• Aldi will auch sein gekühltes Fleisch- und Wurstangebot bis 2030 auf die Haltungsstufen 3 und 4 umstellen.
  • Bislang war dieser Schritt nur für Frischfleisch angekündigt.
  • Sogenanntes "Billigfleisch" wäre dann bei dem Discounter endgültig nicht mehr im Sortiment zu finden.
  • Lob kommt von Landwirtschaftsminister Özdemir und von Tier- und Umweltschutzverbänden - kritisch äußerte sich die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch.

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Aldi will auch bei seinen gekühlten Fleisch- und Wurstwaren bis 2030 komplett auf die Haltungsformen 3 und 4 umstellen. Das gab der Discounter in einer Pressemitteilung bekannt. Fast die Hälfte des jährlichen Fleischkonsums entfalle auf diese Fleisch- und Wurstwaren, erklärte Aldi zur Begründung.

Vorgesehen ist dem Unternehmen zufolge ein Stufenplan, wonach Aldi bis 2025 vollständig auf Ware aus Haltungsform eins verzichten will - das bedeutet "Stallhaltung" und entspricht den gesetzlichen Mindeststandards in der Tierhaltung. Bis 2026 soll dann ein Drittel der Fleisch- und Wurstwaren aus Haltungsform drei und vier stammen, bis 2030 soll vollständig auf Ware aus den beiden höheren Haltungsformen umgestellt werden.

Bei Frischfleisch hatte Aldi die Umstellung schon 2021 angekündigt. Auch hier soll die stufenweise Umstellung auf die höheren Haltungsformen bis 2030 abgeschlossen sein.

Die Umstellung auf die höchsten Haltungsformen 3 und 4, also "Außenklima" und "Premium", ist für Discounter-Fleisch ein Fortschritt. Bei diesen Haltungsformen sind mehr Platz für die Tiere, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, Zugang zu frischer Luft sowie besseres Futter vorgesehen.

Lob vom Landwirtschaftsminister - Kritik von Foodwatch

Cem Özdemir (Grüne) begrüßte den Schritt "ausdrücklich". Der Markt verändere sich, der Fleischkonsum sinke beständig und zugleich wünschten sich Verbraucherinnen und Verbraucher eine bessere Tierhaltung. "Darauf zu reagieren, ist Marktwirtschaft", erklärte der Landwirtschaftsminister.

Greenpeace begrüßte, dass mit der Ankündigung durch Aldi Billigfleisch im Supermarkt nun "mehr und mehr zum Auslaufmodell wird". Billigfleisch auch in diesem Segment aus den Regalen zu nehmen, "bedeutet weniger Tierleid und mehr Schutz fürs Klima", erklärte die Umweltschutzorganisation.

Auch der Deutsche Tierschutzbund äußerte sich lobend, sieht nun aber die Politik am Zug. Der Handel erkenne den gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierschutz und das "muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein, jetzt die Weichen zu stellen, um bessere Tierschutzstandards zu erreichen". Die Formen drei und vier bedeuteten zudem nicht automatisch ein Höchstmaß an Tierschutz. Der Handel müsse da "sehr genau hinschauen".

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Anderen Organisationen geht der Schritt aber nicht weit genug. Foodwatch kritisierte, auch mit den Haltungsformen 3 und 4 ändere sich am "Elend der Tiere" nichts. "Millionen Nutztiere leiden massiv unter Krankheiten, Verletzungen und Schmerzen", erklärte die Verbraucherorganisation.

Die Haltungsform, etwa ob die Tiere auf einem Bio-Hof oder konventionell gehalten werden, "spielt dabei kaum eine Rolle". Etwas mehr Platz und Auslauf schützten nicht vor "Lungenentzündungen, Abszessen und Kannibalismus". Helfen würden lediglich "lückenlose Gesetze für mehr Tiergesundheit".

Die Verbraucherorganisation kritisierte schon 2021 in einer Stellungnahme: "Aldi gaukelt den Menschen vor, mit dem Kauf von Produkten der Haltungsstufen 3 und 4 das Leben der Tiere nachhaltig verbessern zu können." (AFP/spot/cze)

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