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Fast stündlich kommen neue Negativschlagzeilen über den großen Teich geschippert. Die amerikanische Finanzkrise zieht immer weitere Kreise. Namen wie Lehman Brothers oder der Versicherer AIG sind dabei nur zwei Spitzen des großen Eisberges - die Krise ist längst nicht überwunden. Amerika ist mehrere tausend Kilometer entfernt: Heißt das, dass deutsche Anleger vor Verlusten sicher sind?

Durch Globalisierung und weitreichende Verflechtungen der großen Investmentfonds gibt es keine feste Trennlinie zwischen den USA und dem deutschen Finanzmarkt. Deutsche Anleger sollten sich Gedanken um ihre Geldanlagen machen.

Wer aktuell Finanzberater nach ihrer Meinung zum Umschichten von angelegtem Kapital oder zu Neuinvestitionen befragt, wird die unterschiedlichsten Antworten hören. Es gibt keine eindeutigen Verhaltensregeln für Privatkunden. Auf den nächsten Seiten zeigen wir dennoch einige Möglichkeiten auf, wie man auf die Krise reagieren kann.

Auf der Achterbahn mit Aktienkursen

Derzeit kriselt es heftig in der Banken- und Versicherungsbranche. Infolge dessen gaben die Aktienkurse und damit die Börsenindizes weltweit dramatisch nach. Wer also Geld in Aktien und speziell in Finanztitel angelegt hat, sollte trotzdem nicht panisch reagieren. Denn wer jetzt seine Aktien verkauft, wird hohe Verluste machen, weil er die Wertpapiere zu einem höheren Kurs gekauft hat. Kühle Köpfe halten also ihre Aktien - mit dem Risiko, bei einer Pleite der entsprechenden Unternehmen einen Totalverlust hinzunehmen.

Sehr hohes Risiko gehen Neuanleger ein: Wer momentan billige Papiere etwa der Lehman Brothers kauft, kann unter Umständen ein wirklich gutes Schnäppchen machen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist derzeit allerdings - auch wenn wirklich die britische Bank Barclays bei Lehman Brothers einsteigt - sehr gering. Da Indizes wie der Dow Jones und der Dax gerade komplett in die Knie gehen, sind auch andere Aktienkäufe nicht ratsam. Das Risiko von hohen Verlusten ist zu hoch.

Wer trotzdem das Spiel mit dem Feuer liebt, kann auf Fonds wie den db-x-Trackers setzen, der sich in seiner Entwicklung genau spiegelbildlich zum Dax verhält. Sinkende Indizes lassen diesen Fonds also hinzugewinnen. Aber wer weiß schon, wann Dow Jones oder Nikkei wieder ins Plus drehen? Dann drohen Verluste.

Fonds bieten keine Garantie

Für Fonds gilt im Prinzip genau dasselbe: Wer Anteile an stark aktienorientierten Fonds besitzt, macht jetzt Verluste. In einigen Fällen halten Aktienfonds jedoch eine breite Palette an unterschiedlichen Titeln. Dann könnte sich zumindest langfristig der gehandelte Wert der Fonds erholen. Das heißt: Wer das Geld nicht zwingend jetzt braucht, sollte die Fondsanteile nicht verkaufen, läuft aber Gefahr, von noch schlechteren Kursen überrascht zu werden.

Doch gibt es auch Fonds, die konsequent auf sicheren Finanzbesitz setzen. Immobilien und staatliche Anleihen sind für Fondsbesitz eigentlich eine gute Ausgangssituation. Stehen die Fonds-Immobilien jedoch in den USA, wird der Anleger wenig Freude haben. Die US-Hypothekenkrise, die den aktuellen Abschwung eingeleitet hat, lässt grüßen.

Schließlich gibt es weitverbreitet Fonds, die wiederum Anteile an anderen Fonds halten. Auch hier gilt: Liegt der Besitz zurzeit vor allem bei Banken, Finanzdienstleistern oder Aktien, sinken die Kurse, es drohen Verluste.

