Beim Stresstest 130 europäischer Banken fielen vor allem die Geldhäuser in den Krisenländern Südeuropas durch. Doch was bedeutet das für Deutschland? Und wie gut ist Europa gegen die nächste Finanzkrise gewappnet?
Ein knappes Jahr lang hat die Europäische Zentralbank (EZB) die 130 größten Banken der Eurozone einer Art Gesundheitscheck unterzogen. Er sollte zeigen, ob sie ausreichend gegen künftige Krisen gewappnet sind. Ergebnis: 25 Geldhäuser fielen durch. Einige konnten jedoch im Laufe des Tests noch nachbessern. Am Ende blieben 13 Problembanken übrig, vor allem aus den Krisenländern: Zypern, Griechenland, Portugal, allein vier aus Italien. Sie können die Risiken in ihren Büchern, die zum Beispiel durch faule Kredite entstehen, nicht ausreichend durch eigenes Geld absichern.
Muss Deutschland nun damit rechnen, diese Banken stützen zu müssen? Zunächst einmal nicht. Sie haben bis Anfang November Zeit, sich mehr Eigenkapital zu besorgen, zum Beispiel bei Investoren oder der eigenen Regierung. Ein dickeres finanzielles Polster soll sie widerstandsfähiger gegen Krisen machen. Schaffen sie das nicht, droht ihnen die Abwicklung. Im November übernimmt zudem die EZB die Aufsicht über die größten europäischen Banken. Das soll für mehr Sicherheit und Stabilität im Bankensektor sorgen.
Stabilität hängt von der Schwere der Krise ab
Der Stresstest sollte Klarheit bringen, wie viele faule Kredite tatsächlich noch vorhanden sind. "Die EZB hat sich einen Überblick verschafft, sie kennt jetzt den Zustand der Banken", sagt Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). "Der Stresstest hat hier für Transparenz gesorgt und etwas Vertrauen zurückgebracht." Durch die im Zuge des Tests aufgestockten Geldpolster und die gemeinsame Aufsicht ist ein erster Schritt in Richtung stabiler Bankensektor getan. Eine feste Absicherung gegen die nächste Finanzkrise sind die Ergebnisse des Stresstests jedoch nicht. "Die dynamischen Effekte eine Krise lassen sich nur schwer simulieren", sagt Vöpel. "Wie stabil Europas Banken tatsächlich sind, hängt am Ende auch davon ab, wie schwer die Krise ist."
Einige Experten kritisierten auch, der Stresstest der EZB sei nicht hart genug gewesen. Einige Szenarien, wie eine Deflation, hätten keine Rolle gespielt. Andere sehen darin einen Anfang – bei dem auf keinen Fall stehen geblieben werden dürfe. "Ich sehe den Stresstest als einen wichtigen Teilerfolg, der hilft, die Unsicherheit zu reduzieren und das Vertrauen in die europäischen Banken zu verbessern", sagt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Er sieht jedoch einen Grund zur Besorgnis in dem hohen Anstieg der faulen Kredite, den der Test ebenfalls offenbarte. "Dies unterstreicht die anhaltende Tiefe der europäischen Wirtschaftskrise. Die Lösung der Bankenkrise alleine wird nicht ausreichend sein, um sie zu überkommen."
Laut Fratzscher ist nun die Politik in der Pflicht, mit den fehlenden Maßnahmen nachzuziehen: "Es fehlt weiter an politischem Willen, Banken zu schließen und die finanzielle Fragmentierung in Europa zu reduzieren."
Der Stresstest ist ein Anfang, aber keine Garantie gegen die nächste Krise.
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