Der neue VW-Transporter ist eigentlich ein Ford Transit Custom. Gibt es denn noch echte Unterschiede? Und wie wirkt sich das auf die Preise von Campervans aus?
Zweieiige Zwillinge würde man wohl bei Menschen sagen. Dieselbe Gebärmutter, doch zwei Eizellen. Der VW Transporter und der Ford Transit Custom nutzen in der aktuellen Generation dieselbe Basis. Gebaut bei Ford in der Türkei im Werk Otosan. Doch setzen die Marken auf eine eigene Optik und ein paar kleine Unterschiede.
Die größte Frage ist doch, welchen wähle ich als Basisfahrzeug für meinen Campervan und wieso? Der wichtigste Unterschied wird wohl der beim Preis sein. Kostet einer mehr als der andere? Wir wagen den Vergleich.
Preisunterschiede
Wer sich einen fertigen Campervan kaufen will, fragt natürlich zuerst nach den Preisunterschieden. Da noch kein Hersteller bisher einen Campingausbau auf Basis des neuen VW-Transporters vorgestellt hat, verlagern wir uns auf den neuen VW Caravelle. Einen solchen Campervan stellte als erster Vanexx auf der CMT vor. Die Campervan-Spezialisten bieten ebenfalls einen Ausbau auf Basis des Ford Tourneo Custom an, dessen Preise bei 50.991 Euro beginnen (Preise für das Basisfahrzeug Caravelle starten bei 52.294 Euro).
Grund genug, im Konfigurator der Marke beide Campingfahrzeuge mit der simpelsten Campingausstattung zusammenzustellen und die Preise zu vergleichen. Einen VW Bus von Vanexxt mit Schlafdach gibt es ab 75.617 Euro (mit 150 PS 2,0 TDI-Motor). Einen Vanexxt auf Ford mit Schlafdach (mit 136 PSW 2,0 EcoBlue) bekommt man schon ab 68.617 Euro. Da VW den 136-PS-Motor gar nicht im Angebot hat, schreiben wir ihm die 2.000 Euro gut, was der Differenz vom kleinsten 110-PS- auf den 150-PS-Motor entspricht. Trotzdem bleibt dann noch ein Preisunterschied von 5.000 Euro.
Wie sieht also der Preisunterschied zum Transporter aus? In der simpelsten Basisversion kostet der Ford Transit Custom ab 42.304 Euro und der VW Transporter ab 43.768 Euro. Etwas mehr als 1.000 Euro unterschied also. Da es noch keinen Ausbau des Transporters gibt, bietet sich aktuell nur die Perspektive des Selbstausbaus. Selbstausbauer können sich die Basisvariante des Transporters zunutze machen, die bis zu 5,8 Kubikmeter Ladevolumen bereitstellt.
Optik
Beide Busse haben die gleichen Maße: In der Standard-Variante (L1) sind sie 5,05 Meter lang, 2,03 Meter breit, 1,95 Meter hoch. Doch jede Marke möchte dem Transporter ihr eigenes Design verpassen.
An der Front erkennt man den Unterschied zwischen den beiden Vans nicht nur am VW- und Ford-Logo. Vor allem die Scheinwerfer unterscheiden sich deutlich. Zwar sieht der Ford noch sehr charakteristisch nach Transit Custom aus, doch wirken die neuen, niedrigeren Scheinwerfer deutlich dynamischer als die des alten Transit Custom. Außerdem verbindet, je nach Ausstattungsvariante, eine LED-Lichtleiste oberhalb des Kühlergrills beide Scheinwerfer miteinander.
Die Scheinwerfer des VW dagegen wirken etwas kleiner und gedrängter als beim Vorgänger. Außerdem stehen sie jetzt über dem Kühlergrill und nicht mehr auf einer Höhe, was beim T6.1 harmonischer wirkte. Von hinten sehen sich die beiden noch am ähnlichsten. Die VW-Leuchten unterscheiden sich nur minimal von denen des Ford. Am Heck sorgen die individuell gestalteten Hochkantleuchten und die strukturiert ausgeführten Türen dafür, dass der Transit Custom nicht plump wirkt.
Cockpit
Beide Cockpits und Fahrzeuge sind in ihrer neuesten Version wesentlich digitaler geworden. Sie sind nicht nur mit zahlreichen Assistenzsystemen, sondern auch neuen digitalen Displays ausgestattet. Auf dem 30 Zentimeter (12 Zoll) großen werden alle wichtigen Informationen für unterwegs angezeigt, wie Tempoanzeige und Wetterdaten. Nebenan auf dem 33 Zentimeter (13 Zoll) großen Touch-Screen steuern Reisende das Infotainment-System.
Ein kleinen aber feinen Unterschied macht VW bei den Displays, die sie unter einer gemeinsamen Cockpithaube zusammenfassen. Etwas moderner wirkt darüber hinaus das Multifunktionslenkrad des VW-Busses. Ford liefert dagegen ein interessant geformtes Lenkrad, das zwar durch die flache Seite unten praktisch zum Einsteigen ist, aber ansonsten optisch nicht an das von VW herankommt.
Der Ford Transit bietet ein weiteres pfiffiges Detail: das klappbare Lenkrad, das zum Arbeiten oder zum Essen einlädt. Klingt seltsam? Deshalb haben wir ein Video gemacht, in dem das besondere Feature gezeigt wird.
Video: Im Video: Faltlenkrad des Transit Custom

Welche Basis wählen?
Welcher Bus ist nun also die bessere Basis? Unterm Strich liegen die Zwillingsbrüder optisch und auch in der Ausstattunge sehr nah beieinander. Beim Preis gibt es kleine Unterschiede. Der Bulli ist etwas teurer. Fakt ist, viele Hersteller haben den neuen von VW noch gar nicht im Angebot. Einige Hersteller, die zuvor fest auf den VW-Transporter gesetzt haben, sind mittlerweile auf Ford umgeschwenkt. Einfach aus dem Grund, dass der Transit Custom ein ganzes Jahr früher verfügbar war. © Promobil