Die niederländische Marke Kip wird 90 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums wurde der kleine Shelter Plus hübsch gemacht. Annäherung an einen Exoten, den man sich leisten wollen muss.
Die Geschichte hat es nicht immer gut gemeint mit Kip. Die Website erzählt offen und reich bebildert von Fällen und Wiederaufstiegen der vergangenen 90 Jahre. Für eine rosige Zukunft hat Kip kräftig investiert. Am Firmensitz in Hoogeveen ist nicht nur ein prächtiger, ökologischer Showroom entstanden, sondern auch ein sehenswertes Museum.
Und noch etwas hat sich verändert: Nach etlichen Jahren Abstinenz ist Kip zurück in Deutschland. Um Import und Verkauf kümmert sich Wheelhouse an den drei Standorten Hamburg, Mülheim-Kärlich und Dasing.
Langjähriger Bestandteil des Modellprogramms von Kip, das sich seit der Ausmusterung des Grey Line nunmehr auf kompakte Reisecaravans mit Hubdach fokussiert, ist der Shelter. Die Übersetzung gibt den Hinweis darauf, was der kleine Anhänger sein will: ein Unterschlupf für zwei Personen, die, wenn sie mögen und eines der beiden Transport-Pakete bestellen, zwei Fahrräder oder ein Motorrad in ihm transportieren können.
Ein Sondermodell vom Kip Shelter zum Jubiläum
Die Hülle baut Kip aus einem aufwendigen Sandwich. Auch ohne den Einsatz einer Säge zeigt sich, dass man sich in den Niederlanden auf den Karosseriebau versteht. Der kleine Keil wirkt wertig und ist sauber verarbeitet. Die schwarzen Kantenleisten, die Zweifarblackierung und die Chromradkappen des Jubiläumssondermodells, das auf 90 Stück limitiert ist, tun ihr Übriges zum soliden Auftritt.
Die Möblierung hinter der 77,5, auf Wunsch 86,5 Zentimeter breiten Hecktür ist mehr, als man von einem Unterschlupf, aber weniger, als man für einen Wohnwagen erwarten würde. Erst recht für einen, der als Sondermodell 25.500 Euro, realistisch aber satt über 30.000 Euro kostet. Das Basismodell ist ab 23.750 Euro plus Nebenkosten zu haben.
Funktionales Mobiliar im Innenraum
Die Dinette im Bug gefällt mit hochwertigen Polstern, aus denen durch Absenken des Tisches und Einlegen von zwei Multiplex-Platten oder, alternativ, des Zusatztischchens eine 1,70 mal zwei Meter große Liegefläche entsteht. Schon kurzes Probeliegen führt dazu, die rollbare Schlafauflage für 175 Euro zu empfehlen, die Ritzen und die leicht angeschrägten Rückenpolster ausgleicht.
Tagsüber genügt es, den vorderen Teil zur Mini-Dinette umzubauen und den Rest des Bettes stehenzulassen. Dann schlägt die Stunde des Zusatztisches, der sich zusammen mit einem separaten Rundbein in der großen Tischplatte einstecken lässt.
Der eigentliche Clou ist die Küche: Denn Kocher und Spüle lassen sich samt der Besteckschublade schnell per Schnellverschluss mit Lederriemen vom Küchenkorpus trennen, draußen einhängen und natürlich anschließen: Wasser-, Gas- und Stromleitungen sind dafür mit Schnellverschlüssen versehen.
Das Abwasser rinnt durch ein Wellrohr ins Freie. Was aber auch deshalb kein Problem ist, weil die 14 Liter Wasser aus dem Kanister im Deichselkasten auch ohne Bad schnell verbraucht und aufgefangen sind. Das Einfädeln der Schläuche und Strippen beim Wiedereinbau der Küche erfordert Geschick, besser aber zwei helfende Hände.
Das Mobiliar des Shelter Plus ist funktional, prima gebaut und verarbeitet.
Besonderheiten vom Kip Shelter Plus
- Auf und nieder: Mit geschlossenem Dach ist der Shelter außen 2,20 und innen 1,75 Meter hoch. Wird es ausgefahren, wächst die Stehhöhe auf 1,95 Meter. Die Kabel vom werkseitig montierten Solarpanel werden in stabilen Schläuchen geführt und verlaufen unsichtbar weiter zum hochwertigen Laderegler und von dort zur Batterie.
