Die These zum Aussterben der Dinosaurier, die bisher als am wahrscheinlichsten galt, scheint durch eine neue Studie widerlegt. Doch die Kontroverse darüber, was das Ende der Riesenechsen auslöste, ist alt. Seit Jahrzehnten stehen verschiedene Thesen nebeneinander. Wir stellen drei der wichtigsten Annahmen vor.

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Der bekanntesten Theorie zur Ursache des Sauriersterbens zufolge rottete ein verheerender Meteoriten-Einschlag vor 66 Millionen Jahren die Riesenechsen aus. In einer neuen Studie haben britische Forscher nun jedoch nachgewiesen, dass das Artensterben unter den Sauriern schon viele Millionen Jahre vor der großen Katastrophe begann.

Über lange Zeit seien nach und nach deutlich mehr Dinosaurier-Arten verschwunden als sich neue gebildet hätten, schreibt die Forschergruppe um Manabu Sakamoto von der University of Reading in einem Artikel in den "Proceedings" der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA.

Die Arbeit macht aber nur eine Kontroverse deutlich, die in der Wissenschaftswelt schon seit Jahrzehnten herrscht: Unter Paläontologen galt die These darüber, dass ein großer Meteoriten-Einschlag den Sauriern ein Ende bereitete, auch vorher keineswegs als gesichert.

Die Frage, ob die Saurier plötzlich oder nach und nach von der Erdoberfläche verschwanden, spaltet die Forschungswelt – sehr grob betrachtet – in zwei Lager. Auf der jeweiligen Grundannahme bauen unterschiedliche Thesen auf.

Der große Einschlag

Die Wissenschaftler um den Nobelpreisträger Luis Walter Alvarez und dessen Sohn Walter Alvarez sind die Begründer der nach ihnen benannten Alvarez-Hypothese über den katastrophalen Asteroiden-Einschlag.

Sie entdeckten in den Gesteinsschichten, die die Zeit des großen Artensterbens am Ende der Kreidezeit abbilden, eine hohe Konzentration an Iridium. Das plötzliche Auftreten großer Mengen des Materials deutete darauf hin, dass es aus dem Weltall durch den Einschlag eines sehr großen Himmelskörpers eingetragen wurde. Das Auftreten von Asche und Gesteinsfragmenten, die bei extremer Hitze entstehen, untermauert die Annahme.

Später wurde in Mexiko der 66 Millionen Jahre alte Chicxulub-Krater entdeckt. Seine Ausmaße deuten auf einen Einschlag hin, der entsprechend verheerende Auswirkungen auf das Weltklima gehabt haben könnte.

Monatelang muss dichter Staub die Sonne abgedunkelt haben. Die Atmosphäre kühlte deutlich ab. Pflanzen gingen ein und mit ihnen viele Tiere, denen die Nahrungsgrundlage fehlte. Nachdem der Dunst sich gelegt hatte, stieg die Temperatur durch Treibhauseffekte deutlich höher als vor dem Einschlag.

Vulkanausbrüche

Am Ende der Kreidezeit gab es auch eine Reihe von gewaltigen Vulkanausbrüchen. Das Forscherteam um den Geowissenschaftler Blair Schoene konnte anhand von ausführlichen Gesteinsproben nachweisen, dass die heftigen Eruptionen etwa 250.000 Jahre vor dem endgültigen Aussterben der Saurier begann und 500.000 Jahre danach endete.

Dabei wurden riesige Mengen an Kohlendioxid und Schwefelgasen in die Atmosphäre geschleudert. Eine viele Jahrhunderte lange Serie von heftigen Vulkanausbrüchen könnte ähnliche Auswirkungen auf das weltweite Klima gehabt haben wie der Einschlag eines gigantischen Asteroiden.

Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass ausströmende Lava ebenfalls zu einer hohen Iridium-Konzentration an der Erdoberfläche führen kann.

Ein langsames Aussterben der Saurier würde eher die These von Vulkanausbrüchen als Ursache stützen. Ein plötzliches Ende könnte wahrscheinlicher durch einen Asteroiden-Einschlag herbeigeführt sein.

Siegeszug der Säuger

Andere Wissenschaftler sind wiederum der Ansicht, dass weitere Faktoren über die Katastrophen-Szenarien hinaus zu wenig beachtet werden. Dass es am Ende der Kreidezeit starke globale Klimaveränderungen gab, ist unumstritten. Das erklärt aber nicht, warum ausgerechnet die Dinosaurier ausstarben.

Die Forscher um Marcus Clauss und Daryl Codron von der Universität Zürich machen in einem Artikel im Fachjournal "Biology Letters" die Tatsache, dass die Riesenechsen Eier legten, dafür verantwortlich.

Eier dürfen demnach keine zu dicken Schalen haben, weil Jungtiere sonst nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt würden. Darum waren Dinosaurier-Eier verhältnismäßig klein. Ausgewachsene Saurier waren bis zu 2.500 mal größer als die frisch geschlüpften Tiere.

Somit belegten Dinosaurier während der Phasen ihres Wachstums unterschiedlichste Nischen und standen in Konkurrenz zu verschiedenen anderen Tierarten. Clauss und seinen Kollegen zufolge verdrängten zuerst die Jungtiere der großen Saurier kleinere Dino-Arten.

Durch den Klimawandel veränderte sich die Umwelt jedoch zugunsten kleinerer Lebewesen. Der Studie zufolge gab es zu diesem Zeitpunkt aber kaum noch kleine Dinosaurier und im Konkurrenzkampf um die knappen Ressourcen setzten sich die Säuger durch.

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