Riskante Aktiengeschäfte oder das gute, alte Tagesgeldkonto? Für den konservativen Sparer scheint die Geldvermehrung derzeit nicht einfach. Ob das wirklich so ist und welche Tipps jeder beherzigen sollte, erklärt ein Experte von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Ein Interview

Liest man Empfehlungen von Experten zur Geldvermehrung, hört man immer wieder vom Anlagemix. Wie sinnvoll ist das in Ihren Augen für konservative Sparer?

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Adrian Englschalk: Es macht wenig Sinn, als konservativer Anleger mit wenig Zeit, wenig Risikobereitschaft und wenig Kenntnissen rund um Wertpapiere in ebendiese zu investieren. Hieran ändern weder Indexfonds etwas, die in Deutschland meist unter dem Namen ETF bekannt sind, noch alle anderen uns bekannten Wertpapiere.

Auch zauberhaft anmutende Strategien, frei nach dem Motto "etwas Wertpapier A und noch eine Prise Wertpapier B" sind leider Gottes kein Allheilmittel. Damit würde man einen ganzen Berufsstand, der mit der Analyse von Wertpapieren betraut ist, schlagartig arbeitslos werden lassen. Wir suchen also immer noch nach der Strategie, die konservative Anleger sicher mit Wertpapieren hantieren lässt und dabei wenig Zeitaufwand mit jeder Menge Rendite kombiniert.

Müssen Geldanleger nun also zu Finanzprofis werden, um ihr Guthaben zu vermehren?

Nein! Konservative Anleger sollten sich nur nicht in Gefilde begeben, die die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten überschreiten. Für eine konservative Anlage sind aber keine tiefen Kenntnisse nötig und derjenige muss nicht lernen, wie er im Falle eines Brexit oder eines Wahlsiegs von Donald J. Trump reagiert.

Welche konkreten Tipps haben Sie also zur Geldvermehrung?

Die sicherste und höchste Rendite erwirtschaftet man heute durch Schuldenprävention. Wenn ich zehn Prozent Dispozins, sechs Prozent Zins für einen Konsumkredit oder selbst vier Prozent für einen Autokredit bezahle, kann ich demgegenüber kaum die Rendite einer Geldanlage stellen, um derart hohe Zinskosten zu egalisieren. Ziel muss es daher sein, zehn Prozent Dispozins zu vermeiden – das ist die mit Abstand beste Rendite!

Also doch wieder das Geld auf dem Konto bei der Bank parken?

Tatsächlich beginnt der perfekte Vermögensmix bei Konten, die mir diese Entscheidung erleichtern. Hier steht das altbekannte Tagesgeld an vorderster Front. Es verdient sein Geld keineswegs durch hohe Zinsen, sondern wie erwähnt durch Schuldenprävention. Auf einem Tagesgeldkonto sollten daher ausreichende Rücklagen angehäuft werden, um künftige Kreditaufnahmen im Keim zu ersticken.

Ist dann noch Geld übrig, empfehlen sich derzeit Festgeld und Sparbrief. Hier gilt es jedoch, solide zu vergleichen. Vor-Ort-Banken, zu denen beispielsweise Sparkassen und Volksbanken zählen, rangieren im Zinsvergleich vielfach am unteren Ende. Attraktiv verzinste Angebote finden sich heute nahezu ausschließlich zwischen Direktbanken.

Und wenn jemand doch etwas Risiko eingehen möchte?

Etwas mehr Know-how wird Anlegern beispielsweise bei Beteiligungen an Wohnungsbaugenossenschaften abverlangt. Diese sind zwar mitunter interessant verzinst, sie können jedoch nicht pauschal als sicher bezeichnet werden. Hier wird Anlegern somit ein Blick hinter die Kulissen abverlangt.

Aber auch der in Vergessenheit geratene Bausparvertrag bietet beispielsweise ein mitunter astronomisch anmutendes Zinsniveau. Es lohnt sich also, die eigenen Finanzen in einer ruhigen Minute mal etwas genauer zu durchleuchten.

Adrian Englschalk von der Verbraucherzentrale Niedersachsen ist Honorarberater und berät Verbraucher zu Themen der Geldanlage.
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