Spätsommer und Herbst sind die ideale Reisezeit für Campingurlaub in Deutschlands Weinanbaugebieten. Diese Reise, auf der das Fahrrad der ideale Begleiter ist, führt nach Würzburg, Kitzingen, Volkach – immer dicht am Main entlang.
Wenn man durch diese Weingegend fährt – idealerweise mit Fahrrad an Bord für kleinere Ausflüge – oder wandert, fällt vor allem die große Vielfalt von Zeugnissen mehr oder weniger alter Baukunst auf. In praktisch jedem Dorf und jeder Stadt finden sich Kleinode der Architektur. Hübsche Fachwerkfassaden konkurrieren mit prächtigen Bauwerken der Gotik und des Barock.
Die zentrale Rolle spielt aber zweifellos der fränkische Wein. Besonders Weißweine der Sorten Müller-Thurgau und Silvaner werden hier angebaut, bekannt auch durch die charakteristische bauchige Flasche, genannt Bocksbeutel. Der Wein steht ebenso für Genuss wie für die wirtschaftliche Grundlage der ganzen Region und prägt Land und Leute.
Bildlich zusammengehalten wird das alles durch den Fluss, der sich durch diese liebliche Landschaft windet – den Main. Alles zusammen ergibt ein richtig schönes Gesamtkunstwerk.
Architektonische Vielfalt
Überstrahlt wird das eindrucksvolle Stadtbild von Würzburg, wo wir unsere Architektur-Tour beginnen, zweifelsohne durch die Residenz. Sie gehört seit 1981 zum Unesco-Weltkulturerbe. Nach Plänen von Balthasar Neumann und im Auftrag von Fürstbischof Franz von Schönborn wurde der Palast erbaut. Diese beiden Namen begegnen dem Reisenden in der Region auf Schritt und Tritt. Überragt wird Würzburg vom Käppele, der Wallfahrtskirche auf dem Nikolausberg, gegenüber der ebenfalls weithin sichtbaren Festung Marienberg. Zusammen mit der alten Mainbrücke prägen diese drei Bauwerke die Erscheinung von Würzburg weithin sichtbar.
Mainaufwärts, also südwärts, gelangt man im Mainknie nach Ochsenfurt, Frickenhausen und Marktbreit, mit einer großen Zahl von Fachwerkhäusern und Barockbauten. In nördlicher Richtung ist bald Kitzingen mit zahlreichen Sakral- und Fachwerkbauten mit seiner sehenswerten Synagoge erreicht, gefolgt von Dettelbach, wo sich Fachwerk und Spätgotik vereinen.
Das touristische Epizentrum der Region schlechthin folgt wenige Kilometer weiter mit der Mainschleife und dem Weinort Volkach. Prächtige Bürgerhäuser gruppieren sich mit dem Rathaus um den Marktplatz, allen voran das Tuchhaus. Ganz in der Nähe thront in den Weinbergen über dem Main weithin sichtbar die kleine gotische Kirche Maria im Weingarten, in welcher die Rosenkranzmadonna von Tilman Riemenschneider bewundert werden kann.
Etwas abseits des Flusses gelangt man über Wiesentheid, den heutigen Sitz derer von Schönborn, nach Prichsenstadt. Hier wurde das historische Dorfzentrum durch eine geschickte Stadtplanung besonders gut erhalten. Schließlich findet sich etwas weiter nördlich in Gaibach am ehemaligen Schloss des Schönborn-Geschlechts mit der Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ein weiteres Zeugnis für das Wirken von Balthasar Neumann.
Abgerundet wird dieser architektonische Reigen in Werneck durch ein weiteres prächtiges Schloss aus der Feder des gleichen Baumeisters und in Schweinfurt. Die zweitgrößte Stadt auf unserer Tour um das Maindreieck ist in erster Linie als Industriestandort bekannt, birgt aber auch eine Reihe sehenswerter Bauten.
