Auch fast 28 Jahre nach der Wiedervereinigung liegt das Lohnniveau in Ost und West dramatisch auseinander. Deutlich mehr als doppelt so viel verdient durchschnittlich ein Arbeitnehmer im bayerischen Ingolstadt im Vergleich zu seinem Pendant im Landkreis Görlitz in Sachsen, dem Schlusslicht der Auswertung. Im Ländervergleich ist ein Stadtstaat spitze.

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Die Verdienste der Arbeitnehmer in Deutschland liegen regional weiter stark auseinander und bleiben im Osten klar unter dem Niveau im Westen.

Am wenigsten bekamen Vollzeitbeschäftigte Ende vergangenen Jahres mit durchschnittlich 2.183 Euro brutto im Monat im Landkreis Görlitz in Sachsen. Das geht aus einer Auswertung neuer Daten der Bundesagentur für Arbeit durch die Linke-Bundestagsfraktion hervor.

Bundesweit am besten verdient wurde demnach in Ingolstadt in Bayern mit 4.635 Euro. "Von gleichwertigen Lebensverhältnissen kann in Deutschland nicht gesprochen werden", erklärte die Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann, die die Daten ausgewertet hat.

Im Ländervergleich Spitze sind die Durchschnittsverdienste in Hamburg mit 3.619 Euro, wie die Statistik der Arbeitsagentur weiter ergab. Es folgen Baden-Württemberg mit 3.546 Euro und Hessen mit 3.494 Euro. Schlusslicht der Länder ist Mecklenburg-Vorpommern mit 2.391 Euro, knapp davor liegen Thüringen (2.459 Euro) und Sachsen (2.479 Euro).

Der bundesweite Schnitt der Entgelte lag zum Stichtag 31. Dezember 2017 bei 3.209 Euro und damit etwas höher als ein Jahr zuvor mit 3.133 Euro. Dabei verdienten Vollzeitbeschäftigte im Westen mit nun 3.339 Euro im Schnitt weiter spürbar besser als im Osten mit 2.600 Euro.

Auch im Westen strukturschwache Regionen

Zimmermann nannte es "beschämend", dass Ostdeutschland flächendeckend von niedrigen Löhnen gekennzeichnet sei. Allerdings gebe es auch im Westen strukturschwächere Regionen.

"Wenn die Bundesregierung es ernst meint mit ihrem erklärten Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in allen Regionen zu unterstützen, darf es nicht bei Lippenbekenntnissen und Ankündigungen bleiben."

Dazu gehört ihrer Ansicht nach eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde. Nötig sei auch, Tarifverträge und Tarifbindung zu stärken. (szu/dpa/afp)

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