orte sind nach wie vor abgeschnitten. Fast überall fehlen Lebensmittel, Trinkwasser und Geräte wie Schaufeln.
Der Bahnverkehr ist aufgrund der Schäden an der Infrastruktur weitgehend gestört. Ab Samstag sollen aber begrenzt die ersten Züge fahren. Zwei Bahnlinien des Nahverkehrs in der Region Valencia und der Hochgeschwindigkeitsservice Euromed zwischen Valencia und Barcelona entlang der Mittelmeerküste nehmen den Betrieb wieder auf, wie die Bahngesellschaft Renfe mitteilte.
Zweithöchste Warnstufe auf Mallorca
Das Tiefdruckgebiet, das am Dienstag für die verheerenden Fluten im Süden und Osten Spaniens sorgte, hat Mallorca mit ersten heftigen Schauern überzogen. In manchen Gebieten der beliebten Balearen-Insel seien bereits mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gefallen, berichtete das Wetterportal "MeteoDadesBalears". Am Flughafen Palma sind alle Flüge etwa ein bis zwei Stunden verspätet, wie aus der deutschen Website der Flughafengesellschaft Aena hervorgeht.
Der spanische Wetterdienst Aemet gab vorsorglich für den heutigen Feiertag Allerheiligen die Warnstufe Orange für die gesamte Inselgruppe aus, zu der auch Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera gehören. Die Regierung der Balearen riet von allen Aktivitäten im Freien ab. Bis Samstag, 8 Uhr, galt für die Inseln die zweithöchste Warnstufe Orange. In den folgenden Tagen soll es wechselhaft bleiben, wenngleich es wohl nicht mehr so stark regnet.
Am Freitagmorgen hatte noch die Sonne geschienen, am Vormittag kamen erste heftige Schauer im Südwesten Mallorcas auf. In Palma setzte gegen 16 Uhr Starkregen ein. Es donnerte und blitzte. (dpa/bearbeitet von sbi)
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