Ein US-Unternehmen bietet nun auch Coca Cola und andere Erfrischungsgetränke aus der Kapsel an. Das dazu passende Gerät, "Keurig Kold", will den Siegeszug der Kaffeekapseln nachahmen. Kann das gelingen? Wie teuer ist das Vergnügen? Und was sagen Umweltverbände dazu?
Cola, Fanta und Sprite aus der Kapsel? Dank einer neuen Maschine der US-Firma Keurig Green Mountain soll das nun möglich werden. "Keurig Kold" reagiert damit auf den Boom der Kapsel-Geräte, den einst Nespresso ausgelöst hat.
So sieht das neue Gerät aus:
"Es geht darum, Kundenbedürfnisse zu entdecken", sagt Jan Wieseke, Professor für Marketing und Sales an der Ruhr-Universität Bochum. Die beiden Trends, die dahinter steckten, seien Bequemlichkeit und Lifestyle.
Kapsel in Maschine werfen, Knopf drücken – fertig!
Die Kapseln wurden ursprünglich entwickelt, damit jeder zu Hause auf einfache Weise guten Espresso zubereiten kann. Der Portionskaffee boomt seit einigen Jahren wegen seiner schnellen Zubereitung. Verschiedene Geschmackrichtungen lassen den Kaffee auch individuell werden.
Nespresso hat zudem Kaffee zu einem Luxusprodukt gemacht. Die Kapseln werden in edlen Boutiquen an "Clubmitglieder" verkauft. Für Wieseke hat es Nespresso geschafft, im Kopf des Kunden ein eigenes Produkt zu erschaffen. "Das ist nicht nur Kaffee, sondern ein Stück weit
Die Erfolgsstrategie ist ähnlich wie bei Apple in der Computerbranche: Auch Nespresso hat ein geschlossenes System und legt viel Wert auf Design. Der psychologische Trick: "Ein großartiges Image und eine fantastische Marke machen den Preis irrelevant", sagt Wieseke.
Cola als Luxusprodukt?
Kann die gleiche Strategie auch mit Kaltgetränken funktionieren? Schwer vorstellbar, dass Cola und Limonade plötzlich als Luxusprodukte gesehen werden.
Stattdessen könnte Keurig eher die praktische Verwendung betonen: Die Kunden müssen statt schwerer Flaschen nur noch leichte Alu-Kapseln tragen. Gästen kann bei spontanem Besuch eine Auswahl an Erfrischungsgetränken angeboten werden.
Ähnliche Soda-Systeme gab es schon in den 1990er Jahren, der Erfolg war eher bescheiden. Aber auch Nespresso war nicht die erste Firma mit diesem Konzept und hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. "Es geht immer darum: Wann ist die Zeit reif?", sagt Wieseke.
Bei "Keurig Kold" ist zudem die Coca Cola Company an Bord. Sie hat 16 Prozent Anteile am Unternehmen. Durch die Marke Coca Cola könnte "Keurig Kold" eine Chance haben – vorausgesetzt, der Geschmack stimmt.
Die Nespresso-Kapseln wurden auch deswegen ein Erfolg, weil sich mit diesen ein guter Espresso zubereiten lässt. Nicht allen Nachahmern ist dies auch gelungen. Technisch dürften auch die Cola-Kapseln schwierig zu entwickeln gewesen sein. "Ich traue Coca Cola aber zu, dass sie es schaffen", meint Wieseke.
Psycho-Trick bei Kapsel-Preisen
Der Marketing-Experte hält vor allem den Preis noch für zu hoch. Die Kapseln kosten bisher 1,25 Dollar, umgerechnet etwa 1,15 Euro - pro Stück! Die Maschine selbst wird derzeit für 370 Dollar angeboten.
Nespresso-Kapseln kosten dagegen um die 37 Cent. Klingt eigentlich günstig, doch der Kilopreis ist um ein Vielfaches höher als bei normalem losen Kaffee. Selbst Nachahmerprodukte in Kapselform sind deutlich teurer als die konventionelle Ware. Stiftung Warentest rät Vieltrinkern daher von Kapselgeräten ab.
"Der Kunde macht die Hochrechnung nicht", erklärt Wieseke. "Das ist ein wichtiges psychologisches Instrument." Er glaubt, dass die Maschine unter 100 Dollar und die einzelnen Kapseln für unter 50 Cent verkauft werden müssten. Erst dann tritt der Effekt ein.
Besonders interessant findet er die Rolle von Coca Cola. "Eigentlich kannibalisiert sich die Firma selbst", meint Wieseke. Er vermutet ein strategisches Spiel dahinter, nach dem Motto: Bevor die Konkurrenz dieses Produkt auf den Markt bringt, macht es Coca Cola lieber selbst. Am Ende muss es sich aber trotzdem rechnen - "sonst macht man sich selbst ein profitables Geschäft kaputt".
Umweltverbände kritisieren Alu-Kapseln
Die Aluminium-Kapseln stehen bei Umweltverbänden stark in der Kritik. Ihre Produktion verschlingt viel Energie und die verwendeten Kapseln sorgen am Ende für riesige Müllberge. Rolf Buschmann, Referent beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), hält sie deswegen für "überflüssig".
"Aluminium ist ein wichtiger Werkstoff, zum Beispiel beim Bau von Fahrzeugen", sagt er. "Dagegen haben Kaffeekapseln nur eine Nutzungsdauer von wenigen Sekunden." Zwar könne Aluminium theoretisch unbegrenzt recycelt werden, doch es gebe kein sinnvolles System der Wiederverwertung.
Oft landen die Kapseln in der Gelben Tonne, wohin sie eigentlich nicht gehören. In einigen Ländern wie der Schweiz bietet Nespresso ein Rückgabesystem an. Für BUND-Experte Buschmann ist das vor allem Marketing statt Umweltschutz. Leere Kapseln per Post einzuschicken bedeute schließlich auch wieder Transport und Verpackung.
Drei Milliarden Kaffeekapseln wurden 2014 in Deutschland laut Stiftung Warentest verbraucht. Sollte sich das System auch für Kaltgetränke durchsetzen, würde diese Zahl sicher noch einmal um ein Vielfaches erhöht. Ob die Ökobilanz besser ausfällt, wenn dadurch Plastikflaschen eingespart werden, ist für Buschmann "Rechenspielerei". Sein Fazit: "Die Kapseln sind überhaupt nicht nachhaltig und es gibt sinnvollere Alternativen."
Der Marketing-Experte Wieseke glaubt, dass der Umweltaspekt bei Kapsel-Systemen künftig eine große Rolle spielen wird – gerade in Deutschland. Anders als Buschmann ist er aber optimistisch, dass dies die Firmen auch zur Entwicklung von ökologischen Systemen anreizen wird.
Bei der Zubereitung von Kaffee ließ sich der Siegeszug der Kapseln trotz aller Kritik bisher kaum aufhalten. Nun wird sich zeigen, ob Millionen Menschen schon bald auch Erfrischungsgetränke per Knopfdruck zubereiten wollen.
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