Rote Holzhäuser, entspannte Menschen, grüne Hügel, Felder und Wälder sowie Gewässer aller Art – was ist dran am Schweden-Klischee? Und wie kommt man am besten hin – geht das auch auf dem Landweg?

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Ohne mautpflichtige Brücke oder Fähre würden aus der Luftlinie zwischen Berlin und Stockholm (ca. 800 km) auf dem reinen Landweg über Polen, Baltikum, Russland und Finnland fast 4000 Straßenkilometer. Also doch lieber den direkten Weg über die Ostsee nehmen? Möglich ist beispielsweise die Vogelfluglinie von Lübeck nach Malmö – mit gerade mal 19 Kilometer Fährstrecke und hohen, langen Brücken – oder eine der zahlreichen Fährverbindungen nach Südschweden.

Nicht nur bei der Anreise über die Ostsee ist Wasser in Schweden allgegenwärtig. Auch im Land prägt es in mannigfaltiger Weise das Leben, meist eingebettet in eine liebliche, gelegentlich aber auch wilde Landschaft. Besonders im Herzen Schwedens, in Dalarna, kommt dann das Bullerbü-Gefühl auf, Dalarnas Län gilt vielen als die Verkörperung von allem, was Schweden ausmacht. Zum Abschluss kehren wir noch mal ans Wasser zurück: an die Ostsee und in traumhafte Schärenlandschaften.

Rund ums Wasser

Auf einer Reise durch die Mitte Schwedens kommt es selten vor, dass der Bildschirm des Navis keine blauen Flecken oder Linien anzeigt. Alle Arten von Binnengewässern sind hier stets präsent. Seen von winzig klein bis zum riesigen Vänern mit einer Fläche von weit über 5000 Quadratkilometern, Flüsse, Kanäle und auch Moore prägen die Landschaft. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten für Aktivitäten im, auf und rund ums Wasser.

Eine Attraktion der Extraklasse ist der Göta-Kanal, der auch als "Schwedens blaues Band" bezeichnet wird. Er zieht sich von Sjötorp am Ostufer des Vänern-Sees über 190 Kilometer bis Mem bei Söderköping an der Ostsee, wobei er mehrere Seen durchquert und 58 Schleusen überwindet. Von einer Kreuzfahrt mit einem der historischen Ausflugsschiffe über Paddeltouren oder Fahrten mit einem gecharterten Segel- oder Motorboot bieten sich zahlreiche Optionen auf dem Wasser an. Besonders reizvoll sind auch Radtouren oder Wanderungen entlang des Kanals. Alleine das Beobachten der Schleusen-Durchfahrten füllt Stunden (Tipp).

Im Nationalpark Store Mosse südlich von Jönköping kommt man der vielfältigen Pflanzen- und Vogelwelt des größten Moorgebiets Südschwedens nahe. Vom Naturum (Eintritt kostenlos), dem Besucherzentrum mit einer informativen Ausstellung über diese einzigartige Landschaft, führen Wanderwege und Holzstege durch das Wald- und Feuchtgebiet und um den Kävsjön-See. Entspannung gefällig? Dann sucht man sich einfach ein ruhiges Plätzchen an einem der Seen oder Flüsse und erklärt dieses zu seinem ganz persönlichen Bade- oder Angelparadies. Das Leih-Kajak für eine gemütliche Paddeltour kann man sogar an einem der in Schweden sehr verbreiteten Kayakomaten "ziehen".

Der besondere Tipp: Schleuse

Die Schleusentreppe von Berg muss man gesehen haben: Durch insgesamt elf Schleusen – davon sieben direkt hintereinander – überwindet der Göta-Kanal auf einer Länge von weniger als einem Kilometer eine Höhe von 28,5 Metern zwischen dem See Roxen und der Ostgöta-Ebene.

