Die Blätter haben sich in diesem Jahr ungewöhnlich spät verfärbt und Bäume haben später ihr Laub verloren als üblich. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) beträgt der Zeitverzug etwa zehn Tage. Grund ist, dass es mehr Regen gab und wärmer war, wie Agrarmeteorologe Andreas Brömser am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Die Angaben gehen auf ein Netzwerk sogenannter phänologischer Beobachter zurück, die rund 80 Pflanzenarten im Auge behalten und deren Stadien an den DWD melden. Mehr als 300 Sofortmelder beobachten unter anderem, wann sich Laub verfärbt und wann Bäume kahl werden. Die Daten reichen bis in die 1990er Jahre zurück. Daneben gibt es über 1000 zeitverzögert meldende Jahresmelder, deren Daten bis in die 1950er Jahre zurückreichen.
Auch wenn für diesen Herbst noch nicht alle Meldungen vorlägen, sehe man eine eindeutige Tendenz, sagte Brömser: "Bei der Blattverfärbung von Stieleichen und Rotbuchen sehen wir eine Verspätung von rund zehn Tagen im Vergleich zum Mittel der letzten zwei bis drei Jahrzehnte." Der Zeitverzug beim Verlieren der Blätter bewege sich "in einer ähnlichen Größenordnung".
Der Agrarmeteorologe sieht zwei mögliche Gründe: Zum einen seien die Bäume in diesem Jahr vergleichsweise gut mit Wasser versorgt worden. "Der zweite Grund ist, dass es im Herbst lange sehr mild war und es bisher kaum Frost gab." Mit der Sonne habe die Entwicklung vermutlich eher weniger zu tun.
Das späte Bunt- und Kahlwerden der Bäume in diesem Jahr ist Brömser zufolge eher ein singuläres Phänomen aufgrund der Witterung. Mit dem Klimawandel habe das nur bedingt zu tun. Tendenziell sehe man aber auch "eine ganz leichte Verspätung" für einen längeren Zeitraum. "Allerdings ist das ein relativ schwacher Trend." Viel ausgeprägter sei, dass sich die Vegetationsperiode insgesamt nach vorne verschoben habe, das Grün im Frühling also eher sprießt. © dpa
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