Ein Jade-Amulett könnte die bislang herrschende Vorstellung über die Struktur des Maya-Staates wesentlich ändern. Der Fundort des Artefakts ist außergewöhnlich. Außerdem enthält es eine Inschrift, die den Archäologen neue Erkenntnisse über die Herrschaftsverhältnisse im Reich der Maya ermöglicht.

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Wissenschaftler von der University of California San Diego haben in Nim Li Punit in Belize, ein außergewöhnliches Amulett aus der Maya-Kultur gefunden. In ihrer Veröffentlichung schreiben die Archäologen Chrstian Prager und Geoffrey Braswell, dass der Jade-Anhänger bereits 2015 ausgegraben wurde, sie sich jedoch erst jetzt einer plausiblen Entschlüsselung der Inschrift nähern, die sich auf dem Amulett befindet. Endgültige Einigkeit über deren Bedeutung haben sie demnach aber noch immer nicht erreicht.

Der Fundort im Süden von Belize ist für die Wissenschaftler erstaunlich. "Wir würden etwas Derartiges in den großen Städten der Maya-Welt erwarten. Stattdessen war es hier, weit vom Zentrum entfernt", sagte Archäologe Geoffrey Braswell laut einer Mitteilung der Universität.

Der große Anhänger aus Jade wurde den Archäologen zufolge während religiöser Riten von einem König getragen. Die T-Form des Amuletts entspricht dem Bildzeichen "Ik" der Maya, das Wind und Atem symbolisiert. Der Ritualschmuck stand im Zusammenhang mit Huracán, dem Gott des Windes und Sturmes. Der König hatte mit einem Ritus dafür Sorge zu tragen, dass die Winde den überlebenswichtigen Monsun brachten. Die jährlichen Regenfälle waren essenziell für den Ackerbau.

Inschrift erzählt eine politische Geschichte

Auf der Rückseite des Amuletts befindet sich eine Inschrift aus 30 Hieroglyphen. "Sie erzählt eine politische Geschichte, die sich weit von Nim Li Punit entfernt abspielt", so Braswell.

Die Umgebung des Fundes lege nahe, dass das Amulett nicht erst von späteren Generationen entdeckt und nach Nim Li Punit gebracht wurde. Darum vermutet der Wissenschaftler, dass die Struktur des Maya-Reiches anders war, als bislang angenommen. Neben den bekannten Zentren könnten kleinere Königreiche eine größere Bedeutung gehabt haben.

Laut der Interpretation von Prager und Braswell sagt die Inschrift aus, dass das Juwel für König Janaab' Ohl K'inich hergestellt wurde. Außerdem beschreibe sie die Abstammung des Königs. Seine Mutter stamme demnach aus Cahal Pech im Westen von Belize, sein Vater dagegen aus Guatemala. Daneben sei der Ritus zur Inthronisation des Königs beschrieben und deute außerdem auf eine Verbindung des Königs in die mächtige Maya-Stadt Caracol hin. Die politischen Verbindungen, die sich in der Inschrift zeigen, seien bislang unbekannt gewesen.

Braswell vermutet, dass das Amulett erzählt, wie das Königtum in Nim Li Punit ankam. Möglicherweise sei König Janaab' Ohl K'inich an den Ort übergesiedelt. Es sei auch möglich, dass der große Maya-Staat den Austausch mit regionalen Königen gestärkt habe, um seine Macht auf die Provinzen auszuweiten.

"Wir haben nicht erwartet, politische Verbindungen in den Norden und den Westen von Nim Li Punit zu finden", sagte Braswell über die Ausgrabungsarbeiten. Das Forscherteam will die Untersuchung der Fundstelle in diesem Jahr fortsetzen. Braswell erhofft sich davon weitere Einsichten in die politischen und wirtschaftlichen Verbindungen in dem Raum. Er könne sich vorstellen, dass es auch einen Austausch mit der Karibik gegeben haben könnte.

(ada)

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