Landschaft zum Abschalten und Genießen

Dalarna wird häufig als der "schwedischste Teil Schwedens" oder "das Herz Schwedens" bezeichnet. Die überwiegend sanfte, grüne Hügellandschaft erstreckt sich weitläufig um den Siljansee herum. Sie ist geprägt von Wäldern, Wiesen und Wasser. Die Besiedlungsdichte liegt hier mit circa zehn Einwohnern pro Quadratkilometer deutlich unter dem schwedischen Durchschnitt von 25. Zum Vergleich – in Deutschland leben im Schnitt über 230 Personen auf einem Quadratkilometer! Dementsprechend spielt sich das Leben der Menschen hier fast nur in Dörfern ab.

Die Häuser sind bunt, tatsächlich oft "schwedenrot", die Grundstücke und Gärten gepflegt, mit reichlich Blumenschmuck. Der Blick über die Seen und bewaldeten Hügel Dalarnas vermittelt ein Gefühl von Freiheit. Diese Landschaft entschleunigt und hilft ungemein, zur Ruhe zu kommen. Das original Schwedenrot ist hier übrigens als "Falu Rödfärg" bekannt. Die benötigten Farbpigmente wurden in der Kupfermine von Falun gewonnen, das inzwischen ein Teil des Weltkulturerbes Falun-Kopparbergslagen ist. Auch heute noch wird das original Falu Rödfärg in Dalarna hergestellt. Die Kupfermine in Falun wurde zwar vor etwa 30 Jahren stillgelegt, aber eine Besichtigung ist möglich und lohnt sich!

Und ja, die Menschen sind deutlich entspannter als bei uns. Hier wird – außer vielleicht der ausländische Tourist – niemand ungeduldig, wenn eine Familie mit Kindern an der Theke einer Bäckerei zehn Minuten lang braucht, bis jeder weiß, was er will. Und wenn dann die Verkäuferin in aller Ruhe den Kaffee kocht und die süßen Teilchen für diese Kunden richtet, wartet man halt weitere Minuten. Das ist Teil der schwedischen Lebensart. Nochmal so richtig schwedisch wird es, wenn wir Nusnäs am Siljansee besuchen. Dort wird ein schwedisches Nationalsymbol hergestellt – das original Dalapferd, schwedisch Dalahäst. Bis heute wird es von Hand aus Holz geschnitzt und bemalt.

Der besondere Tipp: Njupeskär-Wasserfall

Der Njupeskär-Wasserfall im Nationalpark Fulufjället nahe der norwegischen Grenze ist der höchste Wasserfall Schwedens. Knorrige Kiefern und dick mit Flechten überwucherter Fels prägen die urwüchsige Landschaft. Mehrere gut angelegte Wanderwege, teils auf Holzstegen, erschließen von einem Besucherzentrum aus die Umgebung des 93 Meter hohen Wasserfalls.

Die Schärenküste – von Stockholm zur Höga Kusten

Die Schärenküste hat viele Gesichter. Der hier beschriebene Abschnitt reicht von der pulsierenden Hauptstadt Stockholm bis zu einsamen Fischerdörfchen an der Höga Kusten, der hohen Küste. Sie bietet eine große Bandbreite von touristischen Attraktionen. Die Schären, meist felsige Inseln, sind am Ende der Eiszeit entstanden.

Die Erscheinungsform variiert dabei enorm, von winzigen Felsen im Meer bis zu Inseln wie zum Beispiel Värmdön mit einer Fläche von 180 Quadratkilometern. Die meisten sind unbewohnt. Vielfach wird ihr Bild aber geprägt durch bunte, vorwiegend rote Holzhäuser. Andere beherbergen ganze Stadtteile von Stockholm und sogar ein Schloss: Drottningholm, die ständige Residenz der königlichen Familie. Die 1252 gegründete Hauptstadt Stockholm ist selbst ein riesiger Schärengarten, verteilt auf 14 Inseln mit mehr als 50 Brücken. Wasser ist allgegenwärtig, und jede der Stadtinseln hat ein eigenes Flair.

