Das Arbeiten im Homeoffice ist seit der Corona-Pandemie verbreitet. Nun führen jedoch erste Konzerne wieder eine Präsenzpflicht für Angestellte ein – und erwägen Konsequenzen. Wie Expert:innen die Entwicklung bewerten.

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Im Homeoffice oder anderweitig mobil zu arbeiten, war in Deutschland bis vor wenigen Jahren noch kaum verbreitet. Bis Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie Arbeitgeber verpflichteten, den Mitarbeiter:innen mobiles Arbeiten zu ermöglichen.

Auch nach Ende der pandemiebedingten Homeoffice-Pflicht am 20. März 2022 verschwand mobiles Arbeiten vielerorts nicht; immer mehr Arbeitnehmer:innen gewöhnten sich an flexible Arbeitsmodelle und forderten diese ein.

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet, holen jedoch einige Arbeitgeber ihre Angestellten verpflichtend ins Büro zurück – oder erwägen es. Zuletzt verkündete etwa Volkswagen (VW), dass Mitarbeitende auf Management-Ebene sowie Führungskräfte ab dem 1. November 2023 mindestens vier Tage die Woche wieder ins Büro müssen. Zuvor war laut Bericht ein Präsenztag pro Woche vorgeschrieben.

Unternehmen führen Anwesenheitspflicht wieder ein – und drohen mit Konsequenzen

Jener Trend zeichnet sich gegenwärtig aber nicht nur in Deutschland ab: Auch in den USA etwa haben die großen Tech-Firmen längst wieder eine Anwesenheitspflicht für Angestellte eingeführt. Google, Amazon und Meta schreiben ihren Mitarbeitenden drei wöchentliche Präsenztage vor – ansonsten kann es sogar Abzüge bei Gehaltszahlungen geben, berichtet das RND.

Es geht aber offenbar noch drastischer: Die Beratungsgesellschaft KPMG hat Vorstandschef:innen weltweit zu deren Homeoffice-Plänen befragt. Das Ergebnis: 64 Prozent planen eine vollständige Rückkehr in das Büro. Das soll innerhalb der nächsten drei Jahre passieren. 87 Prozent gaben an, dass sie Boni und Beförderungen mit der Rückkehr ins Büro verknüpfen wollen.

Einer Umfrage der Bewerbungsapp Resume Builder, die unter 1000 amerikanischen Führungskräften durchgeführt wurde, planen 90 Prozent bis Ende 2024 die Einführung von Richtlinien zur Rückkehr ins Büro. Fast 30 Prozent erwägen es, Mitarbeiter:innen zu entlassen, die sich nicht an die Regeln halten.

Homeoffice: Wie ist die Prognose für Deutschland?

Doch wie ist die Prognose für das mobile Arbeiten in Deutschland mit Blick auf die kommenden Monate und Jahre, und auf was müssen sich Arbeitnehmer:innen gegebenenfalls einstellen?

"Tatsächlich lässt sich ein Trend beobachten, dass viele Unternehmen zunehmend wieder Interesse daran zeigen, dass die Beschäftigten wieder mehr vor Ort sind", betont Philipp Frey vom Karlsruher Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse gegenüber dem RND.

Diese Entwicklung fußt laut dem Experten auf der Einschätzung, dass der persönliche Kontakt wichtig für gut laufende Arbeitsprozesse sei.

Studien über die Vor- und Nachteile des mobilen Arbeitens

Einige Studien sprechen dafür, dass Arbeitnehmer:innen im Homeoffice oftmals effizienter arbeiten als ihre Kolleg:innen im Büro. Auch eine jüngst veröffentlichte Analyse der TU Darmstadt unterstreicht diese Annahme: 76 Prozent der Studienteilnehmer:innen fühlten sich demnach im Homeoffice produktiver als im Büro – 62 Prozent gaben an, von Zuhause aus bessere Resultate zu liefern.

Noch deutlicher fielen die Studienergebnisse hinsichtlich des Wohlbefindens von Arbeitnehmer:innen aus: 81 Prozent gaben an, sie sind zufriedener als im Büro; 72 Prozent erlebten seit dem Wechsel ins Homeoffice eine bessere Work-Life-Balance. Mobiles Arbeiten empfanden viele als entlastend und praktikabel.

Jedoch brachte der Wechsel ins Homeoffice für viele Arbeitnehmer:innen nicht nur Positives mit sich: Das Büro als sozialer Raum etwa entfiel mit den neuartigen Arbeitsmodellen. Und auch Meetings via Videocall konnten das Büro als Ort spontaner Kommunikation wohl nur kaum ersetzen.

Rückkehr zu ausschließlicher Präsenzarbeit wahrscheinlich?

"Beschäftigte treffen die Entscheidung, welchen Arbeitsort sie aufsuchen, primär danach, wo sie erfolgreich arbeiten können", erklärt Kyra Voll, die als Co-Autorin an der Studie der TU Darmstadt beteiligt war, gegenüber dem RND. Sie ist der Ansicht, dass sich Arbeitgeber aus eben jenen Effizienzgründen mehr und mehr auf die Bedürfnisse der Angestellten einlassen müssten.

Dies bekräftigt auch Hans Rusinek, der an der Universität St. Gallen zum Thema Meaningful Work forscht und Unternehmen berät. Er erklärt, strenge Regelungen bei Präsenztagen, wie etwa VW es seinen Angestellten vorschreibt, hätten langfristig keine Zukunft. Rusinek sagt, das Misstrauen mancher Chef:innen gegenüber Mitarbeitenden habe sich während der Corona-Pandemie nicht bewahrheitet.

Zudem verfügten mittlerweile viele Menschen Zuhause über die notwendige Ausstattung für mobiles Arbeiten. "Aufgrund dieser Dinge glaube ich nicht, dass es ein komplettes Zurückfallen geben wird. Wir handeln jetzt aber aus, wie genau das zukünftig aussehen wird", so Rusinek laut RND.

Eventuelle gravierende Veränderungen wie eine plötzlich vorgeschriebene verpflichtende Rückkehr ins Homeoffice hält Rusinek für problematisch. Einerseits, weil sich die Arbeitsbedingungen für Angestellte schlagartig ändern würden. Andererseits, weil es da Vertrauen zwischen allen Beteiligten beeinflusse.

Unternehmen, die Arbeitsbedingungen wie Präsenztage nun wieder etablieren, prophezeit er deshalb, ein "riesiges Personalproblem".

Verwendete Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND),KPMG, Resume Builder

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