Immer mehr Menschen orientieren sich an wöchentlichen Angeboten beim Lebensmitteleinkauf. Viele Kunden sind darauf zunehmend sogar angewiesen. Die Inflation hat das Kaufverhalten der Menschen besonders bei den Lebensmitteln verändert. Ein Experte gibt Tipps, wie man dennoch sparen kann.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Freckmann sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Lebensmittelpreise sind im Laufe des letzten Jahres rasant gestiegen. Im April 2022 lag die Teuerung bei 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie Zahlen des Statistischen Bundeamtes ergeben haben.

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Dabei sind die angegebenen Teuerungsraten nur Durchschnittswerte. Je nach Lebensmittel ist die Schwankung sehr groß. Bei Speiseölen stiegen die Preise seit April 2022 um 28 Prozent. Bei Schnittkäse gar um 42 Prozent, auch Weizenmehl wurde um 40 Prozent teurer. Äpfel hingegen fielen im Preis um 4 Prozent.

Dieser Vergleich mit dem Vorjahresmonat verdeckt jedoch die längerfristige Preisentwicklung. Denn Anfang 2022 hatte die starke Teuerung infolge des Krieges in der Ukraine bereits eingesetzt. Daher hat die Verbraucherzentrale einen erweiterten Vergleich vorgenommen – mit Juni 2021. Im Vergleich zu diesem Zeitpunkt ergeben sich weit höhere Preissteigerungen. So sind etwa Nudeln seitdem um 48 Prozent teurer geworden, Weizenmehl um 70 Prozent und Speiseöl gar um 73 Prozent.

Immer mehr Menschen orientieren sich an wöchentlichen Angeboten

Wer wie stark an den gestiegenen Preisen verdient, ist nicht immer klar nachvollziehbar. Ein wenig Licht ins Dunkel brachte erst im April eine Studie des Kreditversicherers Allianz Trade. Dabei kam heraus, dass die Preissteigerungen in den Lebensmittelgeschäften nicht nur auf gestiegene Energiepreise zurückzuführen seien. Etwa ein Drittel der gestiegenen Kosten seien weder durch teureres Öl und Gas, noch durch gestiegene Löhne erklärbar.

Die Studienautoren erklärten dies stattdessen durch "übermäßige Gewinnmitnahmen", die in Deutschland noch stärker ausgeprägt seien als irgendwo sonst in Europa. Dabei hätten die Hersteller die Preise weit stärker erhöht als die Einzelhändler, so die Verfasser der Studie.

Dies alles hat das Kaufverhalten verändert. Das ergab kürzlich eine Untersuchung von IFH Media Analytics und Media Central. 87 Prozent der Befragten haben sich demnach bei ihren Einkäufen mehr an den wöchentlichen Angeboten orientiert, als sie dies bisher taten. Jeder zweite Befragte gab sogar an, auf die Angebote angewiesen zu sein.

68 Prozent erklärten, die Angebote zu nutzen, um sich andere Dinge leisten zu können. Dabei entwickeln die Menschen unterschiedliche Strategien, um mit den gestiegenen Preisen umzugehen. Fast jeder zweite Kunde gab in der Studie an, wegen kurzfristiger Angebote neuerdings auch Geschäfte zu besuchen, in denen er bisher nicht eingekauft hatte.

Packungsgrößen vergleichen

Dass Kunden vermehrt nach Angeboten einkaufen, sagt auch Sven Reuter von smhaggle gegenüber unserer Redaktion. Über seine App können Kunden wöchentliche Angebote vergleichen und herausfinden, wo in ihrer Nähe derzeit welche Produkte am günstigsten sind.

Kunden sollten Produkte vorrangig "in Aktion" kaufen und einen Vorrat anlegen, rät Reuter. So ließen sich bei reduzierten Markenprodukten zwischen 25 und 50 Prozent einsparen. Zudem sollten Kunden auch Eigenmarkenprodukte kaufen, denn diese seien bei den regulären Preisen im Schnitt 46 Prozent günstiger als Markenwaren.

Ohnehin seien Eigenmarkenprodukte "sehr hochwertig", sagt Reuter, denn "diese werden oft vom Markenhersteller selbst im Auftrag produziert". Und nicht zuletzt sollten bei Sonderaktionen und größeren Packungen immer der Basispreis pro Liter oder Kilogramm überprüft werden. Nicht selten seien die größeren Packungen tatsächlich nicht unbedingt günstiger, erklärt Reuter.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Nicht immer im selben Markt einkaufen

Besonders wichtig sei es, sich einen Überblick zu verschaffen und nicht immer denselben Markt anzufahren, sagt der Experte. Gleichzeitig warnt er vor den vermeintlich günstigeren Discountern: "Die Eigenmarkenprodukte bei den Discountern und Supermärten kosten auf den Cent genau gleich viel". Vielmehr seien reduzierte Markenprodukte in Supermärkten oft noch günstiger als beim Discounter.

Da manche Angebote noch auf dem Niveau von vor Kriegsbeginn liegen würden, gleichzeitig aber die regulären Preise stark angestiegen seien, führe dies zu erheblichen Ersparnissen, sagt Reuter.

Teilweise seien die Angebote bis zu 50 Prozent günstiger gegenüber dem gegenwärtig regulären Preis. Oft komme es zudem vor, dass reduzierte Markenprodukte günstiger seien als reguläre Eigenmarkenprodukte der Supermärkte, bemerkt Reuter. Er rät deswegen zu folgendem Vorgehen beim Einkaufen: "Steuern Sie also den Händler an, bei dem Sie die meisten Ihrer Produkte in der Aktion kaufen können und decken Ihren restlichen Warenkorb über Eigenmarken."

Über den Experten:
Sven Reuter ist Gründer und CEO der App "smhaggle".

Verwendete Quellen:

  • verbraucherzentrale.de: Steigende Lebensmittelpreise: Fakten, Ursachen, Tipps
  • allianz-trade.de: Steigende Lebensmittelpreise trotz sinkender Inflation – Lebensmittelhersteller holen Gewinne nach
  • media-central.de: Neue Studienreihe: Consumer Insights zur 360°-Angebotskommunikation
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