Die Coronakrise trifft Deutschland weiter hart. Auch im zweiten Quartal in Folge ist die Konjunktur dramatisch eingebrochen.
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist im zweiten Quartal in Folge der Coronakrise erheblich eingebrochen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte gegenüber dem Vorquartal um 10,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte.
Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Bereits zum Jahresanfang war die Wirtschaftsleistung deutlich gesunken. Europas größte Volkswirtschaft steckt in einer tiefen Rezession.
Exporte und Importe sind erheblich eingebrochen
Nach Angaben der Wiesbadener Behörde sind im zweiten Quartal die Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen erheblich eingebrochen sowie die privaten Konsumausgaben und die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen. Der Staat erhöhte dagegen seine Konsumausgaben während der Krise.
Im Vorjahresvergleich brach die Wirtschaftsleistung um 11,7 Prozent ein. Den bisher stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal hatte es während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise mit minus 7,9 Prozent im zweiten Quartal 2009 gegeben.
Zahl der Arbeitslosen steigt auch im Juli - Rekordzahlen bei Kurzarbeit
Auch die Zahl der Arbeitslosen stieg im Juli in Deutschland weiter, wie die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Es waren 2,91 Millionen Menschen ohne Job, 57.000 mehr als im Juni und 635.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent.
Im Juli steigt die Arbeitslosigkeit üblicherweise. Der Anstieg sei nicht auf die Coronakrise zurückzuführen, teilte die Behörde mit. Vor den Sommerferien stellen weniger Betriebe neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein und Ausbildungsverhältnisse enden.
"Der Arbeitsmarkt steht wegen der Corona-Pandemie nach wie vor unter Druck, auch wenn sich die deutsche Wirtschaft auf Erholungskurs befindet", sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele. "Der massive Einsatz von Kurzarbeit hat stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsverluste verhindert."
Im Mai waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 6,7 Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit. Im April hatte die Zahl noch bei 6,1 Millionen gelegen. Damit war im Mai nach Hochrechnungen die höchste jemals ermittelte Zahl von Kurzarbeitern in der Bundesrepublik erreicht
Volkswirte gehen von Besserung aus - aber Auswirkung noch länger spürbar
Volkswirte gehen davon aus, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr anzieht, vorausgesetzt die Infektionszahlen steigen nicht wieder deutlich an. Die wegen des Virus verhängten Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft wurden seit Mai zunehmend gelockert. Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) stehen die Zeichen "eindeutig auf Erholung". Es werde aber wohl zwei Jahre dauern, bis der historische Einbruch vom Frühjahr wettgemacht sei.
Auch in den Unternehmen hat sich die Stimmung aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Juli den dritten Monat in Folge.
Die Bundesregierung aber rechnet trotz der erwarteten Erholung im Gesamtjahr mit der schwersten Rezession seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie ging zuletzt von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 6,3 Prozent aus. Ähnlich düster sind andere Vorhersagen. In der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 war das deutsche BIP um 5,7 Prozent geschrumpft. (mgb/dpa)
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