Der Leibarzt von Papst Franziskus enthüllt in einem Interview, dass sein Team in einer kritischen Phase erwog, die Behandlung einzustellen, um den Pontifex sterben zu lassen. Nur durch eine mutige Entscheidung wurde dies verhindert.
Beinahe hätte es
"Der schlimmste Moment war am Nachmittag des 28. Februar", berichtete Alfieri. Der Papst, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit 14 Tagen im Gemelli-Krankenhaus in Rom behandelt wurde, erlitt plötzlich einen Bronchospasmus und Atemnot. "Es ist schlimm", soll der Pontifex in diesem Moment geflüstert haben. "Zum ersten Mal sah ich Tränen in den Augen einiger Personen, die um ihn herum waren", erinnerte sich Alfieri. "Wir waren uns alle bewusst, dass sich die Situation weiter verschlechtert hatte und es das Risiko gab, dass er es nicht schaffen würde."
Schwer erkrankter Papst: Die entscheidende Frage
Die Ärzte standen vor einer schwerwiegenden Entscheidung: "Wir mussten wählen, ob wir aufhören und ihn gehen lassen oder es [die Behandlung, Anm. d. Red.] forcieren und mit allen Medikamenten und möglichen Therapien versuchen, mit dem sehr hohen Risiko, andere Organe zu schädigen", erklärt der Mediziner. "Und am Ende haben wir diesen Weg eingeschlagen." Die letzte Entscheidung lag laut Alfieri allerdings beim persönlichen Krankenpfleger des Papstes, Massimiliano Strappetti, der sämtliche medizinische Entscheidungen für Franziskus trifft. "Versucht alles, wir geben nicht auf", lautete dessen Anweisung.
Papst Franziskus wurde nach 38 Tagen - dem längsten Krankenhausaufenthalt seit seiner Wahl zum Papst - am 23. März aus dem Krankenhaus entlassen. Während seines Aufenthalts erlebte der Papst mehrere Atemnot-Krisen, von denen laut Alfieri zwei direkt sein Leben gefährdeten.
Das war die zweite kritische Phase
Neben dem ersten kritischen Moment am 28. Februar gab es eine weitere lebensgefährliche Situation: "Während er aß, hatte Papst Franziskus einen Rückfluss und hat eingeatmet", berichtet Alfieri. "Das war der zweite wirklich kritische Moment, denn in solchen Fällen riskiert man - wenn nicht sofort Hilfe geleistet wird - den plötzlichen Tod (...). Es war schrecklich, wir dachten wirklich, wir würden es nicht schaffen."
Bemerkenswert offen informierte der Vatikan während der gesamten Zeit über den Gesundheitszustand des Papstes. Alfieri erklärte, dies sei auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes geschehen: "Vom ersten Tag an bat er uns, ihm die Wahrheit zu sagen, und er wollte, dass wir die Wahrheit über seinen Zustand erzählen."
Nach seiner Genesung zeigte der Papst seine Wertschätzung für das medizinische Team auf besondere Weise. "Er gab einem seiner Mitarbeiter Geld und spendierte Pizza für diejenigen, die ihm an diesem Tag geholfen hatten", erzählte Alfieri. Trotz seines Alters und der schweren Erkrankung beeindruckte der Papst seinen Arzt durch seine geistige Frische: "Er hat einen ermüdeten Körper, aber sein Kopf ist der eines 50-Jährigen." (dr/spot/bearbeitet von mbo) © 1&1 Mail & Media/spot on news