Herz und Keimzelle ist die Insel Stadsholmen mit der Altstadt – Gamla Stan. Neben dem Stockholmer Schloss, dem königlichen Regierungssitz, und schönen, bunten alten Gebäuden wird sie geprägt durch enge Gassen – die schmalste mit nur 90 Zentimetern ist die Mårten Trotzigs Gränd –, Souvenirläden, Restaurants und Cafés. Einen völlig anderen Eindruck vermittelt Trollharen. Gute 200 Kilometer nördlich von Stockholm auf der Halbinsel Granön gelegen, hat dieses winzige Fischerdörfchen neben einem sehr guten Fischrestaurant mit überregionaler Bedeutung und einem dazugehörigen kleinen Stellplatz nur eines zu bieten – Ruhe und Abgeschiedenheit in einer traumhaften Landschaft, der Jungfrauenküste. In deren Verlauf liegen alleine 4500 Inseln. Nochmal 350 Kilometer weiter nördlich wird es noch einsamer, aber vielleicht auch noch reizvoller. Hier, am oberen Ende der Höga Kusten, Teil des Weltkulturerbes, liegt Skeppsmalen. In dem äußerst malerischen Dorf wohnen ganzjährig nur noch zehn Personen. Praktisch: Hier gibt es auch einen Stellplatz für Wohnmobile.

Der besondere Tipp: Leuchtturm Skagsudde

Schärenspaziergang zum Leuchtturm Skagsudde vor Skeppsmalen. Ein sehr gut markierter Weg führt vom kleinen Hafen aus über glattgeschliffene Felsen zum Leuchtturm. Am Ort gibt es auch ein Museum, in dem die Geschichte des Surströmming erklärt wird, einer etwas "anrüchigen" Methode zur Konservierung von Hering.

Stellplatz-Tipps in Zentralschweden

Stellplatz am Freizeithafen

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 45 Mobile am Göta-Kanal. Überwiegend eben, geschottert. Zentrum zu Fuß erreichbar. Am Platz: Imbiss, Hunde erlaubt. In der Nähe: Minigolf. Preis pro Nacht inklusive zwei erwachsener Personen: 270 Schwedische Kronen (SEK). Bezahlung beim Betreiber. Strom, Wasser, Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC, WC, Dusche im Übernachtungspreis enthalten. Anreise ab 12 Uhr.

Hästholmens Västergård

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 20 Mobile bei einem Bauernhof, herrlicher Blick auf den Vätternsee. Untergrund Schotter und Gras. Am Platz: Frischwasser, Entsorgung, Toilette, Strom. In der Nähe: Eisdiele, Hästholmen Hafen. Preis: 160 SEK/24 Std., Strom 50 SEK (Einwurf Box oder Swish).

Citycampstockholm

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 48 Mobile an einem See. Überwiegend eben, teilweise schattig, geschottert, beleuchtet. ÖPNV- Anschluss in der Nähe. Am Platz: Video-Überwachung, WLAN, Hunde erlaubt. Preis pro Nacht inklusive zwei erwachsener Personen: 310 SEK. Bezahlung an der Schranke. Strom, Wasser, Entsorgung, WC, Dusche im Übernachtungspreis enthalten.

Ställplats Göta Kanal

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 20 Mobile am Ortsrand. Überwiegend eben, kein Schatten, geschottert. Zentrum zu Fuß erreichbar. Am Platz: Entsorgung Chemie-WC, Dusche, Hunde erlaubt. Preis pro Nacht inklusive zwei erwachsener Personen: 220 SEK. Bezahlung am Parkscheinautomaten. WC im Übernachtungspreis enthalten. Maximaler Aufenthalt: 2 Nächte. Saison von Mitte April bis Ende September.

Trollharens Fisk & Restaurang

Kostenloser Stellplatz für 5 Mobile hinter einem Restaurant in einem wunderschönen Fischerdorf in den Schären. Geschotterter Untergrund. Strom 50 SEK (Bezahlung im Restaurant).

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Stellplatz an der Berg-Schleuse

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 50 Mobile. Wiesenuntergrund. Am Platz: Imbiss, Fahrradverleih, Frischwasser, Entsorgung Grauwasser und Entsorgung Chemie-WC, Dusche. Preis pro Nacht: 215 SEK. Saison von Anfang Mai bis Ende September.  © Promobil

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