Achten Sie beim Lüften auch immer darauf, dass alle Lichter aus sind, damit keine Mücken hereinkommen? Ob das überhaupt sinnvoll ist und was wirklich gegen Stechmücken hilft.

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Der Sommer ist da und damit für viele die unbeschwerte und schönste Jahreszeit. Allerdings hat er auch seine Schattenseiten, zum Beispiel lästige juckende Mückenstiche. Ob es für Mücken ein gutes Jahr wird oder nicht, beschäftigt die Menschen jeden Sommer wieder. Beim Naturschutzbund NABU merke man es an den zahlreichen Anfragen, erklärt Kathrin Kaltwaßer, Referentin für Umweltkommunikation beim Landesverband Hessen, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Antwort darauf ist gar nicht so einfach, da sie vom Wetter abhängt und sich immer noch wandeln kann: Der Mai hierzulande war äußerst nass und bot somit eigentlich ideale Bedingungen, dann aber kam eine vorübergehende Hitzewelle: "Das lässt wiederum nicht auf ein heftiges Mückenjahr schließen. Bei fünf bis sieben Generationen pro Jahr kann es für eine Generation sehr gut laufen, für die nächste aber viel zu trocken sein je nach Temperaturen und Niederschlag. Für die Fortpflanzung von Mücken ist es wichtig, dass ihnen im Garten ausreichend stehende Gewässer zur Verfügung stehen, in denen sie ihre Eier ablegen können", sagt Kaltwaßer.

Das ist auch schon ein weiterer Hinweis, wie wir uns Mücken vom Leibe halten können: "Es gibt nicht umsonst den Spruch: Jeder züchtet sich seine eigenen Mücken. Stehende Gewässer in der Nähe, auch noch so kleine in Blumentöpfen, sollte man vermeiden. Das sind ihre Brutplätze, darin vermehren sie sich."

Licht zieht Stechmücken nicht an - dennoch ist es ein Problem

Wer zum Schutz vor Stechmücken Insektizide einsetze, müsse immer bedenken: "Es ist ein Rundumschlag, mit dem Sie dann auch andere wichtige Insekten und somit Nützlinge töten." Insektenschutz wie Sprays sollte man nur gezielt auf der Kleidung anwenden. Eindringlich warnt die Biologin vor UV-Lampen, die Insekten anlocken und im Hochspannungsgitter grillen: "Auch hiermit bringen Sie viele andere Insekten um, die wichtige Nahrung wiederum für andere Tiere sind, darunter auch bedrohte Arten."

Um Stechmücken nicht auch noch unnötig anzulocken, achten viele penibel darauf, alle Lichter beim Lüften auszuschalten. Das beruhe aber auf einem verbreiteten Irrtum, klärt Kaltwaßer auf: "Jeder kann natürlich beobachten: Tatsächlich werden viele Insekten von Lichtquellen angezogen, beispielsweise Motten. Stechmücken zählen aber nicht dazu."

Dennoch lohne es sich, das Licht auszulassen, wenn Türen und Fenster offen sind: "Und zwar zum Schutz von Insekten. Einigen können Sie so doch das Leben retten, die durch die künstliche Lichtquelle verwirrt und ins Haus gelockt werden. Lichterverschmutzung ist ein großes Problem, es fördert nachweislich das Insektensterben."

  • Was steckt hinter dem Phänomen der Lichtverschmutzung? Durch künstliches Licht, etwa durch Straßenbeleuchtung, Leuchtreklamen oder erhellte Gebäude, gibt es keine völlige Dunkelheit mehr. Das verändert die Natur und stört beispielsweise den Biorhythmus von Insekten.

