Die Heizungswende sorgt in Deutschland seit Wochen für Diskussionen. Nun soll das Wärmepumpen-Geschäft von Viessmann an einen US-Konkurrenten verkauft werden. Die Monopolkommission glaubt nicht, dass dem Deal etwas im Weg steht.

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Die Monopolkommission erwartet grünes Licht für die Übernahme der Klimatechnik-Sparte des Heizungsherstellers Viessmann durch den US-Konzern Carrier Global.

"Die Prüfung dieser Fusion durch die Kartellbehörden wird zeigen, ob damit Wettbewerbsprobleme verbunden sind. Es spricht nicht viel dafür", sagte der Vorsitzende des unabhängigen Beratungsgremiums, Jürgen Kühling, der "Rheinischen Post".

"Mit dem sprunghaften Anstieg der Wärmepumpen-Nachfrage in Deutschland aufgrund des geplanten Verbots von Gas- und Ölheizungen kommen auf die Hersteller offensichtlich rosige Zeiten zu. Dies ruft natürlich auch ausländische Anbieter auf den Plan, was für die Verbraucherinnen und Verbraucher nur gut sein kann."

Monopolkommission erwartet sinkende Herstellerpreise

Die deutschen Hersteller seien im internationalen Vergleich "eher klein und bisher vergleichsweise abgeschottet, weil die deutschen Handwerker über Fachschulungen und Kundendienstbeziehungen eng an Hersteller wie Viessmann oder Bosch gebunden sind", sagte Kühling.

Perspektivisch werde sich das ändern, wenn die großen Hersteller aus Japan, Südkorea oder China ihr Angebot in Europa ausweiten. "Größere Produktionszahlen ermöglichen die Nutzung von Skalenerträgen, was wiederum die Herstellerpreise senken dürfte."

Viessmann hatte am Dienstagabend mitgeteilt, seine Klimatechnik-Sparte, zu der auch das Wärmepumpen-Geschäft gehört, für zwölf Milliarden Euro an den Klimaanlagenhersteller Carrier Global zu verkaufen.

FDP und Union sehen Verkauf kritisch

Die Übernahme der Klimatechnik-Sparte des hessischen Heizungsbauers durch den US-Konzern fachte die Debatte über das Heizungsgesetz der Ampelregierung weiter an. Unions- und auch FDP-Politiker warfen Habeck vor, mit den strengen Vorgaben für neue Heizungen die Hersteller zu überfordern.

"Geistiges Eigentum und Produktion sind nicht auf Dauer in Deutschland gesichert", hieß es am Mittwoch etwa aus der FDP-Parteispitze mit Blick auf den Verkauf. "Ganz offensichtlich haben Verunsicherung und die befürchtete Überbeschleunigung der Wärmewende diese Entscheidung forciert."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte derweil eine Prüfung der Übernahme an. Er deutete aber an, dass er die Notwendigkeit eines staatlichen Eingreifens im Fall Viessmann für unwahrscheinlich halte.

Viessmann: Verkauf notwendig, um international konkurrenzfähig zu bleiben

Das Unternehmen selbst bezeichnete den Schritt als notwendig, um weiter gegen weltweite Konkurrenten bestehen zu können. Es handele sich um eine Investition in einen Strukturwandel, sagte Viessmann-Geschäftsführer Max Viessmann im Hessischen Rundfunk.

Durch den bevorstehenden Boom in der Sparte Wärmepumpen müsse Viessmann seine "über 100-jährige industrielle Vergangenheit in wenigen Monaten und Wochen umbauen". Asiatische und amerikanische Unternehmen hätten Vorteile, da dort der Markt "vor allem dominiert ist durch Klimagerätehersteller". Wesentliche Bauteile von Klimageräten sind denen von Wärmepumpen sehr ähnlich.

"Durch den Zusammenschluss entsteht aus einer Position der Stärke heraus ein schnell wachsender Innovationsführer in einem hart umkämpften Markt", sagte Firmenchef Viessmann, der auch einen Sitz im Carrier-Verwaltungsrat erhalten soll.

Carrier Global-Chef: "Wir kommen, um in Deutschland zu investieren"

Der Chef des US-Konzerns, David Gitlin, bemühte sich derweil, Befürchtungen in Deutschland auszuräumen. "Es geht nicht um Job-Abbau. Wir kommen nicht, um Fabriken zu schließen - im Gegenteil", sagte Gitlin bei einer Konferenzschalte mit Investoren und Finanzanalysten.

"Wir kommen, um in Deutschland zu investieren, um in die Belegschaft zu investieren, in Wachstum zu investieren", verkündete der Global-Carrier-Chef. Viessmann sei ein "phänomenales" Unternehmen, das "gewaltige" Gelegenheiten biete.

Die für die Heizungswende wichtigen Wärmepumpen werden nach Einschätzung von Experten künftig vor allem außerhalb Deutschlands gebaut. Schon vor dem Verkauf der Viessmann-Klimasparte sei zunehmend im europäischen Ausland investiert worden, berichtet das Münchener Beratungsunternehmen S&B Strategy.

Beispiele seien Werke von Bosch und Viessmann in Polen sowie von Vaillant in der Slowakei. Dort lockten schnellere Genehmigungsverfahren, geringere Energiepreise und niedrigere Lohnkosten. (afp/thp)

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