Ihr Mund ist weit aufgesperrt. Es ist, als würde die Frau schreien. Tat sie das im Moment ihres Todes? Forscherinnen aus Ägypten haben nun eine 3.500 Jahre alte Mumie genauer untersucht.

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Sie ist zwar nicht die erste gefundene Mumie, die man mit aufgerissenem Mund entdeckt hat. Doch ihr Ausdruck ist besonders intensiv und voller Schrecken, eine schwarze Perücke lässt sie unheimlich wirken. Sie ist als "schreiende Frau" bekannt geworden und ähnelt stark einem der bekanntesten Gemälde der Kunstgeschichte: "Der Schrei" von Edvard Munch (1863-1944).

Im Fachblatt "Frontiers in Medicine" haben Forscherinnen nun ihre Ergebnisse zu genaueren Untersuchungen der 3.500 Jahre alten Mumie veröffentlicht. Die Radiologin Sahar Saleem von der Universität Kairo und ihr Team wollen zumindest ein Rätsel um sie geklärt haben. Ihr Tod soll demnach so qualvoll gewesen sein, wie ihr Gesichtsausdruck es vermuten lässt. Davon war man bisher nicht ausgegangen.

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Entdeckt wurde die Mumie schon vor langer Zeit: bei einer Expedition des New Yorker Metropolitan Museums zum Grab des altägyptischen Baumeisters Senenmut bei Luxor. Unter der Grabkammer stießen Archäologen auf weitere Tote. Die besagte schreiende Frau galt als besonderer Fund mit ihrer schwarzen Perücke und den Ringen aus Silber und Gold. Ihr Gesichtsausdruck warf die Frage auf, was wohl mit ihr passiert sein mochte.

Was schon so aussieht, bestätigen ägyptische Wissenschaftler: Die Frau erlitt Qualen während ihres Todes. © Sahar Saleem

Forscherin aus Kairo glaubt nicht an bisherige Theorie

Zum Einsatz bei den Untersuchungen kamen ein CT-Scanner und spektroskopische Methoden. Das Forscherteam hält fest, dass die Frau etwa 1,54 Meter groß war und ungefähr 48 Jahre alt wurde.

Festzustellen war, dass sie an einer leichten Arthrose der Wirbelsäule litt und vor ihrem Tod mehrere Zähne verloren hatte. Sie war mit hochwertigen, importierten Produkten einbalsamiert worden: Wacholder und Weihrauch. Die Hände hat sie über ihrem Intimbereich zusammengelegt.

Ihr Haar war mit dem Farbstoff Henna und Wacholder gefärbt, die Perücke mit Quarz-, Magnetit- und Albitkristallen behandelt worden. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Locken auf diese Weise versteift wurden.

Frau soll qualvollen Tod gestorben sein

Hochwertige Produkte also, viel Mühe bei der Balsamierung, so passte eine These nicht, von der bisher ausgegangen worden war: dass die Ursache für den offenen Mund schlichtweg auf Nachlässigkeit bei der Mumifizierung zurückzuführen gewesen sei. Für die Forscherin Saleem war diese Annahme nicht schlüssig.

Sie meint, das verzweifelte Gesicht rühre von einem Leichenkrampf, einer schnell einsetzenden Totenstarre, die den Forschenden zufolge unter anderem nach gewaltsamen Todesfällen auftreten kann.

Die Todesursache konnte das Forscherteam bislang nicht ermitteln. Es sei aber davon auszugehen, "dass die Frau schreiend vor Schmerz oder Qual gestorben ist", schließt Saleem. (af)

Verwendete Quelle

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