Beirut liegt in Trümmern und die Suche nach der Ursache der verheerenden Explosion läuft auf Hochtouren. Auch wenn es noch nicht abschließend feststeht, detonierte womöglich eine große Menge Ammoniumnitrat. Wie groß war die Sprengkraft im Vergleich zu anderen Explosionen? Das haben Experten nun errechnet.

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Auch wenn die Suche nach der Ursache noch andauert: Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut wurde vermutlich von einer großen Menge Ammoniumnitrat ausgelöst. Wie gefährlich ist diese Substanz, die die Hauptstadt des Libanon erschütterte?

Explosion hatte Stärke von etwas 1.100 Tonnen TNT-Äquivalent

Die Explosion hatte nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) eine Stärke von bis zu 1.100 Tonnen TNT-Äquivalent. TNT ist die Abkürzung für den Sprengstoff Trinitrotoluol. Ammoniumnitrat habe ein TNT-Äquivalent von etwa 0,5, erklärt Jörg Stierstorfer von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Wert gibt die Zerstörungswirkung eines Sprengstoffs an. Das heißt: TNT ist etwa doppelt so stark wie Ammoniumnitrat.

Offiziellen Angaben zufolge lagerten 2.750 Tonnen im Hafen von Beirut. Zum Vergleich: Die Explosionsenergie der 1945 über Hiroshima abgeworfenen Atombombe wird mit etwa 12.500 Tonnen TNT beziffert.

Experte: Wahrscheinlich nicht nur Ammoniumnitrat explodiert

Sprengstoffexperte Wolfgang Spyra von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus geht davon aus, dass mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur Ammoniumnitrat explodiert ist. Dies zeige die schwarze Wolke, die auf den Aufnahmen zu sehen ist. "Die würde sich nicht alleine erklären lassen durch Ammoniumnitrat", sagte Spyra der Deutschen Presse-Agentur. "Vielleicht waren es pyrotechnische Artikel, die dort gelagert sind." Beide Materialien hätten etwa bei Schweißarbeiten entzündet werden können.

Nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam war die Explosion einem Erdbeben der Stärke 3,5 vergleichbar. Anders als bei einem Erdbeben, das eher in der Tiefe stattfinde, wurde in Beirut aber ein großer Teil der Energie in die Atmosphäre freigesetzt. Dazu Frederik Tilmann, Leiter der Sektion Seismologie am GFZ: "Es ist die Druckwelle, die die Schäden verursacht hat - nicht die Erschütterung."

In Beirut hatte eine verheerende Detonation große Teile des Hafens zerstört und ganze Straßen im Zentrum in Scherben und Trümmer gelegt. Mindestens 149 Menschen wurden getötet und weitere 5.000 verletzt. Rund 300.000 Menschen haben ihr Zuhause verloren. Davon sind dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge schätzungsweise 80.000 Kinder. (mgb/dpa)

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