• 56 Prozent der Deutschen finden den Bahnstreik laut einer Umfrage unangemessen.
  • Hauptgrund für die Ablehnung ist, dass die Streiks "die Bahn nach Corona unnötig schwächen".
  • Am Samstag ab 17 Uhr beginnt ein weiterer Streik im Güterverkehr der Deutschen Bahn. Am Montagmorgen folgt der Personenverkehr.

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Mehr als die Hälfte der Deutschen lehnt einer Umfrage zufolge die Bahnstreiks der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) ab. 56 Prozent der Deutschen halten die Arbeitsniederlegungen für unangemessen, nur ein knappes Drittel halte die Streiks für angemessen, ergab einem Bericht der Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) zufolge eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey.

51,4 Prozent der Befragten sind dem Bericht zufolge gegen die Streiks, weil sie "die Bahn nach Corona unnötig schwächen". 49 Prozent lehnen sie ab, weil sie "die Urlauber in den Ferien zu hart betreffen", 49,5 Prozent, "weil sie die Wirtschaft nach Corona hart treffen". Die Umfrage mit etwa 2.500 Befragten hatte der Bahn-Arbeitgeberverband MOVE in Auftrag gegeben.

Am Samstag ab 17 Uhr beginnt ein weiterer Streik im Güterverkehr der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Mitglieder aufgerufen, die Züge bis in die Nacht zu Mittwoch stehen zu lassen. Im Personenverkehr wird vom frühen Montagmorgen bis zum frühen Mittwochmorgen gestreikt.

Wirtschaftsverbände kritisieren die GDL

Kritik am Vorgehen der GDL gibt es nicht nur aus der Bevölkerung, sondern auch aus der Wirtschaft. "Die deutsche Wirtschaft versucht gerade erst, nach der Corona-Pandemie Fuß zu fassen", teilte etwa die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) mit und rief die GDL auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Besonders auf die Güterbahn angewiesen sind etwa die Chemie- und Stahlindustrie, aber auch die Autobranche.

Die Deutsche Bahn hat 2020 rund 43 Prozent aller Güter auf der Schiene transportiert, das übrige Geschäft übernahmen Konkurrenten. Sie sind vom Streik nicht betroffen.

Beim ersten Streik dieser Tarifrunde in der vergangenen Woche kamen ihre Züge sogar etwas schneller durch, wie das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen bilanzierte. Die Gefahr, dass Lieferketten reißen, sieht der Verband erst bei einer längeren Streikwelle.

Der GDL geht es unter anderem um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Sie fordert Lohnerhöhungen von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr.

Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern hinnehmen. Holt sie mehr raus als die EVG, kann die GDL bei den Beschäftigten auch im Konkurrenzkampf der beiden Gewerkschaften punkten.

Die Deutsche Bahn bietet der GDL zwar 3,2 Prozent an, die Erhöhung soll demnach jedoch später greifen als von der Gewerkschaft gefordert.

Der Konflikt ist festgefahren. Eine Schlichtung lehnt die Gewerkschaft ab. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums teilte am Freitagnachmittag mit: "Dass die Frage der Schlichtung mehr denn je im Raum steht, ist offensichtlich." (dpa/mko)

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