Der 12. Februar ist nicht nur der Geburtstag von Forscher Charles Darwin sondern auch offizieller "Darwin-Tag". 2014 würde der Entdecker der Evolutionstheorie 205 Jahre alt. Doch seine Theorie, die heute wissenschaftlich anerkannt ist, kann eine wichtige Frage nicht beantworten. Wie entstand das Leben auf der Erde? Die Gelehrten streiten sich mit teilweise sehr skurrilen Überlegungen.

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Die Evolutionstheorie von Charles Darwin erklärt die Entstehung der Lebewesen auf der Erde und auch die Entstehung des Menschen mit natürlicher Selektion: Erfolgreiche Exemplare passen sich an ihren jeweiligen Lebensraum optimal an, pflanzen sich dadurch vermehrt fort und geben ihre Veranlagungen an die Generationen nach ihnen weiter. Durch diese Spezialisierung entstehen neue Arten, alte werden durch Dominanz verdrängt.

Zudem setzt die Theorie einen gemeinsamen Vorfahren aller Lebewesen auf der Erde voraus. Das bedeutet, dass beispielsweise der Mensch zumindest auf der Ebene der Gene mit allen anderen Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen "verwandt" ist. So kann man sich die evolutionäre Vergangenheit des Menschen als großen Baum vorstellen in dessen Krone unsere heutige Form "Homo sapiens" zu finden ist. Folgt man nun dem Lauf der Äste Richtung Wurzel, findet man an den Verzweigungen zwischen den Ästen und dem Stamm die gemeinsamen Vorfahren unserer Art – von den Urmenschen, über Affen bis hin zu Säugetieren und deren gemeinsamen Ursprung. In der Wurzel befindet sich der Ursprung allen Lebens, doch wie das Leben entstanden ist, darüber macht die Evolutionstheorie keine Aussage. Das versuchen andere Theorien zu erklären – auch mit wissenschaftlich nicht belegbaren Annahmen.

Kreationismus: Gott erschuf die Welt

Der Kreationismus erklärt die Entstehung des Lebens und des Menschen mit der Genesis, dem 1. Buch Mose in der Bibel – und zwar wörtlich. Demnach erschuf Gott binnen sechs Tagen das Universum, die Erde und alle Lebewesen. Aus dem Text leiten die Anhänger der Theorie ein Alter der Erde von rund 6.000 Jahren ab. Funde wie Dinosaurierskelette werden damit erklärt, dass die Reptilien während der Sintflut ertranken, während sich alle anderen Lebewesen auf Noahs Arche befanden. Wissenschaftlich anerkannte Methoden zur Altersbestimmung, welche diese Theorie widerlegen, werden als zu ungenau angesehen. Es fehle ein Augenzeuge, der diese Annahmen bestätigt, während man selbst mit dem Verfasser der Bibel eine solche Person vorweisen könne.

Was zunächst seltsam klingt, findet allerdings immer mehr Anhänger. In den USA wird der Kreationismus in manchen Schulen als gleichwertige Theorie neben der Evolution gelehrt. Eine gefährliche Entwicklung wie viele Wissenschaftler finden. Erst kürzlich lieferte sich der US-Wissenschaftler und Fernsehmoderator Bill Nye eine heftige Debatte mit Ken Ham, dem Gründer eines Kreationismus-Museums. Das Ergebnis lässt sich in zwei einfachen Antworten zusammenfassen. Auf die Frage, was die Kontrahenten von ihrer aktuellen Meinung abbringen könnte, antwortete Nye: "Wissenschaftliche Beweise. Und ich ermuntere jeden dazu, solche vorzubringen." Hams Antwort auf die gleiche Frage lautete: "Nichts. Ich bin gläubiger Christ."

Panspermie: Wir sind Aliens

Auch wenn die Panspermie-Theorie einen etwas anzüglichen Namen tragen mag, trifft der Begriff den Inhalt perfekt: Denn ähnlich wie eine Eizelle durch ein Spermium befruchtet wird, geht diese Vorstellung davon aus, dass Leben durch einen Himmelskörper aus dem All auf die Erde kam. Für die Befürworter besteht ein großer Widerspruch in der jetzigen Auffassung zur Entstehung des Lebens. Für sie existiert ein Gegensatz zwischen der hohen Komplexität des Lebens auf der einen Seite und der vergleichsweise kurzen Zeit, gesichert rund 1,9 Milliarden Jahre, für seine Entstehung auf der anderen Seite.

Allerdings stellen sich der Theorie in der Praxis mehrere Hürden in den Weg: Das Leben muss in den interstellaren Raum gelangen, muss dort überleben, in den Einfangsquerschnitt eines bewohnbaren Planeten geraten und schließlich unversehrt in die Biosphäre geraten. Dass es durchaus Lebewesen gibt, die unter extremen Umweltbedingungen existieren, zeigen die sogenannten Extremophile auf der Erde. Sie bewohnen Lebensräume vom Arktis-Eis bis hin zu Geysir-Quellen und den Abklingbecken von Atomreaktoren.

Trotzdem betrachten die meisten Wissenschaftler die Panspermie als reine Spekulation, da der Nachweis von anderem Leben außerhalb der Erde bislang nicht geglückt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Theorie seltsame Blüten treibt: So vertreten manche Wissenschaftler die These, dass Leben von einer außerirdischen Rasse ins All "gesät" wurde, um beispielsweise den Planeten später selbst zu besiedeln. Hierbei verschwimmen allerdings die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion.

Chemische Evolution: Der Mensch aus der Ursuppe

Die aktuell gängigste Hypothese über die Entstehung des Lebens auf der Erde ist die chemische Evolution. Anorganische Moleküle schließen sich durch die Zufuhr von Energie zu organischen Verbindungen und probiotischen Molekülen zusammen, aus denen sich später die ersten Lebewesen entwickeln. Kurz gefasst: In der Ursuppe der frühen Ozeane verbanden sich Moleküle durch Blitzeinschläge, daraus entwickelte sich Leben. Mehrere Experimente zeigten, dass dieser Prozess so stattgefunden haben könnte.

Allerdings fehlt der entscheidende letzte Schritt, weswegen Forscher bislang von einer Hypothese und nicht von einer Theorie sprechen: In welchem Stadium wird aus einem Molekül ein Lebewesen – wann beginnt "Leben"? Diese fast schon philosophische Frage ist bislang unbeantwortet.

Gesicherte Funde der ersten Lebewesen datieren rund 1,9 Milliarden zurück. Manche Forscher meinen, in Gesteinsproben Fossilien von Algen entdeckt zu haben, die rund vier Milliarden Jahre alt sind. Allerdings sind diese Fund umstritten. Doch eines ist sicher: Sollte sich der entscheidende Beweis eines Tages finden, hat eine Theorie einen Vorteil gegenüber den anderen Überlegungen und wird sie verdrängen – wie in Darwins natürlicher Selektion der Evolutionstheorie.

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