Das eigene Haus ist für viele Menschen ihr geliebter Lebensmittelpunkt – und zugleich der wertvollste Besitz, den sie haben. Umso wichtiger, das Eigenheim gut abzusichern. "Finanztest" hat Wohngebäudeversicherungen getestet und sagt, wie Sie eine gute und günstige Versicherung finden.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wird Ihnen auch mulmig, wenn Starkregen und Sturm angekündigt sind? Wie oft habe ich schon nach der Rückstauklappe im Keller geschaut, wenn ein markantes Tiefdruckgebiet am Anzug war. Nicht, dass ich erkennen könnte, ob die Klappe einwandfrei in Ordnung ist – es gibt mir einfach ein besseres Gefühl.

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Ganz gleich, wie sicher und geborgen man sich im eigenen Haus gewöhnlich fühlt, manchmal wird einem schmerzhaft bewusst, wie verletzlich es in der Landschaft steht. Unvergessen der Sturm, der an zwei unserer Nachbarhäuser die Photovoltaik-Anlagen von den Dächern hob und in die Gärten schleuderte. Gut, wenn man in so einem Fall rechtzeitig sichergestellt hat, dass die Anlage in der Wohngebäudeversicherung eingeschlossen ist.

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Die zahlenmäßig meisten Schäden an Gebäuden entstehen zwar durch austretendes Leitungswasser, doch ins kollektive Gedächtnis haben sich die Bilder zerstörter Häuser durch die Überflutungen im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen gebrannt.

Bange Frage: Reicht meine Versicherung?

Viele Hausbesitzer fragen sich, ob ihre Wohngebäudeversicherung ausreicht – und falls nicht, ob sie sich einen besseren Schutz leisten können. Die Frage ist berechtigt. Die Stiftung Warentest fand bei ihrem aktuellen Test von 182 Tarifen zwar 94 sehr gute Policen – doch auch 57 mangelhafte.

Schlechte Tarife haben empfindliche Lücken, die die Hausbesitzer im Ernstfall viel Geld kosten können: Sie zahlen etwa keine Schäden durch grobe Fahrlässigkeit oder schließen Abbruch- und Aufräumkosten oder Hotelkosten nicht ein, wenn das Haus nach einem Schaden länger nicht bewohnbar ist.

Dringend empfohlen: Schutz bei Elementarschäden

Am meisten Kopfzerbrechen verursacht Hausbesitzern der Baustein Elementarschadenschutz – einer der vier Bausteine der Wohngebäudeversicherung. Die anderen drei – Feuer, Leitungswasser und Sturm/Hagel – haben die allermeisten Versicherten ohnehin abgeschlossen.

In Nordrhein-Westfalen etwa beinhalten 99 Prozent der Wohngebäudepolicen die Absicherung von Sturmschäden, aber nur etwas mehr als die Hälfte den Elementarschadenschutz, der die Folgen von Überschwemmungen, Rückstauschäden, Erdrutschen und Schneedruck absichert.

Für die Zurückhaltung gibt es zwei Gründe: die Kosten und das Problem, überhaupt eine Versicherung zu finden. Etwa 1,5 Prozent der Häuser in Deutschland liegen in den stark gefähr­deten Zonen Zürs 3 und 4. Dort kann es schwierig werden, sich zu versichern, und falls sich ein Versicherer findet, kalkuliert er häufig einen Risikozuschlag ein.

Was sind Zürs-Zonen?

  • Das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (kurz: Zürs) ermöglicht Versicherungen die Einschätzung des Hochwasserrisikos für eine bestimmte Adresse. Es umfasst Daten zu mehr als 22 Millionen Adressen. Die niedrigste Gefährdungsklasse ist 1, die höchste 4. (Quelle: Verivox)

Unbedingt mehrere Angebote einholen

Für jedes Haus, ganz gleich in welcher Lage, gilt: Es ist auf jeden Fall sinnvoll, Tarife zu vergleichen. Teure sehr gute Policen kosten drei- bis viermal so viel wie günstige – die Mühe, mehrere Angebote einzuholen, lohnt sich also.

Doch wie finden Hausbesitzer heraus, ob ihre bestehende Police gut, ausreichend oder mangelhaft ist? Die Stiftung Warentest hält zusätzlich zum Test eine Checkliste bereit: Besonders wichtig ist beispielsweise, dass ein Tarif auch grobe Fahrlässigkeit absichert, zum Beispiel wenn ein Brand durch einen vergessenen Topf auf dem Herd entstanden ist. Auch Abbruch- und Aufräumkosten, wie sie nach einem Brand anfallen können, sollten unbedingt enthalten sein.

Und noch ein wichtiger Tipp: Für ältere Häuser – und "älter" ist in diesem Fall jedes Haus, das seit mehr als zehn Jahren bewohnt wird – kann es schwierig sein, eine neue Versicherung zu finden. Falls Sie Ihre Wohngebäudeversicherung wechseln wollen: Kündigen Sie erst, wenn Sie einen neuen Versicherungsvertrag unterschriftsreif vorliegen haben. Denn noch schlimmer als eine lückenhafte Versicherung ist: gar keine Versicherung.

Verwendete Quellen

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
  • Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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