Kurz vor dem Semester-Start geht es in Universitätsstädten auf dem Wohnungsmarkt hoch her. Für Erstsemester heißt es: Wohnheim, Wohnung oder WG? Und finde ich überhaupt etwas? Wir geben Studenten Tipps für die Wohnungssuche.

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Zu Beginn jeden Semesters drängen zeitgleich viele neue Studenten in die Unistädte und suchen nach erschwinglichem Wohnraum. Besonders in München, Frankfurt und Stuttgart ist das schwierig. Hier sind die Durchschnittsmieten am höchsten.

In München liegt der Standardpreis für ein unmöbliertes WG-Zimmer bei 550 Euro. Selbst bei solch hohen Preisen sind die Zimmer hart umkämpft, da Alternativen zur WG, wie eine eigene Wohnung, für junge Studenten im ersten Semester erst recht kaum bezahlbar sind.

Zu allem Überfluss haben Universitäts-Wohnheime in den beliebtesten Uni-Orten oft lange Wartezeiten. Wer studentisches Wohnen bevorzugt, muss in der Studentenstadt München mit Wartezeiten von bis zu vier Semestern rechnen. Ein reguläres Bachelor-Studium wäre zu diesem Zeitpunkt bereits zu zwei Dritteln absolviert.

Was sollten Studenten also bei der Suche nach geeignetem Wohnraum beachten, welche Fallstricke gilt es zu vermeiden und welche Möglichkeiten gibt es, wenn bei Semesterbeginn noch immer keine Wohnung in Sicht ist?

Erster Tipp: Nicht nur die gängigsten Wohnarten in Betracht ziehen

Zwölf Prozent aller Studenten leben in Wohnheimen, immerhin 17 Prozent schaffen es, sich allein eine eigene Wohnung zu leisten. 21 Prozent leben in einer Wohnung mit einem Partner oder einer Partnerin zusammen. In Wohngemeinschaften lebt schließlich mit 30 Prozent der größte Anteil der Studierenden.

Während jeder fünfte Studierende gar nicht auf Wohnungssuche gehen muss und bei den Eltern wohnt, lebt nur ein Prozent der Studierenden zur Untermiete. Trotzdem finden sich auf den Seiten der Studentenwerke zahlreiche Angebote für private Zimmer im Haushalt von Familien oder Senioren, die Studenten mit Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche stärker in Betracht ziehen sollten.

Außerdem vermittelt das bundesweite Projekt "Wohnen für Hilfe" Zimmer bei Senioren oder Alleinerziehenden. Hier müssen die Studenten nur Nebenkosten zahlen und eine Stunde monatlich pro Quadratmeter Wohnraum bei anfallenden Arbeiten in Haushalt oder Garten helfen.

Zweiter Tipp: Nicht nur im Internet suchen

Im Netz über Portale wie wg-gesucht.de oder immobilienscout24.de WGs und Wohnungen zu suchen, ist nur eine Möglichkeit, sich über freien Wohnraum zu informieren. Im Internet selbst gibt es noch die Seiten der jeweiligen Studentenwerke oder auch Gruppen bei Facebook, die man im Auge behalten sollte.

Doch nicht jedes Wohn-Angebot landet im Internet. Vor allem ältere Vermieter inserieren ihre Wohnungen noch offline in den lokalen Tageszeitungen. Es ist zwar umständlicher, eine Zeitung im Laden zu kaufen, aber die studentische Konkurrenz um die Inserate wird geringer sein.

Bei Zeitungen lassen sich, wie im Internet auch, Wohnungsgesuche aufgeben. Das kostet zwischen zehn und zwanzig Euro, kann sich aber rentieren, denn der ein oder andere Vermieter hält genau nach solchen Gesuchen Ausschau.

Ein anderer klassischer Weg abseits der Webseiten sind die Schwarzen Bretter an den Universitäten. Dort finden sich viele Aushänge von Studenten, die nach Mitbewohnern suchen - und ein eigener Zettel zur WG-Suche findet auch im größten Durcheinander oft Beachtung.

