Geschenke, Glühwein, Weihnachtsmarkt – in der besinnlichen Zeit geben die Deutschen Jahr für Jahr besonders viel Geld aus. Aber wofür eigentlich? Und wer profitiert von dem weihnachtlichen Geldsegen?

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Blickt man auf die Umsatzprognosen des Einzelhandels für die Weihnachtszeit kann einem schon mal ein kräftiges "Ho, Ho, Ho" rausrutschen.

Allein im November und Dezember rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) mit Einnahmen von insgesamt fast 88 Milliarden Euro. Das sind gut 20 Prozent des Jahresumsatzes der Verbandsmitglieder.

Damit ist Weihnachten als umsatzstärkste Phase des Handels absoluter Liebling.

Panikkäufe am Samstag


Der umsatzstärkste Tag im Kalenderjahr war am vergangenen Wochenende - durchschnittlich shoppen rund neun Millionen Käufer am Samstag vor Weihnachten.

Das geht aus einer internationalen Studie der deutschen Gutschein-Plattform "RetailMeNot" hervor. Die Einkäufe auf den letzten Drücker dürften über eine Milliarden Euro einbringen, so das Ergebnis der Studie.

Für die Berechnungen der Umsatzprognosen wurden die letzten sechs Wochen des Jahres ab Mitte November von 50 Einzelhändlern betrachtet.

"Viele Kunden sind bis kurz vor Weihnachten noch nicht mit ihren Einkäufen fertig geworden und müssen für die letzten Besorgungen und Panikkäufe in die Ladengeschäfte. Dadurch bleibt der letzte Samstag vor Weihnachten ein Eckpfeiler des stationären Handels", so Karina Spronk, Leiterin Partner Management Deutschland bei RetailMeNot.


Boom bei Spielwaren und Süßigkeiten

Ob Schokolade, Marzipan oder Lebkuchen: "Die Weihnachtszeit ist die wichtigste Zeit im Jahr", heißt es auch beim Bundesverband der Süßwarenindustrie.

Im vergangenen Jahr wurden allein 146 Millionen Schoko-Nikoläuse produziert – wobei die weltweit größten Hersteller in Deutschland sitzen.

Auch der Spielwaren-Einzelhandel kommt beim Vorweihnachtstrubel ordentlich auf seine Kosten. Nach Angaben des Bundesverbands macht das Geschäft vor Weihnachten rund 40 Prozent ihres Gesamtumsatzes aus.

Zudem profitiert die Branche von dem Kinostart des Kassenschlagers "Star Wars" am vergangenen Mittwoch.

Die Weltraum-Saga habe das Zeug zum "Blockbuster im Spielwarengeschäft", sagt Willy Fischel, Geschäftsführer beim Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels gegenüber der Deutschen Presseagentur dpa. "Der Spielwaren-Fachhandel erwartet ein galaktisches Weihnachtsfest", so Fischel.


Milliardengeschäft Weihnachtsmärkte

Glühwein, Schmalzgebäck und allerlei Handwerkskunst: Für die Budenbetreiber der rund 2.500 Weihnachtsmärkte in Deutschland beschert die Vorweihnachtszeit sogar Gewinne in Milliardenhöhe.

Was die einzelnen Besitzer in den vier bis sechs Wochen umsetzen, wird meist verschwiegen. Nach Recherchen des wissenschaftlichen Instituts des Handels "EHI Retail Institute" erzielten die Weihnachtsmärkte in Deutschland einen Gesamtumsatz von 2,6 Milliarden Euro. Damit stehen sie in Europa an der Spitze.

Beim Geschäft mit Weihnachtsbäumen sieht es hingegen düster aus. Händler erwarten kein so gutes Jahr. Es gebe ein Überangebot, folglich gingen die Preise runter, heißt es bei den Christbaum-Erzeugern.

Im vergangenen Jahr wurden laut Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger rund 23 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Ein Baum kostet je nach Art zwischen 8 und 22 Euro pro Meter.

Deutsche greifen tiefer ins Portemonnaie


Wenn es um das traditionelle Beisammensein geht, greifen die Deutschen in diesem Jahr besonders tief in die Tasche. Fast 700 Euro macht jeder Haushalt für Geschenke, Essen und Trinken, Reisen und Dekoration im Durchschnitt locker.

So ein weiteres Ergebnis der "RetailMeNot"-Studie. Damit steigt die Großzügigkeit der Bundesbürger im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent.

Im internationalen Vergleich liegen die Deutschen über dem europäischen Schnitt von 615 Euro, weit vor den Spaniern (391 Euro) und Italienern (441 Euro). Nur die Briten zeigen sich deutlich spendabler mit Ausgaben von 938 Euro.

Größte Ausgaben bei Geschenken

Mehr als die Hälfte der Ausgaben rund um Weihnachten lassen die Deutschen für das alljährliche Geschenkeshopping springen – insgesamt 387 Euro pro Haushalt.

Wobei ein deutscher Haushalt im Durchschnitt aus zwei Personen besteht. Jeder dritte Euro fließt zu Weihnachten in den Einkauf von Essen und Getränken (224 Euro).

Ob mit der Bahn, mit dem Auto, per Bus oder Flugzeug: Am Heiligen Abend kommen alle zusammen. Dafür geben die deutschen Haushalte durchschnittlich 54 Euro aus. Für Weihnachtsschmuck, Kerzen und Co. fließen schließlich noch 32 Euro.

Rechnet man die Ausgaben für Geschenke pro Kopf, kommt man auf 213 Euro. Fast die Hälfte davon geben die Deutschen für Kleidung und Technik aus. Gefolgt von Spielzeug im Wert von 35 Euro.

Um die 15 Euro zahlen sie jeweils für Bücher, Schmuck und Beauty-Produkte aus.

E-Commerce boomt

Auch wenn hiesige Ladenverkäufer stets den Großteil der Einnahmen verbuchen, wächst lediglich der Online- und mobile Handel. Fast jeder fünfte Euro wird dieses Jahr über Computer, Tablets und Smartphones ausgegeben.

Insgesamt bringen die Online-Käufe rund 14 Milliarden Euro – gut 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Allein an den Online-Aktionstagen "Black Friday" und "Cyber Monday" wurden laut einer Studie 924 Millionen Euro Umsatz erzielt.

Der stationäre Handel muss sich in diesem Jahr auf Verluste einstellen. Der Gesamtumsatz wird gegenüber dem letzten Jahr voraussichtlich um 0,6 Prozent auf 60,1 Milliarden Euro schrumpfen.

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