Wir nutzen den goldenen Herbst für einen Wanderurlaub in Bayern. Es geht mit dem Wohnmobil entlang der Alpen vom Bodensee bis an den Königssee – inklusive eines Abstechers nach Salzburg.

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Für Nordlichter ist der Urlaub in Bayern fast wie die Reise in ein fernes Land. In unseren Herbstferien wünschen wir aber genau das: einen totalen Tapetenwechsel. Statt Ostsee möchten wir die Füße in einen Bergsee halten, statt in der Holsteinischen Schweiz wollen wir in den echten Alpen wandern. Also machen wir uns auf den Weg von Kiel an den Bodensee. Von dort soll es entlang der Berge zum Königssee gehen, denn ganz ohne Wasser kann der Nordländer doch nicht.

Camping am Bodensee

Zum Baden ist uns das Wasser aber zu kalt, obwohl wir das Glück haben, gleich auf unserem ersten Campingplatz in der ersten Reihe zu stehen. Wir hatten einen Platz auf dem Park-Camping Lindau reserviert. Es ist einer der wenigen Plätze auf unserer Tour, die im Herbst noch eine Reservierung bevorzugen – denn die anderen haben oft Mitte Oktober schon geschlossen. Auch sonst erweist sich der Platz als eine gute Wahl: Während sich unsere Jungs auf dem Basketballplatz austoben, genießen wir den Blick auf den See in der Nachmittagssonne. Die kleine Strandbar hat noch geöffnet, und morgens gibt es die besten Brötchen, die ich je auf einem Campingplatz bekommen habe.

Am ersten Nachmittag leihe ich mir ein Rad aus – der Träger des Wohnmobils fasst nur drei Fahrräder –, und wir fahren ins knapp fünf Kilometer entfernte Lindau. Die Strecke ist sogar für unseren Hund machbar. Wir hätten auch mit dem Bus fahren können, der für Campinggäste inklusive ist.

Ich mag Lindau, diese gemütliche Stadt auf einer Insel im Bodensee. Die Gassen sind eng, die Häuser malerisch bunt, der Hafen mit seinem Leuchtturm – dem südlichsten Deutschlands – vor allem abends ein wunderschönes Fotomotiv. Wir schlendern durch die Gassen und suchen uns abends eine Pizzeria, wo wir den nächsten Tag planen: Der Gipfel des Pfänders soll unser erstes Wanderziel sein. Er liegt 1064 Meter hoch und lässt sich vom Campingplatz gut zu Fuß erreichen.

Abenteuerliche Wanderung und Entspannung am Tegelberg

Daher brechen wir am nächsten Morgen mit reichlich Proviant im Gepäck auf. Bis Lochau folgen wir dem Wander- und Radweg, dann geht es auf einem gut markierten Weg immer höher hinauf. Nach gut drei Stunden kommen wir oben an – verschwitzt, erschöpft, aber glücklich. Belohnt werden wir mit kühlen Getränken im Gasthaus Pfänderspitze und einem tollen Ausblick auf die Allgäuer Alpen.

Den Abstieg schaffen wir natürlich in der Hälfte der Zeit, obwohl wir die anspruchsvollere Route mit Geröllpfaden und steilen Passagen nehmen. Wir Flachländer können uns am nächsten Tag kaum rühren. So beschließen wir, einen Ruhetag in der Kristall-Therme Schwangau einzulegen. Als zweite Station hatten wir uns ohnehin den Tegelberg vorgenommen. Nach eineinhalbstündiger Fahrt entspannen wir unsere schmerzenden Muskeln in Saunen und Dampfbädern.

Bei Sonnenuntergang suchen wir einen Übernachtungsplatz – und finden ihn auf dem nahen Camping Bannwaldsee. Die Besitzer scheinen die Corona-Auszeit genutzt zu haben, um ihre Anlage auf Vordermann zu bringen. Die Sanitäranlagen sind top gepflegt; es gibt sogar eine kostenlose Spülanlage für WC-Kassetten. Echten Luxus bietet der an einer Schnellstraße gelegene Platz aber nicht – obwohl für eine vierköpfige Familie mit Hund auch in der Nachsaison eine stattliche Rechnung fällig wird.

Am folgenden Morgen fahren wir bei strahlendem Sonnenschein den kurzen Weg zum Wanderparkplatz an der Tegelbergbahn mit Blick auf das Schloss Neuschwanstein. Der Anstieg auf den knapp 1880 Meter hohen Berg ist knackig. Für Nicht-Wanderer gibt es aber auch eine Bergbahn. So oder so lohnt sich der Blick über den Forggensee mit seiner Ebene und die Alpengipfel. Beim Abstieg nehmen die Jungs den schnelleren Weg über die Skipiste, mein Mann, unser Hund und ich gehen den Wanderweg zurück zum Parkplatz. Zwischendurch erhaschen wir noch einen Blick auf Schloss Neuschwanstein. Leider hatten wir versäumt, Karten zu reservieren. So bleibt uns nur der Blick von oben.

Erkundungstour durch München

Unser nächster Halt: München, der Campingplatz in Thalkirchen. In der Landeshauptstadt wollen wir ein wenig Kultur genießen, ins Deutsche Museum gehen und ein bisschen shoppen. Da auch die KZ-Gedenkstätte Dachau auf dem Programm steht, haben wir gleich drei Nächte eingeplant. Ein Fehler, denn der Campingplatz wird während der Oktoberfestsaison vor allem von feierfreudigen Gästen genutzt. In den Nebengebäuden funktioniert die Wasserversorgung nur noch teilweise; die Sanitäranlagen sind anscheinend seit Jahren nicht mehr gereinigt worden; Beleuchtung der Wege: Fehlanzeige; Gänse haben ihre Hinterlassenschaften überall verstreut. Vielleicht hätte es mich stutzig machen sollen, dass wir schon beim Einchecken die Platzgebühr bezahlen mussten.