Der besondere Tipp: Malerwinkel
In Marktbreit verbirgt sich gleich links hinter dem Maintor der Malerwinkel. Die Ostseite des Maintors und einige geradezu aneinander klebende schmale Fachwerkhäuser, die fast in das Wasser zu kippen scheinen, bilden ein besonders pittoreskes architektonisches Ensemble. Seit der umfangreichen Restaurierung im Jahre 1991 dient das besonders prominente Malerwinkelhaus als Museum.
Der Wein prägt Land und Leute
Wer sich für Wein interessiert – und das tun die meisten Besucherinnen und Besucher der Region –, sollte Weinfranken im Herbst besuchen. Anfang September leuchten die Weintrauben prall aus dem noch grünen Laub der Rebstöcke – meist in grün-gelber Farbe, da sich die weit überwiegende Menge des Frankenweins aus verschiedenen Weißweinsorten zusammensetzt. Etwa Mitte September beginnt die Weinernte, und ab Oktober sorgt die Färbung des Weinlaubs für einen Rausch von Rot- und Goldtönen in den Weinbergen.
Ein Besuch lohnt sich aber auch zu anderen Jahreszeiten, denn der Wein schmeckt immer. In Franken werden etwa die gleiche Menge Müller-Thurgau und Silvaner als Hauptsorten erzeugt. Trotzdem ist der Silvaner der Wein, von dem die fränkische Weinbauregion ihre Identität ableitet – wie der Rheingau vom Riesling oder die Rioja vom Tempranillo. Über 350 Jahre, bis in das Jahr 1659, lassen sich die geschichtlichen Wurzeln des Silvaners hier zurückverfolgen.
Wie bei allen Weinen werden auch bei den fränkischen Geschmack und Charakter durch das sogenannte Terroir geprägt. Aber was genau ist das? Unter diesem Begriff wird das Zusammenspiel von Boden, Klima, Lage, Geologie, Rebsorte und den beteiligten Menschen, also den Winzern, gebündelt. Frankenweine und besonders der Silvaner zeichnen sich durch hohen Mineralstoffgehalt und würzigen Geschmack aus. Sie werden in der Regel sehr trocken ausgebaut. Deshalb wurde sogar die Geschmacksdefinition "fränkisch trocken" eingeführt. Weine dieser Kategorie dürfen nicht mehr als vier Gramm Restzucker pro Liter aufweisen.
Weinanbau und Weintourismus sind in der Region tragende Säulen für Wirtschaft und Einkommen der Bevölkerung.
Der besondere Tipp: Häckerwirtschaft
Ein Besuch in einer der zahlreichen Häckerwirtschaften lohnt sich. Viele Winzer bieten hier im Frühjahr zu bestimmten Zeiten deftiges Essen zu ihrem Wein an. Der "Häcker" im Namen meint den Winzer, der seinen Weinberg durchhackt, eine Tätigkeit, die heute meist mit Hilfe von Maschinen erledigt wird.
Der Main, das Rückgrat der Region
Erholungslandschaft, Sportarena, Feriendomizil, Spielplatz, Genussort, Verkehrsader – der Main bedeutet für jeden etwas anderes.
Wer beispielsweise auf dem Mainradweg unterwegs ist, wird immer wieder lauschige Plätzchen entdecken, die sich für ein Picknick oder einfach eine Ruhepause anbieten. Eine Reihe von Stell- und Campingplätzen liegt direkt am Main, teils an ausgesprochen romantischen Stellen. Gerade im Landschaftsschutzgebiet Mainaue an der Mainschleife lässt es sich am Fluss wunderschön entspannen.
Zur sportlichen Betätigung unterschiedlichster Couleur ist der Main ebenfalls bestens geeignet. Kanu- oder SUP-Fahrer sind vor allem auf dem Altmain, dem für den motorisierten Verkehr gesperrten Teil der Mainschleife, bestens aufgehoben. Wer es dynamischer mag, kann sich beispielsweise im Motorboot- oder gar Wasserskifahren versuchen.
