Honig muss als Naturprodukt rein und frei von Zusatzstoffen sein. Laut einem EU-Bericht ist die Hälfte des in die EU eigeführten Honigs aber gefälscht. Jetzt fordert die NGO Foodwatch strengere Kontrollen.

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Nach der Veröffentlichung eines EU-Berichts, wonach fast die Hälfte des in die EU importierten Honigs mutmaßlich gefälscht ist, hat die NGO Foodwatch striktere Kontrollen in Deutschland gefordert. "Verbraucher und Verbraucherinnen haben jahrelang gefälschten Honig in Supermärkten gekauft, ohne es zu wissen", erklärte Chris Methmann, Geschäftsführer von foodwatch Deutschland, am Donnerstag.

Lebensmittelüberwachung wird schamlos umgangen

"Die Betrüger nutzen die Lücken in der Lebensmittelüberwachung schamlos aus. Erst mit moderneren Analysemethoden können Kontrollbehörden Fälschungen erkennen und dafür sorgen, dass sie vom Markt verschwinden."

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Aus der am Donnerstag veröffentlichten EU-Studie geht hervor, dass das Labor der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) im Auftrag der Europäischen Kommission mittels einer modernen Methodik in 46 Prozent von 320 Honigproben billigere Zuckersirupe unter anderem aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben gefunden hatte.

Quote der Fälschungen seit 2017 verdreifacht

Das ist nach EU-Recht verboten - Honig muss als Naturprodukt rein und frei von anderen Stoffen und sogar von Wasser sein, mit denen das Volumen des Produkts erhöht werden könnte.

Die Quote der Fälschungen ist mit 46 Prozent etwa dreimal so hoch wie während des letzten EU-Kontrollberichts aus dem Untersuchungszeitraum 2015-2017. Damals lag der Anteil der beanstandeten Proben bei lediglich 14 Prozent.

Honig oft mit Zuckersirupen verdünnt

In der Vergangenheit verdünnten Fälscher Honig mit Zuckersirupen aus Maisstärke oder Zuckerrohr. Mittlerweile verwenden sie jedoch Sirupe, die hauptsächlich aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben hergestellt werden - ein Betrug, der derzeit von den meisten Laboren technisch nicht entdeckt werden kann.

Von den 21 in Frankreich entnommenen Proben waren nur vier "echter Honig". In Deutschland war die Hälfte der 32 entnommenen Proben verdächtig. Im Einzelnen wurden 74 Prozent der 89 Honige aus China beanstandet, ebenso wie fast alle aus der Türkei importierten Honige (14 von 15).

Die EU importiert jährlich 175.000 Tonnen Honig aus Drittländern, was 40 Prozent ihres Verbrauchs entspricht, und ist damit der weltweit zweitgrößte Honigimporteur hinter den USA.(afp/jst)  © AFP

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