35 Jahre hat Elefant Mundi isoliert in einem Zoo verbracht, wurde grausam behandelt und zu Unterhaltungszwecken missbraucht. Doch dank internationaler Tierschutzorganisationen darf Mundi jetzt ein Leben in Würde genießen.
Am 12. Mai 2023 endet die fast 40-jährige Leidensgeschichte der Elefantendame Mundi. Denn dank der Tierschutzorganisationen "World Animal Protection" und "Elephant Aid International" darf der 41-jährige Dickhäuter von nun an ein würdevolles und artgerechtes Leben im "Elephant Refuge North America Sanctuary" (ERNA) in Georgia, USA führen. Hier wird der Elefant in einem Areal, das sich über 850 Hektar erstreckt, endlich zur Ruhe kommen. Sanfte Hügel, üppige Weiden, dichte Wälder und von Flüssen gespeiste Seen bieten dem großen Dickhäuter eine artgerechte Umgebung. Fachkundige Pflege wird dabei helfen, dass Mundi hoffentlich ihre Traumata verarbeiten kann. Denn sie erlitt körperliche und seelische Misshandlungen, einschließlich der Trennung von ihrer Familie sowie grausame Trainingsmethoden.
Das "ERNA" ist ein Projekt von "Elephant Aid International". Die Elefanten leben hier artgerecht und selbstbestimmt. Sie können frei wählen, wo und mit wem sie ihre Zeit verbringen. Gleichzeit unterstützt die Tierschutzorganisation die Dickhäuter dabei, wieder Selbstvertrauen und soziale Kompetenz zu entwickeln. Mundi hat bereits neue Freunde gefunden und wird den Rest ihres Lebens an der Seite von "Bo" und "Tara" verbringen – zwei Asiatische Elefanten, die ebenfalls aus Zirkussen und Zoos gerettet wurden. Es ist zwar nicht ein Leben in wilder Natur, aber ein Leben ohne Leid und Grausamkeit für die sensiblen und sozial hoch entwickelten Dickhäuter.
Die Geschichte der Elefantendame Mundi
Mundi ist ein 1982 wild geborener, afrikanischer Savannen-Elefant. Sie gehörte zu einer Gruppe von 63 jungen, afrikanischen Elefanten, die 1984 vom exzentrischen Millionär Arthur Jones in die Vereinigten Staaten gebracht wurden. Jones organisierte diese Rettungsmission, nachdem die von der simbabwischen Regierung organisierte Elefanten-Massen-Keulung die Elefanten-Kälber zu Waisen gemacht hat. So kam Elefant Mundi zusammen mit den anderen kleinen Rüsseltieren 1984 auf das Anwesen des Millionärs nach Ocala, Florida.
1986 löste Arthur Jones die Herde auf und verkaufte die kleinen Rüsseltiere einzeln an Zoos, Zirkusse und Privatpersonen. In den nächsten Jahren pendelte Mundi zwischen verschiedenen Zoos hin und her. In dieser Zeit wurde sie auch von einem anderen Elefanten angegriffen. Sie wurde dadurch auf einem Auge blind und hatte einen dauerhaft beschädigten Stoßzahn.
Schließlich landete der Dickhäuter in einem Zoo in Puerto Rico. Hier lebte sie die nächsten Jahrzehnte allein auf einem 15.000 Quadratmeter großen Areal. Sie wurde abgerichtet, war angekettet, führte Zirkustricks vor und musste für Selfies mit Besuchern posieren.
Im Februar 2018 entzog das US-Landwirtschaftsministerium dem Zoo die Lizenz. Dutzende Verstöße hatte die Behörde zu diesem Schritt veranlasst. Darunter mangelnde tierärztliche Versorgung, die zum Tode eines Tigers führte, abgelaufenes Futter und Medikamente, sowie die fehlenden Möglichkeiten für die Tiere, sich vor der extremen Hitze zu schützen. Bereits zu diesem Zeitpunkt sollte Mundi in die Auffangstation "ERNA" nach Georgia übersiedeln. Doch nach einem Wechsel in der Regierung hat Puerto Rico alle bereits bestehenden Verträge und Vereinbarungen gekündigt. Mundi musste weitere Jahre isoliert in dem Zoo bleiben.
Doch 2023 ordnete das US-Justizministerium glücklicherweise erneut die Schließung des Zoos und die Umsiedlung aller vorhandenen Tiere in Auffangstationen an. Daraufhin haben sich "World Animal Protection" und "Elephant Aid International" zusammengetan, um mit den Behörden und anderen Partnern den sicheren Transport des 3.600 Kilogramm schweren Elefanten zu gewährleisten. Mit Erfolg. Am 12. Mai durfte Mundi in ihr neues Zuhause einziehen.
Wildtiere sind keine Entertainer
Mundis Geschichte ist nur ein Beispiel für die Ausbeutung von Wildtieren in der Unterhaltungsindustrie. Von Zirkussen bis hin zu Themenparks werden Wildtiere als Entertainer missbraucht, um Menschen zu unterhalten. Dabei werden sie aus ihren natürlichen Lebensräumen gerissen, ihnen werden Grundbedürfnisse verweigert und widernatürliche Verhaltensweisen aufgezwungen. Nicht nur Elefanten, sondern alle Wildtiere sind intelligente und soziale Lebewesen, die ihre natürliche und artgerechte Umgebung benötigen, um sich wohl zu fühlen.
Für Elefantendame Mundi gab es glücklicherweise Rettung. Doch Hunderttausende von Wildtieren leben wegen der globalen Tourismusindustrie weiterhin in Gefangenschaft. Als Verbraucher haben wir jedoch die Macht, etwas zu bewirken. Indem wir zum Beispiel keine Unternehmen unterstützen, die in Gefangenschaft gehaltene Wildtiere zu Unterhaltungszwecken missbrauchen, können wir eine Botschaft senden, dass diese Form der Ausbeutung nicht akzeptabel ist. © Deine Tierwelt
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