Und ganz beschaulich lässt es sich dem Angelsport frönen – mancherorts sogar unmittelbar vor der Reisemobiltür, beispielsweise auf dem Camping Katzenkopf. Womit wir beim Feriendomizil wären. Am beschriebenen Flussabschnitt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, im Wohnmobil nahe am Fluss oder direkt am Ufer zu übernachten. Da lässt es sich dann auch vielfach trefflich vor der "Haustür" planschen und schwimmen.
Zum Genießen lädt der Main in vielfältiger Weise ein – ob am Wasser in zahlreichen Restaurants, über dem Wasser wie auf der alten Mainbrücke in Würzburg oder auf dem Wasser, beispielsweise bei einer Floßfahrt auf dem Altmain oder auf einem der Ausflugsschiffe.
Und schließlich wird der Main auch als Verkehrsweg genutzt. Den Freizeitschiffern wie auch dem gewerblichen Güterverkehr steht eine Reihe von Schleusen für die stressfreie Überwindung der Höhenunterschiede des Flussbetts zur Verfügung. Vom Fußgänger über Radfahrer bis Pkw und Traktor werden an einigen Stellen Mensch und Gerät per Fähre über den Fluss befördert. An die lange Tradition des Mains als Transportweg erinnert auch der "Alte Kranen" in Marktbreit.
Der besondere Tipp: Floßfahrt
Aus der Tradition der Flößerei ist eine besonders beschauliche Art der Fortbewegung auf dem Altmain von Volkach aus erwachsen. Mit einem 25 Tonnen schweren Floß werden die Fahrgäste nur mittels der Strömung entlang der umliegenden Weinberge durch das Natur- und Vogelschutzgebiet befördert und dabei auch auf vielfältige Weise bewirtet und unterhalten.
Stellplätze im fränkischen Weinland
Stellplatz am Main
Gebührenfreier Stellplatz für 10 Mobile außerorts auf einem Parkplatz am Main. Überwiegend eben, geschottert. Zentrum zu Fuß erreichbar. In der Nähe: ausgewiesene Fahrrad- und Wanderwege, Angeln. Maximaler Aufenthalt: 7 Nächte. Saison von Anfang April bis Ende Oktober.
Wohnmobilstellplatz am Main
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 70 Mobile am Rand des Stadtteils Etwashausen auf einem Parkplatz am Main. Geschottert/Rasengitter. Zentrum zu Fuß erreichbar. ÖPNV-Anschluss in der Nähe. Am Platz: Brötchenservice. In der Nähe: Museen, Schwimmbad Aqua-Sole. Preis pro Nacht: 11 Euro. Bezahlung am Parkscheinautomaten. Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC, WC, WLAN, Hunde im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 50 Cent/kWh, Wasser: 1 Euro/60 Ltr. Maximaler Aufenthalt: 3 Nächte.
Stellplatz an den Mainwiesen
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile am Ortsrand. Überwiegend eben, teilweise schattig. Untergrund mit Rasengitter. Am Platz: Restaurant, Imbiss. Preis pro Nacht: 12 Euro. Bezahlung am Parkscheinautomaten. Entsorgung, WC, WLAN im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 50 Cent/kWh, Wasser: 1 Euro/80 Ltr.
Stellplatz am Main
Gebührenfreier Stellplatz für 40 Mobile in Ochsenfurt. Überwiegend eben, kein Schatten, auf Schotterrasen. Maximaler Aufenthalt: 3 Nächte.
Stellplatz Volkach Mainufer
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile am Ortsrand. Überwiegend eben, teilweise schattig, geschottert, beleuchtet. In der Nähe: V/E an der Fahrer Straße in Volkach. Preis pro Nacht: 10 Euro. Bezahlung am Parkscheinautomat. Saison von Anfang April bis Ende Oktober.
Campingplätze im fränkischen Weinland
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