Wir machen das Beste aus der Situation und fahren mit der U-Bahn in die 20 Minuten entfernte Innenstadt zum Shoppen. Das Deutsche Museum (für das wir im Voraus Karten gekauft haben) können wir mit dem Fahrrad erreichen. Gut vier Stunden verbringen wir in den Themenwelten von Brückenbau über physikalische Phänomene und Raumfahrt bis zu Ernährung und Gesundheit. Abends geht es von der U-Bahn-Station Thalkirchen (beim Zoo) in die Stadt ins Brauhaus. Unseren letzten Tag im Münchener Raum verbringen wir in Dachau – ein Muss, wie ich finde. Ob die Jungs schon alt genug dafür sind? Ich weiß es nicht. Ich finde die Ausstellung jedenfalls sehr bedrückend.

Wandern mit Bergpanorama

Nun ab in die Natur. Die Etappe zum Königssee ist die längste unserer Tour, aber wir sind froh, den Campingplatz verlassen zu können. Am Nachmittag erreichen wir Camping Grafenlehen und finden eine schöne Stelle mit Blick auf das Bergpanorama – und auf unser nächstes Ziel: den 1874 Meter hohen Jenner. Zunächst laufen wir jedoch zum Königssee hinüber, um einen Blick auf diesen einmaligen, von schroffen Berghängen umschlossenen See zu werfen. Gerne hätten wir einen Bootsausflug gemacht. Ich habe jedoch keinen Maulkorb für meinen Hund. So begnügen wir uns mit einem kurzen Spaziergang und einem Blick von oben auf den See, die Schiffe und die Kirche St. Bartholomä in der Ferne.

Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und der Aufstieg ist nicht anspruchsvoll, aber lang. Durch Zufall nehmen wir eine malerische Route, die uns über den Malerwinkel und die Büchsenbachalm zum Gipfel führt. Nach der Alm trenne ich mich von den Männern und folge dem weniger anstrengenden, aber wunderschönen Panoramaweg zur Bergbahnstation und zurück zum Campingplatz. Am Abend sind wir alle mit unserer Tour zufrieden – und haben keinen Muskelkater. Campingplatz-Highlight: Ein fahrender Händler öffnet regelmäßig seinen Verkaufswagen auf dem Gelände. Er verkauft großartigen Käse, schmackhafte Wurst und selbstgebackenes Brot. Übrigens ist Grafenlehen der einzige Platz auf unserer Tour, auf dem wir unseren Müll ordnungsgemäß trennen können.

Tagesausflug nach Salzburg

Am nächsten Tag regnet es. Da Salzburg in der Nähe liegt, beschließen wir, einen Ausflug zu machen. Zuerst legen wir einen kleinen Wanderstopp ein, den ich mir gewünscht hatte: Wir besuchen die Wimbachklamm. Nachdem wir vor dem Eingangstor zur Klamm am Kassenautomaten bezahlt haben, dürfen wir den Engpass betreten. Wir folgen dem Steg und den Treppen, beobachten die Wimbach und wandern nach gebührendem Bestaunen über die malerische Kraft des Wassers noch am Fluss entlang. Vom steinigen Ufer aus grüßt der Watzmann hinüber – aber den wollen wir diesmal nicht besteigen.

Anschließend lenken wir das Wohnmobil bis zum Park & Ride-Parkplatz des Salzburger Flughafens. Dort bekommen wir für 15 Euro ein Parkticket, mit dem wir auch kostenlos mit dem Bus fahren können. Leider lässt der Regen nicht nach, also tun wir das einzig Richtige: Wir essen Sachertorte. Natürlich im Café des Hotel Sacher, das es nicht nur in Wien, sondern auch in Salzburg gibt. Nachdem wir getrocknet und von innen gewärmt sind, versuchen wir es noch ein bisschen mit Sightseeing. Aber bei Regen sind weder der Mirabellgarten noch die Altstadt besonders attraktiv – und die Teenies werden von einem bekannten Bekleidungsgeschäft verschluckt. Mein Mann und ich verzichten auf den Eintritt zur Festung Hohensalzburg und schlendern durch die regennassen Straßen zum Domviertel.

Stopp am größten See Bayerns

Einen wichtigen See haben wir auf dieser Reise noch nicht gesehen: den Chiemsee. Deshalb machen wir auf dem Rückweg einen Stopp am größten See Bayerns, um Herrenchiemsee und das gleichnamige Schloss zu besichtigen. Denn man kann nicht in Bayern gewesen sein, ohne eines der Schlösser von König Ludwig besichtigt zu haben.

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Das Ausflugsschiff bringt uns auf die Insel. Ich habe auch diesmal keine Karten reserviert, doch das sei nicht nötig, wurde mir auf Nachfrage am Telefon erklärt – und schon gar nicht in der Nebensaison. Das mag daran liegen, dass Herrenchiemsee nie vollendet wurde. Besucher können sich nur durch neun fertiggestellte Räume führen lassen – in denen Ludwig II. nie gelebt hat. Dann ist sie auch schon zu Ende unsere Berg- und Seen-Tour.

Am Chiemsee gibt es zahlreiche Plätze, hier zwei besonders beliebte:  © Promobil

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