Die Stromrechnung senken mit einer Photovoltaik-Anlage – immer mehr Hausbesitzer machen davon Gebrauch. Doch der Boom hat auch Schattenseiten: Viele Handwerker sind ausgelastet, mancher Interessent weicht auf Anbieter mit wenig Erfahrung aus. Sechs Tipps, wie Sie sich vor einem teuren Reinfall schützen können.
Wo Sonne ist, da ist auch Schatten – besonders, wenn darum geht, Photovoltaik-Anlagen auf Dächer zu bauen. Und selbst jetzt, wo es draußen herbstlich und dunkel wird, ist das in meinem Bekanntenkreis ein großes Thema. Viele Dachdecker und Elektriker vor Ort sind so stark ausgebucht, dass die Jagd nach einem Termin fürs nächste Frühjahr in der kalten Jahreszeit beginnt.
Aber was tun, wenn der Handwerker des Vertrauens keine Zeit hat? Der Solaranlagen-Boom der vergangenen zwei Jahre hat dazu geführt, dass schwarze Schafe auf dem Markt aufgetaucht sind: Unternehmen, die anbieten, schnell und günstig eine Anlage zu installieren – dabei aber mehr falsch machen als richtig. "Finanztest" hat zusammengestellt, bei welchen Arten von Anbietern Sie wachsam sein und worauf Sie achten sollten.
Warum Solaranlagen maßgeschneiderte Lösungen erfordern
Der Grund: Es braucht das Wissen von mindestens zwei Spezialisten, um Solarpanel richtig am Dach zu befestigen und mit der Hauselektrik zu verbinden. Nötig sind ein Dachdecker, Zimmermann oder sonst jemand, der sich mit Dächern auskennt, und ein Elektriker. Dazu kommt: Jedes Dach ist anders, Anlagen von der Stange passen meist nicht – jedenfalls nicht so, dass sie den nächsten Sturm problemlos überstehen.
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Übrigens: Sturm, Hagel oder ein Brand können auch einwandfrei aufgebaute Anlagen beschädigen. Für solche Fälle hat die Stiftung Warentest kürzlich Photovoltaik-Versicherungen untersucht.
Oft beginnen die Probleme schon bei der Beratung. Manche Anbieter versprechen einen schnellen und günstigen Aufbau, ohne sich Haus und Dach vor Ort anzusehen. Erfahrene Solar-Installateure raten von solchen verlockenden Offerten dringend ab. Zwar spart man Geld und einen Arbeitsschritt, doch das Risiko, dass die Bauteile dann nicht genau passen, ist groß.
Deshalb gilt vor der Entscheidung für einen Solar-Installateur: Genau überprüfen, ob die Firma die nötigen Kenntnisse besitzt und ihrerseits mit anderen ebenso professionellen Anbietern zusammenarbeitet. Worauf Sie noch achten sollten:
Sechs Warnsignale für unseriöse Anbieter
- Vorkasse. Da es sich um einen Werkvertrag handelt, wird nach Baufortschritt gezahlt statt im Voraus. Die letzte Zahlung ist erst fällig, wenn die Anlage Strom produziert und ins Netz einspeisen kann.
- Unspezifisches Angebot. Oft wollen Anbieter während der Bauphase Änderungen vornehmen. Um das zu verhindern, muss das Angebot konkrete Angaben zu den enthaltenen Leistungen und Produkten enthalten.
- Subunternehmen. Arbeitet die Firma mit Subunternehmen? Kunden sollten fragen, wer die Leistungen ausführt. Bestenfalls schließen sie die Leistung von Subunternehmen vertraglich aus.
- Unbekannte Firma. Ratsam ist, vor Vertragsschluss Erkundigungen über das Unternehmen einzuholen. Wie lange ist es am Markt, kommt es aus der Region, gibt es Erfahrungsberichte? Im Zweifel hilft ein Anruf bei der Kammer oder der Innung.
- Zeitdruck. Kaufinteressenten sollten sich unter keinen Umständen unter Zeitdruck setzen lassen. Oft entpuppen sich scheinbare Sonderangebote als überteuert. Deshalb ist es unverzichtbar, immer mindestens zwei oder drei Angebote einzuholen.
- Unvollständige Dokumentation. Ist die Anlage installiert, muss der Anbieter dem Kunden eine vollständige Dokumentation überreichen und eine ordentliche Einführung geben. Ideal ist eine unabhängige technische Prüfung der Anlage. Diese Punkte sollten vertraglich festgehalten werden.
Warten auf erfahrene Handwerker lohnt sich
Findet sich kein Unternehmen, das diese Kriterien erfüllt, lautet die eindeutige Empfehlung von Verbraucherschützern: "Dann lieber warten" – darauf, dass ein Termin bei einem Handwerksbetrieb aus der Region frei wird. Am besten natürlich bei einem, der schon erfolgreich Photovoltaik-Anlagen installiert hat. Aber das muss ich Ihnen wohl nicht sagen – die Namen guter Handwerker sprechen sich von ganz alleine herum.
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
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Verwendete Quellen
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