Vergangene Woche hat die Bundesregierung ihre Prognose für die schwächelnde deutsche Wirtschaft leicht angehoben. Die neue Prognose der OECD zeigt in die andere Richtung.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland erneut nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr erwarten die Konjunkturexperten der Organisation nur noch ein Plus von 0,2 Prozent, wie aus dem in Paris veröffentlichten Wirtschaftsausblick hervorgeht.
Bereits im Februar hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einem Zwischenbericht ihre Wachstumsprognose für Deutschland gesenkt. Statt der noch im November angenommenen 0,6 Prozent ging sie damals von 0,3 Prozent Zuwachs aus. Für das kommende Jahr rechnet die OECD dann mit mehr Schwung der deutschen Wirtschaft und einem Konjunkturplus von 1,1 Prozent.
Wo hakt es beim Wirtschaftswachstum?
Als Wachstumshemmnis sieht die Organisation vor allem Unsicherheit mit Blick auf geplante steuerliche Anreize für «grüne» Investitionen, nachdem das Bundesverfassungsgericht die Umwidmung von 60 Milliarden Euro im Etat 2021 in den Klima- und Transformationsfonds für nichtig erklärt hatte. Dies belaste das Vertrauen von Investoren. Auch hohe Zinssätze hätten Investitionen unter anderem auf dem Wohnungsmarkt gedrückt.
Für das kommende Jahr geht die OECD von einem stabilen Wachstum der deutschen Exporte aus. Die zurückgehende Inflation und steigende Löhne führten zudem bereits zu mehr Kaufkraft und steigendem Privatkonsum, was der Wirtschaft zugutekomme.
Private Investitionen werden laut der OECD-Prognose allmählich wieder anziehen - auch im Zuge neuer Lieferketten, der Digitalisierung und des Ausbaus erneuerbarer Energien.
Was sollte Deutschland tun?
Um private und öffentliche Investitionen in die Höhe zu treiben, sollte Deutschland aus Sicht der OECD die Verwaltung weiter digitalisieren und den Verwaltungsaufwand verringern. Auch raten die Fachleute zu mehr Flexibilität bei den Steuerregeln.
Mehr Effizienz bei öffentlichen Ausgaben und weniger umweltschädliche Steuerausgaben würden Spielraum schaffen, um den großen Rückstau im Bereich der Infrastruktur anzugehen und «grüne» Investitionen zu fördern. Gegen den Fachkräftemangel empfiehlt die OECD mehr Anreize für Frauen, Ältere und Geringverdiener. Zudem sollten die Aus- und Fortbildung verbessert werden.
Weltweit erwartet die OECD in diesem Jahr ein Wachstum von 3,1 Prozent und 3,2 Prozent im kommenden Jahr. Im Euroraum geht sie von einem Zuwachs von 0,7 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent aus.
Die in Paris ansässige OECD vereint Länder, die sich zu Demokratie und Marktwirtschaft bekennen. Mittlerweile sind neben großen Volkswirtschaften wie Deutschland, den USA und Japan auch Schwellenländer wie Mexiko und Chile Mitglied. (dpa/nib)
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