Schauen Sie sich um: Kaffeebecher, Smartphone, Lampenschirm oder die eigene Kleidung, überall steckt Plastik drin. Es ist wohl eines der umstrittensten Materialien, denn die Umweltbelastung ist groß. Ein Grund mehr, einen Blick auf die wichtigsten Fakten und Zahlen zu Plastik zu werfen.

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Über das Brötchen, das in Plastikfolie eingeschlagen ist und dann in eine Plastiktüte kommt, regen wir uns gerne auf. Gleichzeitig aber ist überall um uns herum Plastik, das wir fast schon als selbstverständlich ansehen. Selbst in vielen Kleidungsstücken sind Kunststofffasern verarbeitet. Die Heinrich Böll Stiftung veröffentlichte nun zusammen mit Bund e.V. den "Plastikatlas", der sich nicht nur mit zahlreichen Fakten rund um das viel diskutierte Material auseinandersetzt, sondern auch "Bioplastik" unter die Lupe nimmt.

1. Wie viel Verpackungsabfall produzieren wir?

2016 produzierte der EU-Bürger durchschnittlich 24 Kilogramm Plastikverpackungsabfall im Jahr. Deutschland befand sich allerdings über dem Schnitt, hierzulande produzierten die Menschen 38 Kilogramm pro Kopf. Nur in Luxemburg, Irland und Estland wurden mehr Plastikverpackungen weggeworfen. Doch in welchem EU-Land zählte man am wenigsten Plastikverpackungsabfall? In Bulgarien und Lettland misst der Verbrauch nur unter neun Kilogramm pro Einwohner.

2. Wo wird unser Plastik hergestellt?

Wenn Plastik verbraucht wird, wird es auch produziert. Zwischen 1950 und 2015 wurden ganze 8,3 Milliarden Tonnen hergestellt. Durchschnittlich wurde demnach schon eine Tonne Plastik für jeden Menschen, der auf der Erde lebt, geschaffen. Für die Umwelt belastend und meist vermeidbar sind Einwegplastikartikel. Diese werden mit Abstand am häufigsten im asiatisch-pazifischen Raum produziert. Europa ist der viertgrößte Produzent bei Einwegplastikartikeln.

3. Wofür verwenden wir Plastik?

Plastik ist inzwischen fast überall, doch wofür brauchen wir es am häufigsten? Einwegflaschen sind da der Spitzenreiter. Die folgende Grafik zeigt, wofür im Jahr 2015 470 Millionen Tonnen Plastik verwendet wurden.

4. Wie viel Plastik wird wirklich recycelt?

Wer seinen Müll recycelt, kann noch lange kein ruhiges Gewissen haben. Deutschland gilt zwar als vorbildlich, was Recycling angeht, allerdings misst man dies nur an den Mengen, die dazu zur Verfügung gestellt werden - nicht aber am recycelten Endprodukt.

Global werden nur 14 Prozent der Plastikverpackungen auch recycelt. Der Rest wird verbrannt, landet auf Mülldeponien oder gar im Meer. 2016 wurden in Deutschland immerhin 45 Prozent des Mülls recycelt. Doch von dem angelieferten Abfall kann am Ende nur ein Bruchteil wirklich wieder für die erneute Kunststoffproduktion verwendet werden.

5. Wohin exportieren wir Plastik?

Wenn Müll nicht im eigenen Land entsorgt werden kann, dann wird er eben in andere Länder verfrachtet. Diese Einstellung scheint zugrunde zu liegen, weshalb Deutschland 2018 etwa 740.606 Tonnen Müll exportierte. Zwischen 1988 und Januar 2018 war China etwa das Ziel für rund die Hälfte des weltweiten Plastikmülls. Nachdem dort die Auflagen verschärft wurden, haben sich auch die Exportziele verändert.

6. Was bedeutet Mikroplastik für Ackerbau?

Wer durch den Supermarkt läuft, sieht eine einzige Plastikwüste. 2018, so schreibt der Plastikatlas, wurden für Essen und Getränke mehr als 1,13 Billionen Verpackungen hergestellt. Doch all das Plastik durchläuft einen Kreislauf und nur eine geringe Menge wird, wie eben erläutert, wirklich wieder für die Kunststoffherstellung verwendet.

Durch Klärschlamm und Wind wird Mikroplastik auf die Felder gebracht, wo Lebensmittel wachsen. "Schätzungen ergeben, dass von den weltweit mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik, die jährlich produziert werden, etwa ein Drittel in unterschiedlicher Form in Böden und Binnengewässern landet", heißt es im Plastikatlas.

7. Wo wird "Bioplastik" hergestellt und für was wird es verwendet?

Als Alternative wurde lange "Bio"-Plastik angepriesen. Statt Rohöl verwenden Produzenten für Plastik dann nachwachsende Rohstoffe, die sich schneller abbauen sollen. Solche Alternativen werden meist aus Zuckerrohr, das jedoch ebenfalls in der Kritik steht, gewonnen: Beim Anbau ist der Einsatz von Pestiziden erlaubt und das Zuckerrohr wächst in Monokulturen in Brasilien. Auch Mais oder Kartoffeln können für die Herstellung von "Bio"-Plastik verwendet werden.

Die Herstellung solcher Alternativen ist mit einem hohen industriellen Aufwand verbunden. "Bio"-Plastik wird bisher meist für starre Verpackungen genutzt, gefolgt von flexiblen Verpackungen. Allerdings ist bei letzten der Anteil des biologisch abbaubaren Kunststoffes inzwischen höher als der nicht abbaubare.

Verwendete Quelle:

  • Heinrich Böll Stiftung: Plastikatlas
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