Jährlich züchtet Litauen bis zu einer Million Pelztiere ausschließlich für die Bekleidungsindustrie. Doch damit ist ab 2027 Schluss. Das Parlament sprach sich für ein Verbot der Pelztierfarmen aus. Ein großer Erfolg für den Tierschutz.

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In Litauen werden jährlich mehr als eine Million Pelztiere gezüchtet. Doch damit wird am 2027 Schluss sein, denn das Land hat ein Verbot von Pelztierfarmen erlassen. Am 21. September 2023 hat das Parlament in Vilnius für eine entsprechende Gesetzesänderung gestimmt. Demnach sind ab dem 1. Januar 2027 Zucht, Haltung und Tötung von Tieren zur Pelzgewinnung verboten. Rund eine Million Tieren in 44 Nerz- und 33 Chinchilla-Farmen wird ab 2027 damit ein elendes und trostlose Leben ausschließlich in Käfigen erspart. Denn um möglichst billig zu "produzieren" werden die Tiere auf den Farmen in winzige, karge und verdreckte Drahtgitterboxen eingepfercht. Sie können sich kaum bewegen und spüren nichts als Gitterstäbe unter ihren empfindlichen Pfoten. Somit haben sie auch keinerlei Chance, ein auch nur ansatzweise artgerechtes Leben zu führen. Das Verbot der Pelztierfarmen ist somit sehr großer Erfolg für den Tierschutz in Litauen.

Großstädte wie San Francisco, Los Angeles oder São Paulo haben den Verkauf von neuen Pelzprodukten mittlerweile komplett verboten und sich zur "pelzfreien Zone" erklärt. Zum Glück schließen sich diesem Verbot weltweit immer mehr Länder und Städte an. Auch große Modeunternehmen reagieren auf die Nichtakzeptanz von Echt-Pelz seitens ihrer Kundschaft und nehmen entsprechende Produkte aus ihrem Sortiment. Laut "PETA" haben allein in den vergangenen Jahren 20 der bekanntesten Luxus-Modemarken und Kaufhäuser ihren Ausstieg aus dem grausamen Pelzhandel angekündigt. Unter diesem Link findest Du die Unternehmen, die sich bereits diesem Pelz-Boykott angeschlossen haben. Zurückzuführen ist das Umdenken bei den Regierungen und den Verantwortlichen in den Firmen wohl auch auf die zahlreichen Protestaktionen und den nicht enden wollenden Einsatz von Tierschützern und Tierschutzorganisationen.

Litauen ist das 20. EU-Land mit einem Verbot für Pelztierfarmen

Mit dem Verbot für Pelztierfarmen ist Litauen jetzt das 20. EU-Land, in dem eine entsprechende Gesetzesregelung in Kraft treten wird. Doch damit soll noch lange nicht Schluss sein. Die Europäische Bürgerinitiative "Fur Free Europe (Pelzfreies Europa) hat bereits über 1,5 Millionen Unterschriften gesammelt, um die Haltung und Tötung von Tieren ausschließlich zur Pelzgewinnung EU-weit zu verbieten. Zusätzlich sollen in der Europäischen Union Pelze von Zuchttieren und Produkten, die Pelz enthalten, nicht mehr in den Verkehr gebracht werden dürfen.

Diese Initiative ist die zehnte Europäische Bürgerinitiative, die erfolgreich die Schwelle von einer Million Unterschriften aus mindestens sieben Mitgliedsstaaten überschritten hat. Maßgeblich daran waren aus Deutschland unter anderem die Tierschutzorganisationen "Vier Pfoten" und der "Deutsche Tierschutzbund" beteiligt.

80 Prozent aller Europäer gegen Pelzfarmen.
80 Prozent aller Europäer gegen Pelzfarmen. © Foto: unsplash.com/Yulia Vambold (Symbolfoto)

80 Prozent aller Europäer gegen Pelztierfarmen

Die Europäische Kommission hat jetzt bis spätestens zum 14. Dezember (sechs Monate nach Überbringung der Bürgerinitiative) Zeit, um darauf zu antworten. Die Kommission muss dann darlegen, mit welchen Maßnahmen sie auf die Initiative reagieren wird. Die Initiatoren fordern nichts anderes als eine eindeutige Überarbeitung der europäischen Tierschutzrichtlinie. Und die Chancen dafür stehen gut. Denn über 80 Prozent aller Europäer sprechen sich gegen Pelztierfarmen aus.

