Der bereits über Tage anhaltende Wasserdruck und teils wieder steigende Flusspegel lassen laut einem Experten aktuell die Gefahr für örtliche Deichbrüche anwachsen. "Bislang haben wir keine Deichbrüche gesehen, da der technische Hochwasserschutz gut funktioniert und vor allem die Katastrophenhilfe ausgezeichnet organisiert ist", sagte der Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen an der Leibniz Universität Hannover, Torsten Schlurmann, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Doch vielerorts seien Deiche infolge der schon seit Tagen anhaltenden Hochwasserlage geschwächt. Durch nun erneut steigende Wasserstände nach Dauerregen werde die Belastung für die Deiche noch einmal stärker.
"Die Deiche schützen vor Hochwasser hinreichend gut, solange sich Wasser nicht über längere Zeit an ihnen staut", sagte der Professor für Wasserbau und Küsteningenieurwesen. Die Standfähigkeit eines Deiches hänge dann von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa davon, wie groß der Gradient zwischen dem Druck durch den Wasserstand im Fluss und der Landseite des Deiches sei, aus welchem Material der Deich gebaut sei und auf welchem Untergrund dieser stehe.
Eine wichtige Aufgabe der Einsatzkräfte sei es daher, die Deiche stetig zu beobachten, etwa durch Deichläufer am Boden oder mithilfe von Drohnen aus der Luft. Denn bei einem möglichen Deichbruch seien vorher Anzeichen zu erkennen. Je größer der Wasserstand im Fluss werde und je länger der Einstau anhalte, desto mehr Wasser werde durch den Deich gedrückt, sagte Schlurmann. "Was dann unweigerlich passieren kann, ist, dass das Wasser Material aus dem Inneren des Deichs ausschwemmt. Dann verliert der Deich an innerer Tragfähigkeit. Sobald Wasser so den Deich durchsickert und an der Landseite austritt, ist das ein sicheres Anzeichen, dass Gefahr im Verzug ist."
Dann müssten unverzüglich Maßnahmen getroffen werden, etwa indem solche Stellen mit Sandsäcken in sogenannten Quellkaden, einer Technik der Deichverteidigung, gesichert werden. Eine Entspannung der Lage erwartet der Wissenschaftler erst am Wochenende. © dpa
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