Wie gehen Menschen mit der Coronakrise um? Etwa, wenn sie beruflich elementar betroffen sind? Wir haben bei Max Meisinger aus München nachgefragt. Er ist selbständiger Berater, Coach und Trainer. Sein Job lebt vom persönlichen Kontakt. Hier erzählt er, wie sich sein Leben von heute auf morgen verändert hat.
Die Coronakrise trifft viele Menschen nicht nur gesundheitlich, sondern stellt sie auch beruflich vor ganz neue Herausforderungen. Manche stehen vor dem Nichts, andere haben die Möglichkeit, die Krise auch als Chance für etwas Neues zu nutzen. Wir haben die Geschichten unterschiedlicher Menschen gesammelt und präsentieren sie Ihnen an dieser Stelle als Artikelserie - alle Berichte im Überblick finden Sie hier.
Max Meisinger erzählt: Ich berate sowohl Unternehmen als auch Organisationen im Non-Profitbereich. Meine Schwerpunkte liegen in der Weiterbildung und -entwicklung von Mitarbeitern, Führungskräften und Teams sowie im Umgang mit Konflikten.
Seit knapp zehn Jahren ist das mein täglich Brot - doch seit einigen Wochen ist alles anders. Die aktuelle Situation rund um Corona trifft mein Geschäft hart. Social Distancing ist schließlich das exakte Gegenteil von dem, was ich mit meiner Arbeit beabsichtige.
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Terminkalender mit einem Schlag fast leer
Die Folgen spürte ich von heute auf morgen: In kürzester Zeit wurden 80 Prozent meiner Gruppenveranstaltungen wie etwa Teamworkshops oder Kommunikationstrainings bis Anfang Mai verschoben - oder gleich ganz abgesagt.
Meine Rettung waren zunächst Online- und Telefon-Coachings. Für die Hälfte meiner Kunden, die ich individuell coache, ist das eine akzeptable Alternative. Meine bisherigen Eindrücke zu den virtuellen Gesprächen sind überwiegend gut, und meine Kunden reagieren ebenfalls sehr positiv. Somit gibt es in meinem Terminkalender immerhin noch einige Einträge, doch wirtschaftlich lukrativ ist Einzelcoaching in diesem Umfang nicht.
Unternehmen gehen sehr unterschiedlich mit der Situation um
Telefonisch halte ich den Kontakt zu Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Hier erlebe ich einen sehr unterschiedlichen Umgang mit der Situation und mit mir. Die einen kämpfen vor allem mit sich selbst, stornieren bereits Veranstaltungen bis in den Sommer hinein und signalisieren mir: "Wir holen das im Herbst oder nächstes Jahr nach." Das ist nett gemeint, geht aber natürlich an der Not meiner Zunft vorbei. Manche Kollegen werden finanziell nicht bis nächstes Jahr durchhalten.
Andere Unternehmen haben schon zu einer "neuen Normalität" gefunden und melden sich sogar, um sich erkundigen, wie es uns BeraterInnen eigentlich geht und ob wir in der Lage wären, Konzepte für Trainings und Workshops zu erarbeiten, die auch online funktionieren. Inzwischen habe ich schon erste Online-Workshops moderiert.
Konflikte lösen via Videokonferenz? Eigentlich undenkbar
Das ist natürlich Balsam für die geschundene Freiberufler-Seele und gibt Grund zur Hoffnung. Doch ein wesentlicher Teil meiner Tätigkeit ist für mich online nicht vorstellbar. Insbesondere die Arbeit an Konflikten kann eine sehr diffizile und sensible Angelegenheit sein, bei der es oft auf kommunikative und atmosphärische Nuancen ankommt. Da stößt selbst die beste Konferenz-Software einfach an ihre Grenzen. Darüber hinaus hätte ich in einem solchen Fall Bedenken hinsichtlich der notwendigen Vertraulichkeit.
Blick für das Positive
Wie wohl die meisten Menschen versuchen auch meine Familie und ich das Beste aus der Situation zu machen. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich meinen Blick für die positiven und lehrreichen Aspekte dieses besonderen Lebensabschnitts schärfe, ohne dabei in Naivität abzudriften.
Mit dieser Haltung versuche ich nicht nur mir, sondern auch meinen Kindern, Verwandten, Freunden, Kunden und anderen in meinem Umfeld Orientierung und Halt zu geben. Ich habe mich entschieden, meiner beruflichen Krise mit Gelassenheit, Kreativität und Demut zu begegnen - und bislang gelingt mir das recht gut.
Max Meisinger (Protokoll: af)
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