In Deutschland sind die Regularien für Pelztierfarmen so streng, dass sich ein Betrieb solcher wirtschaftlich nicht lohnt. Die letzte Pelztierfarm schloss hierzulande im April 2019. Nach dem Verbot, Füchse in Käfige zu sperren, hat auch in Schweden die letzte Fuchsfarm geschlossen. Und die Schweizer Gesetzgebung gestattet die Gefangenschaftshaltung von Wildtieren nur unter Bedingungen, die den Bedingungen für moderne Zoos gleichkommt. Damit waren in diesem Land die Pelztierfarmen nicht mehr profitabel. Strenggenommen ist in diesen Ländern somit die Pelzzucht nicht verboten. Es sind lediglich die gesetzlichen Vorschriften, die einen profitablen Betrieb nicht möglich machen.

Unter diesem Link findest Du eine interessante Aufstellung, wie die Situation hinsichtlich eines möglichen Verbots von Pelztierfarmen in Europa und ausgewählten Ländern weltweit aussieht.

Zahlen des Grauens

Doch noch immer werden weltweit Nerze, Marderhunde, Waschbären, Wiesel, Luchse, Zobel, Chinchillas und viele weitere Tierarten zum Teil mit heißen, ungefilterten Abgasen aus LKW-Motoren oder per Elektro-Schock bestialisch getötet, um aus ihrem Fell Produkte für die Bekleidungsindustrie herzustellen. Laut "PETA" sind es Luchse und Nerze, die am häufigsten das Leben verlieren. Über 50 Prozent der weltweit gehandelten Pelze stammen aus Europa. Bei Nerzen liegt der europäische Marktanteil sogar bei 85 Prozent. Dabei gehört Finnland zu Europas führenden Pelzherstellern. EU-Angaben zufolge leben weiterhin Millionen von Tieren in mehr als 1.000 europäischen Pelztierfarmen. Die meisten davon in Dänemark und Polen.

Polen, Dänemark und China sind die größten Pelz-Produzenten. Schätzungen zufolge müssen immer noch weit über 90 Millionen Tiere jährlich für die Pelzmode ihr Leben lassen, darunter allein 44,4 Millionen Nerze und 7,8 Millionen Füchse. Für einen einzigen Pelzmantel werden die Felle von etwa 50 Nerzen, 12 Füchsen oder 150 Chinchillas verarbeitet. In Finnland werden Polarfüchse auf bis zu 20 Kilogramm gemästet, um aus den zusätzlichen Fellfalten noch mehr Pelz "gewinnen" zu können.

Doch trotz des bekannten, aber dennoch unvorstellbaren Tierleids, das mit der Pelzproduktion verbunden ist, liegt nach Angaben der Tierschutzorganisation "ProWildlife" der weltweite Pelzumsatz bei 44 Milliarden EURO jährlich. Etwa 70 Prozent des Gesamtumsatzes wird allein durch Accessoires wie Pelzkragen an Jacken oder Bommeln an Mützen generiert. In Deutschland lag der Umsatz 2022 mit Pelz-Produkten bei rund 21 Millionen Euro.

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Auch der große Erfolg in Litauen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Leid der Tiere dort noch mehr als drei Jahre andauern wird. Und selbst wenn sich die Europäische Kommission für ein EU-weites Verbot für die Zucht und den Handel mit Pelztieren aussprechen sollte, werden noch Jahre vergehen, bis dieses auch umgesetzt wird. Und dann? Denn solange nicht ein weltweit komplettes Umdenken stattfindet und solange es eine Nachfrage nach Echt-Pelz gibt, wird das Leid der Tiere auf Pelzfarmen weitergehen. Vielleicht dann nur nicht mehr in der Europäischen Union.  © Deine Tierwelt

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