Volles Risiko mit Zertifikaten

Mit Zertifikaten spekuliert der Anleger auf zukünftige Entwicklungen. Diese Inhaberschuldverschreibungen der Banken hängen von der Zahlungsfähigkeit des Ausstellers ab. Zertifikate sind also in unsicheren Börsenzeiten mit einem hohen Risiko verbunden.

Jüngstes Beispiel ist Lehman Brothers, deren Pleite kürzlich bekannt wurde. Die deutsche Tochter soll mit einem zweistelligen Milliarden-Betrag in Euro in der Kreide stehen. Doch noch vor wenigen Wochen lockten deutsche Privatbanken mit Lehman-Brothers-Zertifikaten, weil diese eine hohe Verzinsung versprächen.

Zwar steht die "Vollkasko-Versicherung" des Bundesverbandes Deutscher Banken, der Einlagensicherungsfonds, für den Ausfall ein, doch liegen die derzeitigen Einlagen von vier Milliarden Euro weit unter den Verlusten von Lehman Brothers. Den Anlegern droht ein Totalausfall. Dann bleibt schlussendlich noch der Rechtsstreit - mit langer Prozessdauer und ungewissem Ausgang.

Der vermeintlich sichere Hafen

Noch stehen die deutschen Banken vergleichweise gut da. In der Krise brauchen jedoch auch die einheimischen Geldinstitute verstärkt liquide Mittel. Das veranlasst Commerzbank, Dresdner Bank oder Postbank, ihren Kunden attraktive Angebote zu machen. Die Verzinsung bei Fest- und Tagesgeld sowie für Sparbuch-Einlagen steigt also.

Nach Jahren des Mauerblümchen-Daseins treten diese Finanzprodukte aus dem Schatten von vermeintlich attraktiven Fonds- und Aktienangeboten, die sich immer mehr als wacklige Kandidaten entpuppen. Als unverwüstlich stellt sich auch teures Metall dar: Mit den sinkenden Rohstoffpreisen sank zwar kurzfristig der Goldpreis, doch dürfte der Preis für das Edelmetall bald wieder anziehen. Gold gilt als krisensicher.

Resitent gegen Dellen in der Konjunktur und Abwärtsfahrten der Finanzmärkte sind Bundesanleihen. Solange der Staat nicht Pleite geht, sind deren Gewinne sicher. Bestehende Anleihen der öffentlichen Hand können sogar an der Börse gehandelt werden.

Keine Sicherheit

Die echte Sicherheit gibt es auf den Geldmärkten nicht. Schon jetzt hat die Krise Auswirkungen auf die Konjunktur in Europa. Zieht der Finanzabschwung weitere Kreise, könnte er massiv den alten Kontinent erreichen. Folgen wie beim Börsencrash in den 20er-Jahren sind nicht auszuschließen. Massenarbeitslosigkeit, eine starke Inflation und damit die Verarmung Vieler wären die Konsequenz.

Zurzeit tuen die nationalen Banken jedoch alles, dass es zu diesem Horrorszenario nicht kommt. Die Europäische Zentralbank oder die Amerikanische Notenbank pumpen täglich Milliarden von Euro und Dollar in den Markt. Die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) ist sogar dazu übergegangen, großen Unternehmen wie Fannie Mae oder Freddie Mac finanziell unter die Arme zu greifen und Anteile an den Privaten zu erwerben.

Wenn alles gut geht - das heißt, wenn das Straucheln der amerikanischen Finanzdienstleister möglichst bald endet - könnte Europa mit einem blauen Auge davon kommen. Dann wird es jedoch wichtig sein, die Lehren aus dem Megaabschwung zu ziehen. Schon jetzt werden die Stimmen laut, die globale Spielregeln für Finanzjongleure fordern. Doch noch ist das ganze Ausmaß der Krise gar nicht abzusehen.

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