Dritter Tipp: Bei Wohnungsbesichtigungen gut vorbereitet sein

Wer sich eine Wohnung auf dem umkämpften Markt unvorbereitet ansieht, hat kaum eine Chance, sie wirklich zu bekommen. Wenn tatsächlich Interesse besteht, lohnt es sich, wichtige Unterlagen bei Wohnungsbesichtigungen immer dabei zu haben.

Dazu zählt neben einer Kopie des Personalausweises auch eine Schufa-Auskunft. Hat man als Student kein eigenes Einkommen, sollte eine Bürgschaft der Eltern samt einem Nachweis über deren Einkommen vorhanden sein. Eine gute Vorbereitung der notwendigen Unterlagen signalisiert dem Vermieter Zuverlässigkeit.

Bei Studienbeginn ist man meist noch so jung, dass auch eine Begleitung durch die Eltern einen seriösen Eindruck erwecken kann. Die WG-Suche steht aber unter anderen Vorzeichen - hier gilt: bloß keine Eltern!

Im WG-Casting geht es weniger um gut vorbereitete Unterlagen, sondern um die Chemie zwischen den Mitbewohnern. Selbst in WGs, die nur Zweckgemeinschaften sind, sollte man gut miteinander auskommen. Mach niemandem etwas vor und sei du selbst - nur so funktioniert das Zusammenleben auf Dauer.

Vierter Tipp: Nicht über den Tisch ziehen lassen

Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es meistens nicht seriös. Supergünstige Miete, aber die Kaution soll bitte vor Besichtigung überwiesen werden, weil die Vermieter angeblich im Ausland wohnen? Finger weg!

Annoncen mit günstigen Konditionen, die sich nur an junge Frauen richten? Macht einen großen Bogen um solche dubiosen Angebote, denn oft stellt sich heraus, dass ein sexuelles Interesse dahintersteckt.

Auch Männer sollten bei verdächtigen Inseraten Vorsicht walten lassen. Gerade ein Zimmer in einer Verbindung kostet nicht allzu viel Miete. Solche Verbindungen haben aber nicht nur restriktive Vorschriften, sondern häufig politische Ansichten, die weit ins rechte Spektrum reichen.

Außerdem sollte man darauf achten, nicht übermäßig viel Kaution oder gar Provision zu zahlen. Die Provision ist seit Inkrafttreten der Mietpreisbremse nur dann vom Mieter zu bezahlen, wenn er selbst den Makler beauftragt hat - ansonsten vom Vermieter.

Bei der Kaution gilt: höchstens drei Monatsmieten, zahlbar auch in Raten, und nach Mietende gibt es sie mit Zinsen zurück, sofern keine gravierenden Schäden an der Wohnung entstanden sind. Wichtig ist deshalb immer, bereits bestehende Schäden zu dokumentieren.

Fünfter Tipp: Notfall-Lösungen, wenn nichts funktioniert

Falls trotz gewissenhafter Suche keine Wohnung zum Studienstart in Sicht ist, sollte das nicht am Selbstvertrauen kratzen. Gerade an den beliebtesten Uni-Standorten teilen viele dieses Los. Bester Ansprechpartner ist in diesem Fall ebenfalls das Studentenwerk. Es stellt nicht nur Last-Minute-Zimmerbörsen bereit, sondern organisiert sogar Notunterkünfte.

Diese sollen den Studierenden vorübergehend ermöglichen, außerhalb der heißen Phase am Wohnungsmarkt nach einer Bleibe zu suchen. Notunterkünfte sind allerdings nur als allerletztes Mittel gedacht, die Wohnungsnot zu überbrücken.

Wer Freunde in der Stadt hat, sollte sich nicht zu schade sein, nach einem kurzzeitigen Quartier auf der Couch zu fragen. Auch zwei Wochen im Hostel oder der Jugendherberge bieten zumindest ein wenig Zeit, die Suche fortzusetzen. Nach Semesterbeginn beruhigt sich der Wohnungsmarkt meistens stark, und die Chancen steigen, doch noch eine Wohnung zu finden. Deshalb der vielleicht wichtigste Tipp: Nicht aufgeben!

Verwendete Quellen:

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