Fast wäre ein wissenschaftlich wertvoller Dinoschwanz zum ordinären Schmuckstück geworden. Forscher schritten rechtzeitig ein.
Auf einem Bernsteinmarkt in Myanmar ist ein gefiederter Dinosaurierschwanz aufgetaucht. Das Stück Bernstein mit dem wertvollen Einschluss sollte als Kuriosum oder Schmuckstück verkauft werden, schreiben die Wissenschaftler Ryan McKellar, Lida Xing und Kollegen in der Fachzeitschrift "Current Biology". Die Verkäufer hielten den 3,7 Zentimeter langen Schwanz mit dem primitiven Gefieder offenbar für ein Stück einer Pflanze.
Xing von der Chinesischen Universität für Biowissenschaften in Peking war 2015 auf dem Markt in der Stadt Myitkyina unterwegs. Er entdeckte dort den Bernstein-Klumpen, erkannte die wissenschaftliche Relevanz und setzte sich für den Erwerb zu Forschungszwecken ein.
Bernstein kann Dinge über Millionen Jahre konservieren
Berstein besteht aus fossilem Harz und ist in der Regel klar bis undurchsichtig gelb. Er entstand vor bis zu 260 Millionen Jahren aus dem zähflüssigen Harz von Bäumen, das im Laufe der Zeit eine feste Substanz wurde. Für Forscher sind besonders die sogenannten Inklusen von Bedeutung, also Einschlüsse von kleinen Tieren oder Pflanzen, die in Bernstein über Millionen von Jahre konserviert werden.
Im Labor untersuchten die Forscher das Stück Schwanz unter anderem mittels Computertomographie und unter dem Mikroskop. "Das neue Material konserviert einen Schwanz eines Jungtieres, der aus acht Wirbeln besteht. Diese sind von Federn umgeben, die bis ins kleinste Detail und in ihrem dreidimensionalen Aufbau erhalten sind", sagte Ryan McKellar vom Royal Saskatchewan Museum im kanadischen Regina.
Forscher sicher: Schwanz stammt von Dinosaurier
Der besondere Aufbau zeige, dass der Schwanz von einem Dinosaurier und nicht von einem frühen Vogel stamme, sagt McKellar. Bei anderen, ähnlichen Proben habe sich das nicht zweifelsfrei nachweisen lassen. Die Wissenschaftler um McKellar und Xing vermuten, dass der Saurierschwanz einem Coelurosaurier gehörte. Diese Saurier gelten als Vorfahren der heutigen Vögel.
Die Forscher gehen davon aus, dass der Dinosaurier in der mittleren Kreidezeit vor etwa 99 Millionen Jahre lebte. Der Schwanz hatte eine kastanienbraune Oberfläche, an der Unterseite war er blass oder sogar weiß. Der besondere Aufbau der einzelnen Federn lasse auch Rückschlüsse auf deren Evolution zu, schreiben die Wissenschaftler. "Bernsteinstücke enthalten winzige Momentaufnahmen aus früheren Ökosystemen. Sie speichern mikroskopische Details, dreidimensionale Anordnungen und instabile Gewebe, die sonst schwer zu untersuchen wären", sagte McKellar. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.