Die Filialen der Deko-Kette Depot finden sich in vielen größeren Städten. Das Unternehmen dahinter steckt jedoch in einer Krise.

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Der kriselnde Möbel- und Wohnaccessoireshändler Depot hat Insolvenz beantragt und will sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens sanieren. Dies teilte das Unternehmen hinter dem Depot-Filialnetz, die Gries Deco Company GmbH, mit Sitz im unterfränkischen Niedernberg am Dienstag mit.

Das Amtsgericht Aschaffenburg bewilligte am Montag ein Schutzschirmverfahren für das Einzelhandelsunternehmen und bestellte einen vorläufigen Sachwalter sowie einen vorläufigen Gläubigerausschuss, wie eine Gerichtssprecherin sagte.

Das Insolvenz-Schutzschirmverfahren soll in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger schützen. Die Geschäftsführung kann das Unternehmen weiter verantwortlich lenken und selbstständig sanieren. Ihr wird allerdings ein Anwalt als sogenannter Sachwalter zur Seite gestellt.

Weg des Schutzschirmverfahrens wurde "bewusst gewählt"

Es gehe darum, "das Unternehmen im Schulterschluss insbesondere mit der Vermieter- und Lieferantenbasis nachhaltig auf die neuen Marktgegebenheiten auszurichten", erklärte die Gries Deco Company. Mit Sven Tischendorf und Alexander Höpfner seien zwei "marktbekannte und insbesondere auch im Einzelhandelssektor sehr erfahrene Schutzschirmexperten" in die Geschäftsführung berufen worden. Anfang des Jahres hatte bereits Unternehmensgründer Christian Gries wieder selbst den Chefposten übernommen.

"Der Weg des Schutzschirmverfahrens wurde sehr gut vorbereitet und bewusst gewählt", erklärte Gries laut Mitteilung. "Wir werden sehr zügig auf alle Beteiligten – insbesondere natürlich Mitarbeiter, Vermieter, Lieferanten und Geschäftspartner – zugehen und gemeinsam die nächsten Schritte besprechen." Das Unternehmen und sein Geschäftsmodell sollen demnach "nachhaltig" erfolgreich ausgerichtet werden.

Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens soll uneingeschränkt weiterlaufen. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in Deutschland seien bis September gesichert. Ziel sei es, spätestens zum Jahreswechsel einen Plan zur Neuausrichtung des Unternehmens zu haben.

Für die 34 Depot-Standorte der Gruppe in der Schweiz werde das Schutzschirmverfahren absehbar keine relevanten Auswirkungen haben. Für die Standorte in Österreich sei es das Ziel, einen großen Teil dieser fortzuführen.

Depot-Kette bereits in den vergangenen Jahren in der Krise

Bei der Handelskette aus dem unterfränkischen Niedernberg mit ihren 500 Geschäften gab es bereits in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten. Nach dem Einstieg des Schweizer Handelsriesen Migros im Jahr 2009 hatte Depot einen aggressiven Expansionskurs verfolgt. Die Zahl der Filialen stieg von 109 auf 500, der Umsatz kletterte gewaltig.

Die Gewinne wuchsen aber nicht im gleichen Tempo, im Gegenteil: Das Unternehmen machte Verluste. 2019 verkaufte Migros seine 90-prozentige Beteiligung an dem Wohnaccessoire-Anbieter an den bisherigen Unternehmenschef und Gründerenkel Christian Gries. Er war bis dato mit 10 Prozent am Unternehmen beteiligt.

Mehr als 4.000 Mitarbeiter allein in Deutschland

Nach Unternehmensangaben erwirtschaftete die Gries Deco Company GmbH zuletzt einen Umsatz von rund 390 Millionen Euro. Angaben zu Gewinn oder Verlust wurden nicht gemacht.

Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben mehr als 300 Filialen in Deutschland und ist zudem in Österreich und der Schweiz aktiv. Im gesamten deutschsprachigen Raum sind es demnach 530 Filialen. In Deutschland beschäftigte die Kette im vergangenen Jahr im Schnitt 4.400 Menschen. (dpa/AFP/tas)

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