- Draußen und drinnen: Der obere Teil des Küchenblocks lässt sich abnehmen und außen einhängen. Die Anschlüsse für Gas, Wasser und Strom sind da. Das Abwasser läuft hier wie dort ins Freie und muss aufgefangen werden.
- Aufbau und Bordtechnik: Aus hochwertigem Sandwich baut Kip eine robuste Kabine. Die Stauraumklappen im Bug kosten ebenso Aufpreis wie Schlingerdämpfer und Auflastung. Die Serien-Bordtechnik ist rudimentär. Wasser lagert in einem 14-Liter-Kanister, statt Heizung hat der Shelter eine Fußbodenerwärmung. Ein Bad gibt es nicht, das Klo muss man sich kaufen. Auch einen vierten Spot und USB-Steine für die Stromschiene verkauft Kip separat.
- Sitzen und schlafen: Aus der Dinette mit ihren acht Polstern entsteht das 1,70 mal 2,0 Meter große Bett. Unter der linken Bank ist Platz für Gepäck und die Batterie – die rechte hat keine Truhe, weil sie sich falten und aufstellen lässt, wenn man etwas transportieren möchte.
Kip Shelter Plus: Daten und Preise
- Aufbau: Sandwichbauweise mit XPS-Isolierung. Aufstelldach mit GfK-Schale, Seitenwände Alu-Glattblech (bei Standard-Modell ab 23.750 Euro Hammerschlag). Boden Sperrholz-Sandwich. Integrierter Flaschenkasten mit Schwenkdeckel. Einteilige Heck-Aufbautür.
- Ausbau: Sperrholzmöbel mit Klavierbändern und Pushlocks.
- Bordtechnik: Elektrische Fußbodenerwärmung, Frischwasserkanister 14 L. Kompressor-Kühlschrank 60 L, Gasflasche 1 x 11 kg. 5 Steckdosen 230 V, Außenanschlüsse für Küchenmodul. 3 abnehmbare Spots in Stromschienen, Außenlicht am Heck.
- Chassis: gebremstes Alko-Chassis mit Schräglenkerachse und 4 Kurbelstützen.
- Gesamtlänge/Breite/Höhe: 4,6/1,85/2,2 m
- zulässiges Gesamtgewicht: 900 kg (mit Auflastung)
- Masse in fahrbereitem Zustand (Werksangabe): 620 kg.
Grundpreis: 25.500 Euro
- Nebenkosten: 1.660 Eur0
- Auflastung: von 750 auf 900 kg: 359 Euro
- Safetypaket mit Schlingerdämpfer, Ersatzrad und Wagenheber 750 Euro, Serviceklappen links und rechts je 325 Euro, Fliegengittertür 285 Euro, Gas-/Elektroheizung Whale (unterflur) 1.595 Euro, Bordbatterie 20/40 Ah (Lithium) 495/795 Euro, Solarpanels 50/100/200 W 750/1.250/1.500 Euro, Kleiderhaken innen an Hecktür 25 Euro, zweiter Gasflaschenhalter 45 Euro, Deichselfahrradträger Thule Superbblack 570 Euro, extra Spot 25 Euro. Fahrradpaket 380 Euro, Motorradpaket 850 Euro, breitere Hecktür 675 Euro. Heckzelt aus De-Waard-Baumwolle in Orange 1.095 Euro, Bousil-Vorzelt aus De-Waard-Baumwolle 2.550 Euro, Rangiersystem Easydriver 2.250 Euro, Duvalay-Schlafauflage 175 Euro.
Das fiel uns auf
(+) Man kann draußen kochen und hat drinnen trotzdem noch Stauraum und den Kühlschrank.
(+) Vier Zurrösen im Boden sind Serie. Muss man schon deshalb loben, weil sonst so vieles Aufpreis kostet.
(+) Solide Mechanik, hochwertiger Baumwollstoff, einfache Bedienung: Das Hubdach ist prima.
(+) (-) Die Heizung läuft mit Gas und Strom, spart Platz, ist aber teuer und bedingt einen Bord-Akku.
(+) (-) Der kleine Extratisch ermöglicht ein schnelles Frühstück am Bett, kostet aber ebenfalls extra.
Wertung
maximal 5 Punkte möglich
- Schlafen: 2,5 Punkte
- Sitzgruppe: 3 Punkte
- Küche: 3 Punkte
- Möbelbau: 3,5 Punkte
© Promobil
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