Beim Hochtarif- und Niedertarifstrom handelt es sich um zwei verschiedene Preisstufen innerhalb eines Stromtarifs, die sich untereinander abwechseln und jeweils zu verschiedenen Zeiten oder bei bestimmten Netzauslastungen gelten. Wer solche Doppeltarife nutzen kann, wie die Abrechnung funktioniert und welche Vor- und Nachteile das Prozedere mit sich bringt, lesen Sie im Folgenden.

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Warum gibt es überhaupt Niedertarifstrom?

In den Nachtstunden, wenn viele Menschen schlafen und viele elektrische Geräte ruhen, wird weniger Strom benötigt als am Tage. Dann herrscht eine sogenannte Schwachlastphase. Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke und Kernkraftwerke verfügen über keine Möglichkeit, den erzeugten Strom zu speichern. Um ihn aber dennoch sinnvoll zu nutzen und das Stromnetz weiterhin gleichmäßig auszulasten, wird er in diesen Zeiten als günstiger Niedertarifstrom angeboten.

Heizstrom im Hochtarif und Niedertarif

Das Angebot von Strom zum Hochtarif und Niedertarif richtet sich vor allem an Heizstrom-Kunden – also an solche Kunden, die nicht nur Haushaltsstrom beziehen, sondern auch mit Strom heizen und damit beispielsweise während der Schwachlastphasen eine Nachtstromspeicherheizung oder eine elektrische Wärmepumpe betreiben. Während viele Heizstrom-Kunden lange abhängig vom örtlichen Versorger waren, hat sich mittlerweile ein lebhafter Wettbewerb entwickelt. Wer also Anbieter, Tarife und Preise vergleicht, kann oft mehrere hundert Euro im Jahr beim Strompreis sparen. Heizstromkunden zählen übrigens nicht zu den sogenannten Grundversorgungskunden, sondern haben die gleichen Rechte wie Sonderkunden beim Haushaltsstrom.

Die Wahl des Stromanbieters steht und fällt für Heizstrom-Kunden allerdings mit der Art und Weise, wie der Versorger den Heizstrom-Verbrauch erfasst und abrechnet. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder wird der Heizstrom gemeinsam mit dem Hausstrom oder von einem separaten Zähler erfasst. Außerdem unterscheidet man die Verwendung von Ein- oder Zweitarifzählern. Da nur wenige Versorger sämtliche Optionen anbieten, ist die Messweise ein entscheidender Punkt für die Anbieterwahl.

Gemeinsame Messung und Ausgleichsmengen

Wenn der Stromanbieter den Verbrauch von Haushaltsstrom und Heizstrom über einen gemeinsamen Zähler erfasst, kommt ein sogenannter Zweitarifzähler zum Einsatz, der zwei separate Zählwerke in sich vereint: Das NT-Register misst den Verbrauch von Niedertarifstrom und das HT-Register den Strom-Verbrauch im Hochtarif. Beide Zählwerke arbeiten abwechselnd in festen Zeitfenstern, die der Netzbetreiber festlegt. Die günstigeren Niedertarifzeiten eignen sich, um die Speicherheizungen aufzuladen. Meist ist der Niedertarif auf die Nachtzeit begrenzt. Den Rest des Tages läuft der zweite Zähler und berechnet den Stromverbrauch im teureren Hochtarif.

Bei gemeinsamer Messung von Haushaltsstrom und Heizstrom kann der Stromanbieter nicht genau nachvollziehen, ob die bezogene Energie während der Niedertarifzeiten wirklich überwiegend zum Heizen verbraucht wird. Viele Anbieter gehen davon aus, dass ein bedeutender Anteil des günstigen Niedertarifstroms dafür verwendet wird, andere elektrische Geräte zu betreiben. Einige Stromversorger reagieren deshalb mit einem Ausgleichsmengensystem: Zur Abrechnung schlägt der Anbieter dabei auf den gemessenen Verbrauch des Hochtarif-Zählers eine Pauschale von bis zu 25 Prozent auf, während er am Niedertarif-Zähler den gleichen Anteil vom dort gemessenen Verbrauch abzieht. Die abgerechneten Heizkosten sind damit also höher als die am Zähler gemessenen. Achten Sie beim Tarif- und Anbietervergleich deshalb auch auf eventuelle Ausgleichsmengen-Regelungen.

Getrennte Messung von Haushaltsstrom und Heizstrom

Wenn der Stromanbieter den Verbrauch von Haushaltsstrom und Heizstrom getrennt erfasst, hat die Heizungsanlage einen eigenen Stromzähler. Auch dabei kann es sich um einen Ein- oder Zweitarifzähler handeln. Wenn Sie Haushaltsstrom und Heizstrom mit zwei separaten Zählern erfassen, können Sie Ihren Heizstrom und Haushaltsstrom sogar separat bei unterschiedlichen Anbieter beziehen. Sparen Sie auch hier bares Geld, indem Sie Tarife vergleichen und sich für die jeweils beste Option entscheiden. Einige Anbieter bieten den günstigen Heizstrom allerdings nur an, wenn Sie sich gleichzeitig auch für einen Haushaltsstrom-Vertrag entscheiden.

Wenn Sie Ihren Heizstrom mit einem Zweitarifzähler messen, können Sie auch hier vom Hochtarif und Niedertarif profitieren. Da bei der getrennten Messung von Heizstrom und Haushaltsstrom die Art des Stromgebrauchs für den Anbieter transparent ist, entfällt auch die Notwendigkeit für ein Ausgleichsmengensystem und der daraus eventuell entstehende Preisnachteil für den Kunden. Laden Sie Ihren Heizspeicher allerdings am Tage auf, gilt auch hier der teurere Hochtarif, während Sie zu Niedertarifzeiten günstigeren Strom verwenden.  © 1&1 Mail & Media

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