Viele Anwohner beliebter Ausgehviertel in Mailand hatten sich beschwert – jetzt greift die italienische Stadt durch: Um den Bewohnern Nachtruhe zu ermöglichen, gelten für Restaurants, Bars und Läden nun strenge Vorschriften.
In der lauen Sommernacht noch auf der Terrasse eines Restaurants einen Aperol genießen oder mit einem Bierchen am Kanal entlangschlendern – das ist in Mailand erstmal gestrichen, zumindest zu bestimmten Uhrzeiten.
Seit dem 20. Mai gibt es in der italienischen Metropole strenge Regelungen. Der Stadtrat hatte zuvor beschlossen, härter gegen das teils ausschweifende Nachtleben vorzugehen. Immer wieder hatten sich Anwohner beschwert, so die Begründung. Die Verordnung gilt vorerst bis zum 4. November.
Strengere Regeln bei Nacht in "movida"-Vierteln
Ziel der Verordnung sei es, "die Ruhe zu schützen und den Genuss des öffentlichen Raums für alle sowie die Erholung der Anwohner im Gleichgewicht mit […] der geschäftlichen Entwicklung von Gewerbebetrieben zu gewährleisten", schreibt die Stadt in einer offiziellen Mitteilung.
Konkret betrifft die neue Verordnung die sogenannten "movida"-Gebiete, zu denen beliebte Ausgehviertel zählen. Bar-, Restaurant- und Ladenbesitzer müssen sich an strenge Nutzungszeiten halten.
Unter anderem dürfen sich Gäste nicht mehr bis spät in die Nacht in Außenbereichen aufhalten: Von Montag bis Freitag müssen die Außenbereiche um 1 Uhr nachts schließen. Dasselbe gilt für etwaige Verkaufsstände. An den Wochenenden dürfen Gäste bis 2 Uhr nachts Terrassen und andere Außenbereiche nutzen.
Diese Viertel sind von der Verordnung betroffen
- Nolo
- Lazzaretto
- Melzo
- Isola
- Sarpi
- Cesariano
- Arco della Pace
- Corso Como/Gae Aulenti
- Garibaldi
- Brera
- Ticinese
- Darsena
- Navigli
Die Maßnahme verbietet auch den Verkauf und die Mitnahme von alkoholischen Getränken zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens, heißt es weiter. "Insbesondere Geschäfte, die auch nach Mitternacht geöffnet sind, müssen sicherstellen, dass die Kunden keine alkoholischen Getränke kaufen können", erklärt die Comune Milano. Alkohol müsse an unzugänglichen Orten aufbewahrt werden. Ladenbesitzer sollen mit entsprechenden Schildern auf das Verbot hinweisen.
Grundsätzlich darf Alkohol außerdem zwischen 20 Uhr und 6 Uhr nicht auf der Straße verkauft werden.
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Lokalbesitzer wollen Einspruch erheben
Wie die italienische Zeitung "Il Giorno" berichtet, wollen Ladenbesitzer beim regionalen Verwaltungsgericht Einspruch gegen die neue "Anti-movida-Verordung" einlegen. Eine Berufung sei zu erwarten gewesen, kommentierte Bürgermeister Giuseppe Sala laut der Zeitung. "Aber wir werden weitermachen."
Er habe "Hunderte von Berichten von Bürgern, die eine bessere Nachtruhe wünschen", erhalten, betonte Sala noch vor Einführung der Verordnung. Es sei ein Bedürfnis vieler Menschen. Danach fügte er hinzu: "Wir ändern nicht die Regeln des Universums, sondern setzen nur sehr geringe Grenzen."
Die neuen Vorschriften hatten vor Einführung für Aufruhr in Mailand gesorgt. Bei den ursprünglichen Plänen wäre nämlich wohl auch der Verkauf von Eiscreme von dem abendlichen Verbot betroffen gewesen. "Wenn wir über Eiscreme sprechen müssen, werden wir das schon hinkriegen", hatte Sala beruhigt. Die Vorschrift war entsprechend korrigiert worden.
Verwendete Quellen
- comune.milano.it: "Movida. Pubblicata l'ordinanza che riguarda alcune aree della città"
- ilgiorno.it: "Movida selvaggia a Milano, al via l’ordinanza: le zone, gli orari e le nuove regole"
- ilgiorno.it: "Ordinanza movida Milano, Sala: proteste commercianti? Ho centinaia di segnalazioni di residenti che chiedono di poter riposare"
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