Das Coronavirus legt das Alltagsleben lahm - und auch bei Herrchen und Frauchen wächst die Sorge. Ist eine Infektion von Mensch zu Tier und umgekehrt möglich? Experten haben ihre Zweifel.

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Eine Nachricht aus Hongkong alarmierte bereits Anfang März alle Tierbesitzer weltweit. Angeblich wurde ein Hund positiv auf das neue Coronavirus getestet. Hatte das Tier sich womöglich bei seinem Herrchen angesteckt? Tiermediziner des Friedrich-Löffler-Instituts zweifeln daran.

Gerade Hunde tragen oftmals Coronaviren in sich - der positive Test könnte also nur ein lokaler Zufall gewesen sein.

"Bei einem Hund im Haushalt eines mit SARS-CoV infizierten Menschen in Hong Kong wurden mit hochempfindlichen Nachweismethoden geringe Mengen von genetischem Material des Erregers in Abstrichproben aus Nase und Mundhöhle nachgewiesen", schreibt das Friedrich-Löffler-Institut auf seiner Website.

Es sei aber unklar, ob es sich um eine aktive Infektion oder eine passive Verunreinigung durch die Virusmengen in der Umgebung in Hongkong handelte. "Der Hund zeigt keine Krankheitssymptome und wird in einer Quarantänestation weiter untersucht."

Nach aktuellem Stand keine Übertragung von Tier auf Mensch und umgekehrt

Also Entwarnung für alle Frauchen und Herrchen und ihre Lieblinge? Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist die Antwort: Ja!

"Nach aktuellem Stand der Wissenschaft kann das neue Coronavirus nicht von Haustieren auf Menschen und umgekehrt übertragen werden", heißt es auf deren Website.

Zuvor hatten auch Untersuchungen des European Centre for Disease Control und der WHO keine Hinweise auf Infektionen von Haus- und Nutztieren mit SARS-CoV-2 ergeben. "Trotzdem fehlen derzeit noch tiefergehende wissenschaftliche Untersuchungen", so das Ministerium.

Kein Wunder, Covid-19 grassiert erst seit diesem Jahr. Wissenschaftliche Belege sind rar. Doch erste Test mit Nutztieren wie Rind und Huhn sollen bis Ende April im Friedrich-Löffler-Institut folgen.

Quarantäne und Trennung von Haustieren droht bislang nicht

Tierbesitzer, die in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet werden, müssen künftig aber mit einer Kontrolle rechnen. Nicht, um Tierbesitzer und Haustier zu trennen, sondern um neue Erkenntnisse zum Virus zu gewinnen.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sagt dazu: "Im Einzelfall und bei Auftreten von klinischen Symptomen kann eine Beprobung und Testung der Tiere auf eine SARS-CoV-2 Infektion durchgeführt werden, um weitere Informationen zu Ansteckungsszenarien zu gewinnen."

In diesem Fall solle sich das zuständige Gesundheitsamt mit dem Veterinäramt in Verbindung setzen. Quarantäne oder Trennung von den Tieren droht aber bislang auf keinen Fall.

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Was, wenn das Tier Auslauf braucht?

Aber was tun, wenn man selbst in Quarantäne steckt und das Tier seinen Auslauf braucht? Das Friedrich-Löffler-Institut rät gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, sich frühzeitig um Personen zu bemühen, die im Notfall die Betreuung der Tiere übernehmen. "Dies könnten Nachbarn oder Freunde sein, die die Person(en) in Quarantäne gegebenenfalls auch mit Lebensmitteln versorgen."

In Großstädten wie München formieren sich auch schon Hundebesitzer über die sozialen Medien und bieten ihre Hilfe an. Tierliebhaber oder Besitzer können auch ihren Nachbarn anbieten, im Krankheitsfall einzuspringen und die große Gassi-Runde zu übernehmen oder der Katze das Essen zuzubereiten.

Denn: Wer positiv auf Corona-Viren getestet wurde, sollte den engen Kontakt zum eigenen Haustier erstmal meiden.

Auch bei Tierkontakt gilt natürlich: Händewaschen!

Coronaviren selbst sind bei Haus- und Nutztieren übrigens nicht selten. Laut Friedrich-Löffler-Institut tritt beispielsweise bei Katzen die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) auf. Bei Schweinen wird die epizootische Virusdiarrhoe durch ein Coronavirus ausgelöst. Diese Erreger stellen für den Menschen keine Gefahr dar und sind somit klar von SARS-CoV-2 zu unterscheiden.

Das neuartige Virus Sars-CoV-2 stammt übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit von Fledermäusen. Ungeklärt ist laut Friedrich-Löffler-Institut, ob SARS-CoV-2 direkt von Fledermäusen auf Menschen übertragen wurde oder ein tierischer Zwischenwirt eine Rolle bei der frühen Übertragung auf den Menschen gespielt hat.

Doch hier gibt die französische Gesundheits-und Lebensmittelbehörde Anses Entwarnung: Das Risiko, sich mit dem Coronavirus durch den Verzehr von Fleisch zu infizieren, sei ausgeschlossen.

Das einzige Risiko bestehe bislang darin, dass ein infizierter Mensch Lebensmittel kontaminiere. Deshalb wird dazu geraten, Fleisch und andere Lebensmittel beim Kochen im Zweifelsfall mindestens vier Minuten lang auf 63 Grad zu erhitzen. Das senke ein Ansteckungsrisiko um den Faktor 10.000.

Verwendete Quellen:

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Coronavirus - Fragen und Antworten
  • Deutschlandfunk.de: Haustiere spielen bei Coronavirus-Übertragung auf den Menschen offenbar keine Rolle
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