Gestreifte Kleidung, Zitrone, Lavendel: Was Stechmücken abschreckt

Was Stechmücken tatsächlich anlockt, sind bestimmte Gerüche sowie dunkle und warme Körper." Das kann man sich schon mal bei der Auswahl der Kleidung zunutze machen: Mit heller, langer, nicht zu enganliegender Kleidung können Sie sich schon mal vor Stichen schützen. "Auch gestreifte Anziehsachen helfen, da Mücken Streifen nicht gut sehen und sie daher nicht anfliegen. Schwarz hingegen zieht sie an", warnt Kaltwaßer.

Ein einfacher, aber äußerst wirkungsvoller Schutz vor Stechmücken im Innenbereich seien Fliegengitter an Fenster und Türen beziehungsweise Moskitonetze am Bett. Dass Mücken in unsere Wohnungen eindringen, sei kein Zufall: "Grund ist aber eben nicht das Licht, sondern Wärme und Gerüche wie Schweiß und das Kohlendioxid, das wir ausatmen. All das sind Signale: Hier ist ein Säugetier in der Nähe, das ich stechen kann. Wenn Sie viel Ärger mit Mücken haben, lohnt es sich, abends noch mal zu duschen oder die Füße zu waschen und verschwitzte Kleidung nicht am Bett liegenzulassen."

Andere Gerüchte mag die Mücke dagegen gar nicht, sie eignen sich zur Abschreckung: "Ätherische Öle mit Zitrone und Lavendel können helfen. Was viele aber gar nicht wissen: Auch Basilikum, Zitronenmelisse und Tomatenpflanzen verströmen einen für Stechmücken unangenehmen Duft. Wer sich das zunutze machen will, hält sich diese Pflanzen auf dem Balkon."

Gut zu wissen: Eine Zwergfledermaus frisst ein halbes Kilo Mücken pro Jahr

Auch wer in einem naturnahen Garten gute Bedingungen für Fressfeinde von Mücken schafft, wird es spürbar weniger mit ihnen tun haben. Hier zeigt sich auch der Nutzen der Stechmücken im Ökosystem, der sich uns Menschen – gerade weil wir sie als Plagegeister erleben – nicht so leicht erschließt: Mücken sind nicht nur Bestäuber, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette.

Zu ihren Fressfeinden zählen Vögel und Libellenlarven und vor allem Fledermäuse: "Eine Zwergfledermaus frisst um die 250.000 Mücken pro Jahr, das ist in etwa ein halbes Kilo an Insektenmasse. Es lohnt sich also wirklich, diesen Tieren eine günstige Umgebung zu schaffen", weiß Kaltwaßer. Was helfe, seien Unterschlupfmöglichkeiten, die in unserer modernen Architektur oft wegfallen: Nischen und Spalten, in die sie klettern können, Tagesverstecke und Wochenstuben. Man kann dafür auch Fledermauskästen aufhängen.

"Beim Gärtnern können Sie darauf achten, giftfrei zu arbeiten und Pflanzen wachsen zu lassen, die Insekten und somit Nahrung für Fledermäuse anziehen. Ideal sind Gewächse, die nachts blühen und somit Nachtfalter anlocken, da die Fledermaus ja bei Dunkelheit unterwegs ist." Auch Borretsch empfiehlt Kaltwaßer: "Er ist für Fledermäuse toll, blüht schön, samt jedes Jahr wieder neu aus und ist nicht kaputtzukriegen."

Nicht so beliebt, aber auch dieses Tier hält uns Mücken vom Hals

Und ein letzter Tipp, auch wenn er vielleicht nicht jedem einen Jubelschrei entlocken mag: Im Haus sind Spinnen unsere besten Verbündeten gegen Mücken. Sie spinnen ihre Netze an Stellen, an denen sich auch Insekten gerne aufhalten, fangen sie damit und verspeisen sie dann. "Wenn Sie also eine Hausspinne sehen, überlegen Sie, ob Sie sie nicht doch behalten wollen", rät Kaltwaßer.

Über die Expertin: Dr. Kathrin Kaltwaßer ist Biologin und Referentin für Umweltkommunikation beim NABU Landesverband Hessen.
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