Die Bundesbank warnt vor den Risiken der geplanten digitalen Währung von Facebook. Wenn von den 2,7 Milliarden Facebook-Nutzern nur 100 Millionen mitmachten, hätte Libra schon mehr Kunden als der gesamte deutsche Bankenmarkt, sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Facebook könnte zum größten Vermögensverwalter der Welt und damit systemrelevant werden."

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Da die digitale Währung namens Libra durch Staatsanleihen gedeckt werden soll, könnte Facebook Unmengen an Staatsanleihen horten und sich zu einem der größten Gläubiger von Staaten entwickeln, sagte Wuermeling weiter. "Ich hielte es für bedenklich, wenn Nationalstaaten auf diese Weise abhängig würden von einem einzigen Konzern."

Gefahr der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung

Der für den elektronischen Zahlungsverkehr zuständige Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz sagte der "Welt am Sonntag", er sehe die Gefahr, dass mit der Facebook-Währung gerade im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr regulatorische Vorgaben zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung umgangen werden könnten. Auch datenschutzrechtliche Fragen seien zu klären.

Wuermeling zeigte sich aber überzeugt: Facebook werde seine Plattform nicht gegen den Willen von Staaten und Notenbanken durchsetzen können und wollen. "Das Unternehmen muss ein Interesse daran haben zu kooperieren – nur so gewinnt Libra Glaubwürdigkeit und damit Stabilität."

Forderung nach globalen Regeln

Einige Notenbanken hätten die Währung gleich rundweg verbieten wollen, sagte Wuermeling der Zeitung. Dies sei nicht die Position der Bundesbank: "Verbieten wäre auch kaum möglich." Solche Projekte seien nicht ortsgebunden, da greife so leicht kein nationales Gesetz. "Würden wir Krypto-Token in Deutschland verbieten, könnten sich Deutsche diese beispielsweise in London besorgen. Deswegen brauchen wir auch globale Regeln, und zwar schnell."

Facebook hat angekündigt, die eigene Kryptowährung in der ersten Jahreshälfte 2020 an den Start bringen zu wollen. Libra soll es allen Facebook-Nutzern - täglich ein bis zwei Milliarden Menschen - ermöglichen, untereinander Geld zu versenden und Waren von Unternehmen zu kaufen.

Die im schweizerischen Genf ansässige gemeinnützige Libra Association soll die auf der Blockchain-Technologie basierende Digitalwährung überwachen und auch Deckungsreserven in konventionellen Währungen vorhalten, um den Wert stabil zu halten. Damit sollen Achterbahnfahrten bei der Kursentwicklung - wie etwa beim Bitcoin - verhindert werden.  © AFP

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