Heizöl, Sprit, Nahrungsmittel: Das Leben in Deutschland ist derzeit teuer wie lange nicht. Zuletzt lagen die Verbraucherpreise im November 2011 auf einem höheren Wert. Lediglich beim Strom sind für Privathaushalte Einsparungen möglich - und die sind eher rechnerisch und marginal.
Der Preis für Heizöl hat am Montag im bundesweiten Durchschnitt die Marke von 80 Euro überschritten und damit den höchsten Stand seit vier Jahren erreicht. Das geht aus den Preismeldungen verschiedener Internet-Portale hervor. Der Messgeräte-Hersteller Tecson ermittelte einen Preis von 80,10 Euro für 100 Liter Heizöl - bei einem Kauf von 3.000 Litern, inklusive Mehrwertsteuer.
Dabei zeigt sich ein auffälliges Preisgefälle zwischen Süd und Nord: Im Norden ist Heizöl deutlich günstiger als im Süden. Für Hamburg nennt das Portal Easyoil einen Preis von 75,21 Euro. In München fallen dagegen 83,74 Euro für 100 Liter an. Dies sei auf Transportprobleme wegen niedriger Wasserstände sowie Raffinerie-Ausfälle in Bayern zurückzuführen, hieß es bei Easyoil.
"Käufer-Streik" beim Heizöl
Befeuert wird der Heizöl-Preis durch steigende Rohöl-Preise, einen leicht schwächelnden Euro und eine hohe Nachfrage: Der Kurs für ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordsee-Sorte Brent kletterte am Montag auf mehr als 83 Dollar, was dem Niveau vor rund vier Jahren entspricht. Gleichzeitig steht der Dollar bei rund 0,86 Euro, das ist der höchste Stand seit drei Wochen.
Die Heizöl-Kunden haben während des heißen Sommers fast nichts geordert, in der Branche ist teils von einem "Käufer-Streik" die Rede. Dieser Trend scheint sich allmählich zu drehen: Laut dem Portal Heizoel24 lagen die Bestellmengen im September um rund ein Viertel höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
Insgesamt ist die Teuerung in Deutschland im September auf dem höchsten Stand seit Herbst 2011. Die Verbraucherpreise lagen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Einen höheren Wert gab es zuletzt im November 2011 - mit 2,4 Prozent.
Neben dem teureren Heizöl müssen die Verbraucher auch für Sprit tiefer in die Taschen greifen. Die Nahrungsmittelpreise zogen um 2,8 Prozent an.
Bei Wohnungsmieten, die gut ein Fünftel der Konsumausgaben der privaten Haushalte ausmachen, verringerte sich der Preisauftrieb von 1,6 Prozent in den Vormonaten auf 1,5 Prozent im September 2018.
Leichte Entlastungen beim Strom für Privathaushalte
Beim Strom könnten die Verbraucher dagegen mit einer leichten Entlastung bei den Preisen rechnen. Grund sind Senkungen für 2019 bei den vier Übertragungsnetzbetreibern, die verantwortlich sind für die Stromautobahnen.
Demnach will 50Hertz, Betreiber der Übertragungsnetze in Berlin, Ostdeutschland und Hamburg, die durchschnittlichen Gebühren für das Benutzen der Leitungen um rund 23 Prozent senken, wie aus einer Auflistung hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt. Bei TransnetBW, Tennet und Amprion sollen diese durchschnittlichen Entgelte voraussichtlich zwischen 6 und 16 Prozent sinken.
Diese Entgelte sinken aber nur, weil die hier bisher enthaltene Umlage für den Ausbau der Offshore-Windenergie in Nord- und Ostsee künftig herausgerechnet wird. Für 2019 wird eine eigene Offshore-Netzumlage eingeführt.
Die Höhe der Offshore-Umlage soll am 15. Oktober zusammen mit der Höhe der Umlage zur Förderung erneuerbarer Energie bekanntgegeben werden. Nach Berechnungen von 50Hertz bedeutet die Senkung für einen Vier-Personen-Privathaushalt mit einem Jahresverbrauch von rund 4.000 Kilowattstunden nur eine Ersparnis von rund zehn Euro im Jahr, da der Anteil der Netzentgelte des Übertragungsnetzbetreibers am Strompreis der Privathaushalte nur rund fünf Prozent ausmache. (dh/dpa)
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